Neviges. . Kurt und Edeltraud Nasilowski aus Neviges feiern am 13. Januar ihre diamantene Hochzeit. Nach dem Mauerbau kehrten die beiden einst der DDR den Rücken.
Er war 17, sie 16, als sie sich in einem Tanzlokal kennenlernten, an einem Tag im Juli 1950 in Schönfließ, nördlich von Berlin. „Einen Tag später sind wird baden gegangen, das weiß ich noch wie heute“, sagt Edeltraud Nasilowski (80). Seitdem sind sie und ihr Mann Kurt (81) unzertrennlich. Eine Jugendliebe, die seit 60 glücklichen Jahren hält. Am 13. Januar feiern die Nasilowskis diamantene Hochzeit. Ihr Tipp an alle Paare: „Nur Liebe, das reicht nicht“, sagt der ehemalige Abteilungsleiter bei Mauell nachdenklich, und seine Frau fügt hinzu: „Vertrauen, das ist ganz wichtig, Vertrauen und persönlicher Freiraum.“
Denn eines stellt die rüstige Seniorin klar: „Wenn ich mich immer für etwas rechtfertigen müsste, das fände ich ganz schrecklich. Oder wenn man verdächtigt wird, das stelle ich mir auch ganz furchtbar vor, das ginge bei mir überhaupt nicht.“ Nein, sie beide, sie hätten nie aneinander gezweifelt. Und sie hätten auch Glück gehabt, fällt dem gelernten Elektromonteur ein: „Wir hatten eine gewisse Kontinuität. Ich war über 30 Jahre bei Mauell, immer bei der selben Firma, immer am gleichen Ort. Wo gibt es das noch? Da haben es die jungen Leute heute schon schwerer.“
Gute Ausbildung half beim Start
Dabei war auch das Leben der Nasilowskis nicht arm an Turbulenzen, auch wenn ihre Liebe wahrlich filmreif begann. „Ich habe damals in einer Combo gespielt, Akkordeon, und habe sie im Lokal auf der Tanzfläche entdeckt. Am späteren Abend bin ich dann einfach von der Bühne herunter und hab mit ihr getanzt“, erinnert sich der leidenschaftliche Musiker, der zu später Stunde auch auf seiner eigenen Hochzeit Musik machte. „Um 7.30 Uhr gingen die letzten nach Hause.“
Der 13. Januar 1956 war ein Freitag – ein Datum, das ihnen lebenslang Glück bescherte. Sie führten ein gutes Leben damals in der DDR, hatten viele Freunde, einen sicheren Arbeitsplatz. „Aber ich habe immer befürchtet, dass so etwas in der Art passiert, was dann eingetreten ist“, sagt der rüstige Senior: der Bau der Mauer, der Verlust der Freiheit. Daher kehrten die beiden 1957 nach einer Familienfeier in Essen einfach nicht mehr in den Osten zurück. „Es fiel uns nicht leicht. Aber andererseits gab es hier sofort Arbeit.“ Ihre gute Ausbildung „drüben“ als Friseurin, so betont Edeltraud Nasilowski, habe ihr den Start im Westen leicht gemacht. „Im Perückeknüpfen, da habe ich denen hier noch was vorgemacht.“ 1966 kam Sohn Carsten zur Welt, ihr Mann wechselte von Siemens zu Mauell, seitdem leben die Nasilowskis auch in ihrer gemütlichen Wohnung an der Lohbachstraße, in der siebten Etage, hoch über Neviges.
Hier verschlingt sie liebend gern Romane, auch russische, alles, nur keine Krimis. Kurt Nasilowski, unter anderem langjähriger Vorsitzender des Mietervereins, bleibt weiterhin seiner Liebe zur Musik treu – so steht im Arbeitszimmer eine Heimorgel. Und was sich die beiden nicht entgehen lassen: Einmal im Monat wird im Haus Sondermann ordentlich getanzt.
An ihrem Jubeltag feiern die Nasilowskis mit Kindern und fünf Enkeln, vielen Freunden und Bekannten aus zahlreichen Vereinen im „Parkhaus Seidl“. Die WAZ sagt herzlichen Glückwunsch.