Mit der Gründung des ersten Kreisjugendrats soll das Mitspracherecht der rund 100.000 Kinder und Jugendlichen im Kreis Mettmann verbessert werden.

Dominik Budych ist gerade mal 19 Jahre alt – und bereits ein „alter Hase“ auf der „Politbühne“: Seit fast sechs Jahren ist er im Haaner Jugendparlament aktiv, seit zwei Jahren dessen Vorsitzender und nun steht der Haaner – gemeinsam mit der 18-Jährigen Anne Herchen aus Hilden – an der Spitze des neugegründeten Kreisjugendrates.

Langjährige Erfahrung in Jugendparlamenten

„Der Kreisjugendrat hat echt viel Potenzial, ich sehe es als einmalige Chance an, dass wir etwas für die rund 100.000 Kinder und Jugendlichen im Kreis bewegen können und ich möchte mich dieser Herausforderung mit meiner Erfahrung und mit viel Leidenschaft stellen“, hatte Dominik Budych in seiner persönlichen Vorstellung um die Wahl zum Vorsitzenden/Sprecher während der konstituierenden Online-Sitzung gegenüber den anderen 28 Mitgliedern betont. Auch Anne Herchen konnte mit ihren Worten und ihrer achtjährigen politischen Erfahrungen im Kinder- und anschließend im Jugendparlament in Hilden zudem noch im Kinder- und Jugendrat NRW ganz offensichtlich überzeugen. „Das neue Gremium ist so wichtig und notwendig für unsere Zukunft, wir müssen stark und mutig sein.“

Vernetzung der Jugendparlamente

Wichtigstes Ziel des Kreisjugendrats: Die Vernetzung der neun kommunalen Jugendparlamente im Kreis (nur Wülfrath hat bislang keins). „Wenn man sich zum Beispiel den Bereich Öffentlichen Nahverkehr anschaut, dann ist es ja schon logisch, dass, wenn wir etwa die bessere zeitliche Taktung einer Buslinie wünschen, nicht nur eine, sondern mehrere Städte involviert sind, da ist es wesentlich effektiver, gemeinsam Ziele zu erarbeiten und deren Umsetzung einzufordern“, erklärt Sprecher Dominik.

Gründung von Arbeitskreisen

Um die inhaltliche Arbeit zu bündeln, wird es künftig vorerst vier Arbeitskreise geben: Mobilität&Soziales, Umwelt&Wirtschaft, Schule&Digitalisierung und Öffentlichkeitsarbeit&Vernetzung. Für die jeweiligen Ergebnisse, vielleicht auch erarbeiteten Forderungen, dürfen allerdings in den entsprechenden Fach-Kreisausschüssen keine Anträge gestellt werden, lediglich Anregungen und Beschwerden. Für die Mitglieder des Kreisjugendrates gibt es aber nun ein Rederecht und das – so sieht es Dominik Budych – sei bereits ein wichtiger Schritt in Richtung Mitbestimmung. „Wenn wir unsere Positionen gut ausgearbeitet haben, dann werden unsere Worte auch Gewicht haben und bestenfalls Überzeugungsarbeit leisten können.“ Nichtsdestotrotz habe man den Punkt „Mehr Recht für Jugendgremien, etwa beim Antragsrecht“ ebenfalls auf der Agenda. „Da muss der Landtag endlich aktiv werden, denn in NRW wird Jugendpartizipation nicht wie in einigen anderen Bundesländern rechtlich vorgesehen und unsere potenziellen Rechte und Pflichten sind deshalb noch unklar“, betont der Sprecher.

Digitalisierung wichtiges Thema

Auch vier Mitglieder des Jugendparlaments (Velbert (Foto) sind im Kreisjugendrat vertreten.
Auch vier Mitglieder des Jugendparlaments (Velbert (Foto) sind im Kreisjugendrat vertreten. © Unbekannt | Stadt Velbert

Dominika Barszczak war bis Ende vergangenen Jahres Vorsitzende des Jugendparlaments Velbert, nun ist die 20-jährige Tönisheiderin auch Mitglied im Kreisjugendrat. Auch sie sieht in der Vernetzung der Städte auf politischer Ebene eine große Chance. „Ich kann mir zum Beispiel vorstellen, dass wir in diesem Jahr im Vorfeld der Bundestagswahl gemeinsam auftreten – mit einem gemeinsamen Plakat, einer gemeinsamen Haltung und dadurch viel mehr wahrgenommen werden.“ Für sie persönlich steht der Bereich Schuldigitalisierung ganz weit vorne auf der To-do-Liste: „Es kann nicht sein, dass nicht alle Schüler aller Schulen gleiche technische Voraussetzungen haben und ich wünsche mir, dass die Verwaltungen einfach mal intensiver im Austausch mit den Schülern und Lehrern sind, um zu verstehen, was wirklich wichtig ist und gebraucht wird..“

Landrat verspricht Unterstützung

Jugendparlament Stadt Velbert

Das Jugendparlament Velbert vertritt die Interessen und Belange junger Velberter. Am 17. Dezember vergangenen Jahres wurde ein neues Sprecherteam gewählt: Niklas Flick und Johannes von Rath haben Dominika Barszczak und Fynn Stolte abgelöst. Im neuen Kreisjugendrat sind pro Stadt zwei ordentliche Mitglieder plus zwei Stellvertreter vertreten. Sowohl das Jugendparlament als auch der Kreisjugendrat werden jeweils für zwei Jahre gebildet.

Landrat Thomas Hendele gratulierte den 29 Mitgliedern während der Online-Sitzung zum neuen Gremium, das in NRW bislang einzigartig ist. „Ich wünsche mir eine gute Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendrat. Seien Sie sicher, die Verwaltung wird Ihnen zur Seite stehen, um sie durch dieses viele bürokratische Gestrüpp hindurchzubringen.“ Und nicht zuletzt: „Auch ich persönlich bin für Sie da, wir sollten immer miteinander reden, um Wege und Lösungen zu finden.“