Neviges. Im historischen Bergischen Hof, dem früheren Nostalgie-Café, entstehen sechs Wohnungen. Ein spannender Spagat zwischen Tradition und Moderne.

Es ist ein Schmuckstück im Herzen von Neviges. Schieferfassade, Sprossenfenster, dazu die Lage direkt am Kloster. Generationen von Nevigesern haben in der früheren Traditionsgaststätte „Bergischer Hof“ gefeiert, zur besten Zeit der Wallfahrt strömten Pilger in die urigen Räume. Doch seit dem Auszug des „Nostalgie-Café“ Anfang 2020 wurde es still in dem Gebäude, das nur noch den Antiquitätenladen an der Ecke beherbergt. Im nächsten Jahr tut sich hier etwas: Investor und Architekt Klaus Bloch plant sechs modern ausgestattete Mietwohnungen von einer Größe zwischen 80 und 110 Quadratmetern. Eine kommt ins Erdgeschoss, fünf in die oberen Etagen. Außerdem bleibt Platz für zwei Gewerbe.

Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz

Freut sich, dass seine Baustelle so gut in der Zeit liegt: Investor Klaus Bloch hatte sich schon vor sieben Jahren in das Grundstück an der Bernsaustraße verguckt.
Freut sich, dass seine Baustelle so gut in der Zeit liegt: Investor Klaus Bloch hatte sich schon vor sieben Jahren in das Grundstück an der Bernsaustraße verguckt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

Ja, er wisse, was dieses Haus für die Nevigeser bedeute, er selbst hänge ja auch an diesem Städtchen, sagt Klaus Bloch. Und deshalb freue er sich besonders auf sein neues Projekt – auch, wenn es ziemlich aufwendig werde. Der Umbau erfolgt in enger Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz, also zum einen mit der unteren Denkmalbehörde der Stadt Velbert, aber auch mit dem LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland. „Die Fassade bleibt völlig unverändert, das ist ganz klar. Ebenso die Seitenansicht“, beruhigt er gleich Skeptiker. Alle Wohnungen bekommen auf der Rückseite Balkone.

„Und oben, das werden Galerie-Wohnungen, die werden richtig interessant.“ Wenn der Umbau für die Wohnungen im „Bergischen Hof“ startet, dann ist Klaus Blochs Haupt-Projekt in nächster Nachbarschaft aller Voraussicht nach fertig: Ende 2020 können, so ist der Plan, die zwölf Wohnungen im Neubau an der Bernsaustraße bezogen werden. Im Gegensatz zum „Bergischen Hof“, in dem es keinen Aufzug geben wird, sind alle Wohnungen an der Bernsaustraße 11 senioren,- und behindertengerecht ausgestattet.

Wohnungen für Senioren

Haben ordentlich zu tun: Die Trockenbauer Haliti Muharren und Mentov Buzhala, der oben die Wand verputzt.
Haben ordentlich zu tun: Die Trockenbauer Haliti Muharren und Mentov Buzhala, der oben die Wand verputzt. © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Wir liegen durch den Wintereinbruch und das etwas schwierige Absichern der Baugrube etwa vier Wochen zurück, aber nach wie vor planen wir im Dezember den Bezug“, so der Investor. Die Baustellen Bernsaustraße und bald der „Bergische Hof“ gehören nicht nur zu seinen Lieblingsbaustellen, weil er hier mal ausnahmsweise morgens keine lange Anfahrt hat. Seit 40 Jahren lebt der Architekt mit seiner Familie in Neviges, Ehefrau Romy ist hier geboren. Doch Sitz seines Büros ist Aachen, hier ist der Diplom-Ingenieur Inhaber des Büros „IPS Interplan“. Klaus Bloch: „Neviges hat ein großes Potenzial, wir wollen hier etwas bewegen.“ Insgesamt 2,5 Millionen Euro investiert er zusammen mit seinem Bekannten Jörg Behringer in den Bau von zwölf Mietwohnungen, alle ausgestattet mit Balkon oder Terrasse. Zu dem Komplex gehört auch eine Tiefgarage mit 14 Stellplätzen. Das Flachdach der Garage wird begrünt, der Innenhof soll allen Mietern zugänglich sein.

Blick auf drei Kirchen

Die Kirchtürme der Pfarrkirche, das zeltartige Dach des Mariendoms und der Turm der Stadtkirche – wer künftig in die mit 160 Quadratmetern größte Wohnung unter das Dach zieht, hat vom Wohnzimmer aus jede Menge Stadtgeschichte auf einen Blick. Bei den Baustoffen habe man viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt und sich der Vorteile uralter, traditioneller Materialien erinnert. So sei reiner Ziegelbau besser als Styropor: „Das Mauerwerk ist atmungsaktiver, Styropor verhindert den Feuchtigkeits-Austausch und könnte eher Schimmel hervorrufen.“ Innen habe man auf Gips verzichtet und sich stattdessen für Mineralputz entschieden, ebenso für eine mineralische Wandfarbe. „Überhaupt ist der ganze Wandaufbau sehr atmungsaktiv und gibt überschüssige Feuchtigkeit ab“ erläutert der Architekt.

Hier eckt kein Rollator an

Vermietung startet im September

Mit der Vermietung der zwölf Wohnungen will Klaus Bloch im September beginnen. Ab Sommer gibt es dann die entsprechenden Kontaktdaten.

Die Wohnungen sind zwischen 50 und 160 Quadratmeter groß. Der Mietpreis wird 9,50 Euro pro Quadratmeter zuzüglich Nebenkosten betragen. In der Bernsaustraße 11, so lautet die neue Adresse, sind alle Wohnungen seniorengerecht.

Dies wird im „Bergischen Hof“, Elberfelder Straße 9, nicht der Fall sein. So ist hier kein Aufzug geplant. Das früher dort ansässige Nostalgie-Café ist umgezogen in die Klosterstraße, in die Räume des ehemaligen Café Paaß.

Breite Türen, durch die bei Bedarf auch bequem ein Rollstuhl passt, und großzügige Bäder, in denen Senioren mit ihrem Rollator nicht ständig irgendwo anecken – hier sei schon an vieles gedacht. Dass der Investor sich bereits 2014 in dieses Grundstück „verguckte“, hat einen einfachen Grund: „In Neviges gibt’s nicht viel Flächen ohne große Steigungen. Das hier ist ideal: Man ist schnell am Bus, die Nahversorgung durch Netto ist gegeben, Ärzte sind in der Nähe.“ Und alles zu erreichen, ohne groß zu kraxeln. Nach dem Kauf vor sieben Jahren musste erst der Bebauungsplan geändert werden, ursprünglich war hier Gewerbe vorgesehen. Ja, Klaus Bloch brauchte einen langen Atem. Aber es habe sich gelohnt, so ist er überzeugt: „Neviges ist so schön, und hier leben viele ältere Menschen. Der Bedarf für die Wohnungen ist da.“