Velbert. . Für viele Velberter ist er heute immer noch Bürgermeister – Heinz Schemken. Der umtriebige Alt-Bürgermeister und Ex-Bundestagsabgeordnete wird am Mittwoch 80.
Wer sich dieser Tage mit Heinz Schemken an einen Tisch setzt, der muss vor allem eins haben: Zeit. Denn mit seinen seit heute 80 Jahren hat der ehemalige Bürgermeister und CDU-Bundestagsabgeordnete viel zu erzählen: von Veränderungen in Velbert, in der Region, in Nordrhein-Westfalen, in Deutschland. Von ehemaligen und aktuellen Weggefährten, von Politik damals und heute.
„Ich hatte immer einen anderen Ansatz für meine Politik“, erzählt Schemken, der mit einigen Unterbrechungen insgesamt 24,5 Jahre als Bürgermeister das Stadtoberhaupt von Velbert war. „Ich war immer bei den Bürgern unterwegs und hab mir die Dinge, die den Menschen am Herzen lagen, auf Bierdeckeln notiert.“ Im Büro habe er dann stets seine Taschen geleert, „und da war dann nicht nur ein Deckel dabei“, sagt er und lacht. Ob diese Art der Politik heute noch möglich wäre? „Das weiß ich nicht, ich bin mir nicht sicher, ob das jetzt der richtige Weg wäre.“ Allerdings, so räumt er ein, „als ehrenamtlicher Bürgermeister hatte ich auch eine ganz andere Position, vieles war einfacher als heute.“
„Herzensbildung“ für Jugendliche
Und immer wieder kommt er auf sein Lieblingsthema zu sprechen: Kultur und Bildung. „Kultur fängt für mich mit der Art an, wie man miteinander umgeht.“ Und gerade in Velbert gebe es viele großartige Institutionen, in denen Kinder und Jugendliche genau das lernen könnten: „Wir haben die Musik- und Kunstschule, viele Sportvereine. Da geht es nicht ausschließlich um einen erfolgreichen Abschluss oder den Sieg im Wettbewerb.“ Viel wichtiger sei, dass „hier das passiert, was ich gerne ,Herzensbildung’ nenne. Das gehört natürlich auch dazu.“
Impulse will er weiterhin geben, gerade in diesem Bereich, denn „der Bildungs- und Kulturanspruch muss Priorität haben“, fordert Schemken, der in seiner langjährigen Laufbahn zahlreiche Ämter und Ehrenämter inne hatte – und noch hat. „Wir müssen uns über den Standpunkt erheben, dass wir ,nur’ eine Industriestadt sind. Wir brauchen Alleinstellungsmerkmale, etwa mit unseren Veranstaltungshäusern wie dem Forum Niederberg oder dem Bürgerhaus in Langenberg.“
Freizeit und Arbeit verknüpft
Den Kontakt zu den Velberter Bürgern hat Schemken immer gesucht – und nie verloren. Noch heute ist er etwa Vorsitzender der Fördergemeinschaft des Deutschen Schloss- und Beschlägemuseums oder des Vereins zur Förderung der Jugendfeuerwehr. „Ich hatte immer das Glück, dass ich das eine – meine Freizeit, meine Hobbys – mit dem anderen – meiner Arbeit – verbinden konnte. Und so bin ich auch in die verschiedenen Ämter rein gerutscht.“ So auch in den Stadtrat, im März 1961. „Ich wollte ja ursprünglich gar nicht und hab die Partei gebeten, mich irgendwo ganz hinten auf der Liste zu verstecken.“ Aber er wurde direkt gewählt – und blieb bis 1998 Ratsmitglied.
Ob er aus heutiger Sicht denn etwas bereut, etwas anders machen würde? Da kommt in Heinz Schemken der Politiker durch. Verschmitzt grinst er, sagt „irgendwo hat’s mal begonnen, durch irgendeine falsche Entscheidung“ und wechselt dann geschickt das Thema. Aber übelnehmen kann man ihm das nicht, ihm, einer Institution, einem der wenigen Menschen in dieser Stadt, den fast alle Bürger kennen dürften.