Langenberg. Sie wollen Licht ins Dunkel der Missbrauchsfälle bringen und alte Strukturen knacken: Die kfd-Frauen aus Langenberg sind Teil von „Maria 2.0“.

Es war beeindruckend und verursachte Gänsehaut, als insgesamt rund 100 Frauen und auch einige Männer Mitte Dezember vor der geschlossenen und dunkel wirkenden Tür der Kirche St. Michael standen, diese mit Taschenlampen anstrahlten und dazu forderten „Macht Licht an!“. Vor einem halben Jahr gab es „Maria 2.0“ noch nicht. Aber da postulierten die Langenberger kfd-Frauen (Katholische Frauengemeinschaft Deutschland) bereits zusammen mit dem Bundesverband Licht ins Dunkel der Missbrauchsfälle zu bringen und verkrustete Machtstrukturen abzuschaffen. Als sich die Bewegung „Maria 2.0“ entwickelte und bundesweit Frauen unter diesem Namen im Mai auf die Straße gingen, blieb es zunächst still in Langenberg. Offiziell. Denn natürlich wollten die Frauen, die im November und Dezember allein hier vor Ort mehr als 1000 Unterschriften gesammelt hatten, sich auch weiter für die Aufklärung einsetzen.

Jeder kann mitmachen und sich anschließen

So geht es nun an diesem Samstag, 6. Juli, gemeinsam nach Münster. Und je mehr Menschen mitfahren desto besser, heißt es. Deshalb rufen die kfd-Frauen wieder dazu auf, mit dabei zu sein. „Wir kfd Frauen werden um 8.30 Uhr vom S-Bahnhof Langenberg aus nach Münster fahren, um an der Großkundgebung Maria 2.0 teilzunehmen. Wer uns unterstützen möchte, kann sich uns einfach anschließen!“, so Annette Sonnenschein, die zusammen mit elf aktiven Teammitgliedern die Langenberger kfd-Frauen betreut.

Das Foto zeigt Brigitte Vielhaus, Dagmar Lux und Annette Sonnenschein bei der Übergabe der gesammelten Unterschriften.
Das Foto zeigt Brigitte Vielhaus, Dagmar Lux und Annette Sonnenschein bei der Übergabe der gesammelten Unterschriften. © kfd Langenberg | Anne Orthen

Der Appell richtet sich an jeden, ob Mann oder Frau und gleich welcher Konfession zugehörig, und ist als Fortführung der Missbrauchs- und „Macht Licht an“-Aktion des letzten Jahres zu verstehen. Da jeder ohne Anmeldung einfach erscheinen kann, ist noch ungewiss, wie voll es in der S-Bahn werden wird: „Wer uns unterstützen möchte, kann sich uns einfach anschließen, in dem man zum genannten Treffpunkt erscheint. Die Kosten für die Bahnfahrt trägt jeder selber. Die Rückkehr wird gegen 20 Uhr sein.“

Ortsverein wurde bereits 1898 gegründet

Dass die Langenberger Frauen so aktiv sind, ist gar nicht neu. Im letzten Jahr feierte der Ortsverein sein 120-jähriges Bestehen. Ende des 19. Jahrhunderts holte Pfarrer Jansen die katholischen Frauen zum regelmäßigen Austausch zusammen, und am 28. Februar 1898 gründete sich der erste Ortsverein der heutigen Katholischen Frauen Deutschland (kfd) in Langenberg. Der Verband im Bistum Köln wurde 1918 gegründet, da waren die Frauen hier schon seit 20 Jahren aktiv. Heute zählt die Gemeinschaft bundesweit über 500.000 Frauen. Womit sie im Bundestag gehört werden müssen. Ob es um die Etablierung TransFair-gesiegelter Ware in Supermärkten oder die Strafbarkeit einer Vergewaltigung in der Ehe geht, die Arbeit des Bundesverbandes besitzt gesellschaftliche Relevanz.

Teilnehmer treffen sich am S-Bahnhof

Treffpunkt ist am kommenden Samstag, 6. Juli, der S-Bahnhof Langenberg um 8.30 Uhr. Die kfd Langenberg rechnet mit einer Rückkehr etwa gegen 20 Uhr.

Wer mit dem Auto anreisen will, der sollte um 5 nach 12 Uhr auf dem Lamberti-Kirchplatz in Münster sein. Dort starten der kfd-Diözesanverband Münster und „Maria 2.0“ die gemeinsame Protestaktion „Viva Maria!“

Für eine zukunftsfähige und gleichberechtigte Kirche

In Deutschland sind zuletzt im Mai tausende Katholikinnen in den Kirchenstreik getreten und haben sich an der Aktion „Maria 2.0“ beteiligt, Hunderte kfd-Gruppen haben bundesweit die Initiative unterstützt, viele mit eigenen Aktionen in ihren Gemeinden, so wie auch in Langenberg. Die mehr als 1000 Unterschriften aus Langenberg wurden im vergangenen März mit weiteren rund 29.000 Unterschriften vom kfd-Bundesvorstand zur Erneuerung der Kirche und Aufklärung der Missbrauchsfälle an Bischof Dr. Franz-Josef Bode überreicht. Am Samstag geht es nun zu „Viva Maria – Gleichberechtigung – Amen“, wenn die Frauen eine zukunftsfähige und gleichberechtigte Kirche einfordern.