Velbert. Der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete ist jetzt im Alter von 85 Jahren gestorben. Seine Stimme wird fehlen in der Schlossstadt. Ein Nachruf.
Beinahe ein Vierteljahrhundert lang bestimmte er – mit Unterbrechungen – als Bürgermeister die Geschicke Velberts. Und auch danach verfolgte er das Geschehen und die Politik in seiner Stadt aufmerksam und oft auch kritisch. Kurz vor seinem 86. Geburtstag ist Heinz Schemken jetzt gestorben.
Seine Stadt ließ ihn nicht los. In unregelmäßigen Abständen schaute Heinz Schemken beinahe bis zuletzt bei uns in der WAZ-Redaktion vorbei und diskutierte mit den Redakteuren über die Geschehnisse in Velbert, war stets auf dem Laufenden und hatte seine eigene Sicht der Dinge. Und ihn interessierte keineswegs nur die Politik, auch das kulturelle Leben lag dem CDU-Politiker sehr am Herzen. Er hatte viel zu erzählen aus seinen langen Jahren in der Politik: von Veränderungen in Velbert, in der Region, in Nordrhein-Westfalen, in Deutschland. Von ehemaligen und aktuellen Weggefährten, von Politik damals und heute. Und immer profitierten auch wir von seinem Wissen, auch wenn wir manches Mal nicht einer Meinung waren.
Ein eigener Ansatz
„Ich hatte immer einen anderen Ansatz für meine Politik“, sagte Schemken.. „Ich war immer bei den Bürgern unterwegs und hab mir die Dinge, die den Menschen am Herzen lagen, auf Bierdeckeln notiert.“ Im Büro habe er dann stets seine Taschen geleert, „und da war dann nicht nur ein Deckel dabei“, sagt er. Allerdings, so räumte er ein, „als ehrenamtlicher Bürgermeister hatte ich auch eine ganz andere Position, vieles war einfacher als heute.“ Weitere Berichte aus Velbert lesen Sie hier.
Kultur und Bildung
Und immer wieder kam er auf sein Lieblingsthema zu sprechen: Kultur und Bildung. „Kultur fängt für mich mit der Art an, wie man miteinander umgeht.“ Und gerade in Velbert gebe es viele großartige Institutionen, in denen Kinder und Jugendliche genau das lernen könnten: „Wir haben die Musik- und Kunstschule, viele Sportvereine. Da geht es nicht ausschließlich um einen erfolgreichen Abschluss oder den Sieg im Wettbewerb.“
Gelernter Schlosser
Mit Bildung beschäftigte sich Schemken auch in seinen Berufsleben. Der gelernte Schlossermeister wurde 1963 Ausbilder in der Gemeinschaftslehrwerkstatt und war von 1969 bis 2007 auch ihr Geschäftsführer. „Ich hatte immer das Glück, dass ich das eine – meine Freizeit, meine Hobbys – mit dem anderen – meiner Arbeit – verbinden konnte. Und so bin ich auch in die verschiedenen Ämter rein gerutscht.“
Zahlreiche Auszeichnungen
Heinz Schemken hat im Laufe seines langen politischen Lebens zahlreiche Auszeichnungen bekommen. Seit 2004 war der gebürtige Velberter Ehrenvorsitzender des Kolpingwerkes Deutschland. 2010 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande geehrt, das er vom damaligen Ministerpräsident Jürgen Rüttgers überreicht bekommen hatte.
1961 erstmals im Stadtrat
So auch in den Stadtrat, im März 1961. „Ich wollte ja ursprünglich gar nicht und hab die Partei gebeten, mich irgendwo ganz hinten auf der Liste zu verstecken.“ Aber er wurde direkt gewählt – und blieb bis 1998 Ratsmitglied. 1969 bis 1984 und Oktober 1989 bis Dezember 1998 Bürgermeister der Stadt Velbert. Er war von 1983 bis 2002 ununterbrochen Abgeordneter des Bundestages. 1983, 1987, 1990 und 1994 gewann er das Direktmandat im Wahlkreis Mettmann II und 1998 zog er über die Landesliste der CDU Nordrhein-Westfalen in den Bundestag ein. Außerdem war er von 1986 bis 2004 Vorsitzender des Kolpingwerkes Deutschland.
Kontakt zu den Bürgern
Den Kontakt zu den Velberter Bürgern hat Schemken immer gesucht – und nie verloren. Jedes Jahr lud er die Bürger ein zu einer Wanderung durch den Langenhorst – seine Heimat. Mit dabei hatte er immer die Klampfe und schmetterte das eine oder andere fröhliche Lied. Ebenso stimmgewaltig begleitete uns Heinz Schemken stets bei den WAZ-Leserwanderungen. Seine Stimme wird uns nicht nur auf unseren Wanderungen fehlen. Wir sind traurig.