Neviges. Aufatmen bei der „WKW.group“ in Neviges: Ein Vertrag soll nachhaltig 500 Arbeitsplätze sichern. Dafür nehmen die Beschäftigten Einbußen in Kauf.

Aufatmen an der Siebeneicker Straße bei der WKW Aktiengesellschaft und ihrer Tochter, der Erbslöh Aluminium GmbH: Fast ein Jahr lang verhandelten die Unternehmensführung und die IG Metall über einen so genannten Transformationstarifvertrag für den Standort Neviges, betroffen sind 1600 Beschäftigte. Am Ende dieses Verhandlungsmarathons hätten 500 Arbeitsplätze auf Jahre hinaus gesichert werden können, zeigt sich auch Monika Kocks, Vice President Communication der WKW.group, sehr erleichtert.

Schwierige Lage der Automobilzulieferer

Bei der WKW.group konnten 500 Arbeitsplätze nachhaltig gesichert werden.
Bei der WKW.group konnten 500 Arbeitsplätze nachhaltig gesichert werden. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

In einer gemeinsamen Erklärung des Unternehmens und der IG Metall heißt es unter anderem, dass sich die schwierige Lage in der deutschen Automobilzulieferindustrie durch die Absatzeinbrüche während der Corona-Pandemie noch verschlechtert habe. Deshalb hätten die Tarifvertragsparteien bereits im letzten Jahr Verhandlungen aufgenommen – mit dem Ziel, die Arbeitskosten zu senken und das Unternehmen wettbewerbsfähiger zu machen. Und um nachhaltig Arbeitsplätze in Deutschland zu sichern. Der Begriff Transformationstarifvertrag, so Monika Kocks, beziehe sich darauf, dass sich die gesamte Automobilindustrie in einem Transformationsprozess befinde, sich also verändere.

Arbeitsplätze erhalten

„Es ist uns nach wirklich zähen Verhandlungen gelungen, die Arbeitsplätze hier in der Region zu erhalten und gleichzeitig die Möglichkeit zu erhalten, das Unternehmen fit zu machen für die Zukunft. Wir haben natürlich mit Blick auf das soziale Engagement der Gert und Susanna Mayer Stiftung eine ganz besondere Verpflichtung, den Fortbestand des Unternehmens nachhaltig zu sichern“, erklärt Carsten Ringelmann, Vorstand der WKW Aktiengesellschaft. Seit 2016 gehört die WKW.group mehrheitlich zu dieser gemeinnützigen Stiftung, die sich um die Erforschung von Kinderkrebserkrankungen und die Unterstützung der betroffenen Familien kümmert.

Schmerzhafte Einschnitte

Auch die IG Metall ist mit dem Verhandlungsergebnis zufrieden. Mit diesem Transformationstarifvertrag sei es gemeinsam gelungen, den Nevigeser Standort nachhaltig zu sichern und knapp 500 betriebsbedingte Kündigungen zu verhindern. „Die Kündigungen konnten abgewendet werden, weil die Beschäftigten zu einem erheblichen Beschäftigtenbeitrag bereit waren“, so der Geschäftsführer und Verhandlungsführer der IG Metall Geschäftsstelle Velbert Hakan Civelek. Für die Gewerkschaft sei es wichtig, dass die „für die Beschäftigten schmerzhaften finanziellen Einschnitte von einem nachhaltigen Zukunftsprojekt begleitet werden“. Es gebe, so erläutert Monika Kocks, Einbußen beim Urlaubs- und Weihnachtsgeld sowie teilweise einen Verzicht auf Tariferhöhungen.

Auch die Betriebsräte zeigen sich zufrieden: „Wir sind stolz darauf, die Beschäftigung in Neviges gehalten zu haben und durch eine feste Ausbildungsquote auch jungen Menschen zukünftig eine Chance in unserem Unternehmen zu bieten. Unsere Belegschaft hat gezeigt, dass wir in der WKW-Gruppe zusammenhalten“, werden Roman Pogoda, Betriebsratsvorsitzender der Erbslöh Aluminium GmbH, und Spyridon Grammozis, bei der WKW AG stv. Betriebsratsvorsitzender, in der gemeinsamen Mitteilung zitiert.