Neviges. Edeltraud und Kurt Nasilowski sind seit 65 Jahren verheiratet. Die Feier zur Eisernen Hochzeit fiel wegen Corona aus, dafür gab’s tolle Post.

Bundespräsident Frank Walter Steinmeier schrieb: „Das besondere Glück, die Eiserne Hochzeit feiern zu können, wird nur wenigen zuteil.“ NRW-Ministerpräsident Armin Laschet merkte in seinem Glückwunschschreiben an, dass 1956 „kaum zu hoffen war, dass das seinerzeit ganz junge Land Nordrhein-Westfalen einmal im Herzen eines geeinten Deutschlands und Europas liegen würde.“ 1956 haben sich Kurt und Edeltraud Nasilowski in der damaligen DDR das Ja-Wort gegeben. Das große Fest zur Eisernen Hochzeit fiel jetzt auch bei ihnen wegen der Corona-Pandemie aus. Umso mehr freute sich das Ehepaar, das seit 65 Jahren verheirat ist, über so viel tolle Post.

Die Individualität bewahren

Ein unvergessener Tag: Die Nasilowskis haben vor 65 Jahren im Elternhaus der Braut in Schönfließ bei Berlin geheiratet. Unter den zahlreichen Gästen war damals auch Bernd, der Cousin der Braut.
Ein unvergessener Tag: Die Nasilowskis haben vor 65 Jahren im Elternhaus der Braut in Schönfließ bei Berlin geheiratet. Unter den zahlreichen Gästen war damals auch Bernd, der Cousin der Braut. © FUNKE Foto Services | Repro: Uwe Möller

„Ich verbeuge mich vor Ihnen und wünsche Ihnen im Namen der ganzen Stadt noch viele wunderschöne gemeinsame Stunden, Jahre, Tage, Wochen und Jahre“, schrieb Bürgermeister Dirk Lukrafka, und Landrat Thomas Hendele merkte launig an, dass „Pech und Schwefel“, wie der Zusammenhalt im Volksmund oft genannt wird, auch ein „leicht entzündliches Gemisch“ bilden könnte bei der „manchmal spannungsreichen Verbindung zwischen Mann und Frau“. Vielleicht gefalle den Nasilowskis ja die Kombination „Pfeffer und Salz“ noch besser: Hier stünden zwei unterschiedliche Partner Seite an Seite, die für jeden Genuss unverzichtbar seien, doch bringe jeder mit einer individuelle Note Würze und Geschmack in das Leben.

Vertrauen ist wichtig

Ja, ihre Individualität haben sich die Nasilowskis all die Jahre bewahrt, und das ist ihnen auch wichtig. Genau wie das Gefühl „sich aufeinander verlassen zu können, dem anderen zu vertrauen“, so die Jubilarin. „Und man muss sich gegenseitig helfen, ohne dass man darüber groß Theater macht“, sagt Edeltraud Nasilowski (85), und Ehemann Kurt (87) nickt lächelnd. Wie man es schaffe, 65 Jahre glücklich verheiratet zu sein, bringt er schnell auf den Punkt: „Normal leben, nichts übertreiben. Immer in der Spur bleiben.“ Und ja, Vertrauen sei ganz wichtig. „Ich hatte in unserer Ehe nie mit Geld zu tun, das hat immer meine Frau alles geregelt, das hat mich auch nie interessiert.“ Dafür habe er immer sehr gern gearbeitet, Jahrzehnte lang war der gelernte Elektromonteur Abteilungsleiter bei der Firma Mauell. „Das war eine gute Zeit, wir hatten einen netten Chef.“

Der Akkordeon-Spieler machte das Rennen

Mit dem Akkordeon hat Kurt Nasilowski einst das Herz seiner Edeltraud gewonnen.
Mit dem Akkordeon hat Kurt Nasilowski einst das Herz seiner Edeltraud gewonnen. © FUNKE Foto Services | Repro Uwe Möller

Wenn Ministerpräsident Armin Laschet an bewegte politische Zeiten erinnert, dann trifft das auf das Leben der Nasilowskis besonders zu. Als sie sich kennenlernten, 1954, lebten beide in Kleinstädten in der ehemaligen DDR, in der Nähe von Berlin. „In der Gaststätte Schirmer bei uns in Schönfließ war Tanzabend, ich war mit einer Kolonne von der LPG da, da waren manche nachher ein bisschen sauer“, erinnert sich Edeltraud Nasilowski lächelnd. Denn der Akkordeon-Spieler der Dreier-Combo, die oben auf der Bühne für Stimmung sorgte, machte den LPG-Herren einen Strich durch die Rechnung: „Ich ging irgendwann am späteren Abend von der Bühne runter und habe sie zum Tanzen aufgefordert“, erinnert sich ihr Ehemann Kurt. Amors Pfeil hatte getroffen. Zwei Jahre später die Hochzeit in Schönfließ, der Pfarrer kam zur Trauung ins Haus. „Mit dem Kruzifix und allem drum und dran. Nur die schöne Decke, die war von Oma. Der Pfarrer meinte, mit 52 Leuten mitten im Winter in der Kirche zu feiern, das sei viel zu kalt.“

Seit über 50 Jahren WAZ-Leser

Wie sie dann später nach Neviges kamen? Kurt Nasilowskis Vater bekam damals eine Stelle bei der Bahn in Essen. Das junge Paar hatte die Eltern bzw. Schwiegereltern häufig besucht, die Grenzen waren ja noch offen. 1957 kehrten sie von einem Wochenend-Trip nicht mehr zurück und blieben im Westen. „Wir haben erst in Essen gelebt, ich hatte eine Stelle bei Siemens. Dann kam das Angebot von Mauell.“ Den Umzug fort aus Essen haben die Nasilowskis nie bereut. Die Nevigeser hätten es ihnen leicht gemacht, Fuß zu fassen, und die Nasilowskis wiederum brachten sich gern hier ein. Über 30 Jahre war Kurt Nasilowski Vorsitzender des Mieterschutzvereins. Seine Ehefrau, von Beruf Friseurin, übernahm mit 50 Jahren den Posten der Hausmeisterin in dem großen Mehrfamilienhaus Lohmühler Straße. Hier leben die Nasilowskis seit über 50 Jahren hoch oben in der siebten Etage, Sohn Carsten und Schwiegertochter Steffi wohnen auch hier im Block, ebenfalls Dominic, einer der fünf Enkel. „Wenn wir mal Hilfe benötigen, sind sie für uns da“, sagt Kurt Nasilowski dankbar. Seit mehr als 50 Jahren können sich die Nasilowskis auch keinen Tag ohne die WAZ vorstellen. „Wenn ich die morgens hab, ist alles gut“, so Edeltraud Nasilowski, und ihr Kurt fügt hinzu: „Die WAZ, das ist mein Hund. Wir haben kein Abo, ich geh lieber bei Wind und Wetter raus und kauf sie mir.“

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