Velbert. Corona hat nicht nur unser Leben verändert, sie wirkt sich in Velbert auch bei Abfall und Wertstoffen aus. Die Bilanz 2020 verrät so Einiges.
Die alljährliche Bilanz des Abfall- und Wertstoffaufkommen im Stadtgebiet ist eine seit langem gewohnte, in der Regel unspektakuläre Übung. Doch dieses Mal war das Team des Bereichs Abfallwirtschaft bei den Technischen Betrieben Velbert (TBV) wirklich mal gespannt auf die Auswertung. Schließlich gab es aus anderen Städten schon entsprechende Meldungen, rechnete man auch vor Ort mit deutlichen Verschiebungen der Abfallmengen aufgrund der Corona-Pandemie und des zweimaligen Lockdowns. Das sollte sich vor allem bei Sperrmüll, Leichtstoffverpackungen und Glas bemerkbar machen. Und in der Tat ist die Altglas-Menge in 2020 gegenüber 2019 vor Ort messbar, nämlich um elf Prozent, gestiegen.
Erhebliche Tonnagen mehr Altglas
Nach Auskunft von Irmgard Olberding wurden davon über die Container auf den Depotcontainer-Standplätzen 1854 Tonnen erfasst. Das seien „schon erhebliche Tonnagen“ mehr, sagt die TBV-Abfallwirtschaftsplanerin. Hingegen wertet sie es als „sehr erstaunlich“, dass in den gelben Säcken und Tonnen mit 2812 Tonnen nahezu gleich viel Leichtstoffverpackungen zusammenkamen wie im Jahr zuvor.
Wertstoffhof nur einmal dicht gemacht
Bliebe noch der Sperrmüll: Hier haben offensichtlich die Appelle der TBV gefruchtet, doch möglichst bitte nicht alles auf einmal zu entrümpeln, waren es unterm Strich lediglich sieben Tonnen mehr als 2019, nämlich 3495. Während man beim ersten Lockdown den Wertstoffhof in der Röbbeck geschlossen habe, blickt Olberding zurück, sei der Betrieb während des zweiten weiter gegangen: „Das ist den Rückmeldungen zufolge sehr vernünftig gelaufen.“
Mehr in der Küche und im Garten gemacht
Bei der fortgesetzten Schadstoffsammlung sei den TBV ebenfalls an einer Verteilung übers Jahr gelegen gewesen; zudem würden die Menschen an dem Mobil ja draußen und an der frischen Luft anstehen, lautet das zweite Argument. Eindeutig und messbar ausgewirkt habe sich auf jeden Fall das wegen Corona veränderte Einkaufsverhalten der Bürger. Bei ihnen habe, da die Restaurants hätten schließen müssen, das Kochen daheim wieder einen höheren Stellenwert bekommen. Ergo hätten sich die Abfallmengen-Ströme aus dem gewerblichen in den privaten Bereich verschoben. Ach ja, im Garten wurde auch mehr gemacht: 400 Tonnen mehr (6610) als 2019 stopften die Velberter in ihre Biotonnen.
Recycling hat doppelten Effekt
Die Recyclingquote – der Anteil der Wertstoffe am Gesamtabfall – ist marginal niedriger ausgefallen, rangiert jedoch mit 56,4 Prozent weiter auf hohem Niveau. „Da liegen wir verdammt gut“, urteilt die Fachfrau, die von einer respektablen Quote spricht und als Grund für das Minus die um 720 auf 38.990 Tonnen gestiegene Gesamtabfallmenge als entscheidenden Faktor benennt. Das eifrige Sammeln hat zwei Vorteile: Erstens können dadurch die Abfallgebühren stabil gehalten werden, zweitens hilft es, Energie und Rohstoffe einzusparen.
Mehr Metall und Altkleider
Weiter kamen 13.492 Tonnen Restmüll zusammen – das ist gegenüber dem Aufkommen in 2019 ein Zuwachs um 501 Tonnen. „Begründen lässt sich der Anstieg durch die Arbeit im Home Office sowie der weitestgehenden Lebensmittelverpflegung zuhause“, heißt es in der TBV-Auswertung. Einen großen Sprung nach oben gab es sowohl bei Metallen um 35 Prozent auf 147 Tonnen – „Das fand ich schon heftig.“ – als auch bei der Einsammlung von Altkleidern mittels der fast 50 Container der Firma „Lothar Gedenk Recycling“ um rund 20 Prozent auf 234 Tonnen.
Konsumgüter immer kurzlebiger
Altpapier spiegelt verändertes Einkaufsverhalten
Die TBV sammelten 2020 5595 Tonnen Altpapier ein (minus 122 Tonnen). Dessen Zusammensetzung hat sich sehr verändert. Versandverpackungen brauchen jetzt viel mehr Platz in den Tonnen und Containern. Außerdem werden weniger Zeitungen, Magazine und Broschüren gedruckt, die mit ihrer Kompaktheit wesentlich mehr wiegen.Aufgrund coronabedingter Schließungen im Einzelhandel stieg die Anzahl der Onlinebestellungen drastisch an. Entsprechend nahm der Anteil an leichten Papierverpackungen zu und das Gewicht aufgrund der geringen Schüttdichte von Versandverpackungen deutlich ab.
Mit zunehmender Sorge beobachten die TBV – und konkret als zuständiger Mitarbeiter Marius Walther – das seit vier, fünf Jahren wachsende Problem im Bereich der so genannten Konsumgüter. Das betreffe gerade und sehr prägnant Elektro-Artikel, Altkleider und Sperrmüll, zählt der Abfallwirtschaftsberater auf, wo sich die Abfall- bzw. Verwertungsmengen binnen weniger Jahre mitunter um das Zwei- oder gar Dreifache gesteigert hätten. „Die Wegwerfmentalität alleine ist dafür aber nicht der Grund“, sagt der studierte Entsorgungssystemtechniker und TBV-Neuzugang, vielmehr seien ganz oft mangelnde Qualität und fehlenden Reparaturmöglichkeit ursächlich. Zwei Maßnahmen zum Gegensteuern könne jedoch jeder ganz einfach umsetzen. Erstens sich vor der Anschaffung zu fragen „Brauche ich das überhaupt?“ und zweitens dem Produkt „ein zweites Leben zu geben“. Es also etwa verkaufen, verschenken oder ggf. umfunktionieren.