Neviges. In Neviges möchte die Vivere-Bewegung nach dem Abschied der Franziskaner den Geist des Heiligen Franziskus bewahren. Ideen gibt es viele.

Sie wollen nach dem Abschied der Franziskaner nach knapp 350 Jahren ein Stück Tradition retten. Wollen bewirken, dass auch weiterhin etwas in Neviges weiterlebt, was Franziskus von Assisi wichtig gewesen ist. Was die Mitglieder der Vivere-Bewegung keinesfalls im Sinn haben: „Konkurrenz zur Gemeinde. Um Gottes willen, das können und wollen wir nicht. Hier wird ja auch sehr gute Arbeit geleistet. Wir verstehen und als zusätzliches, begleitendes Angebot“, sagt Michael Winzen. Zusammen mit seiner Frau rief er die Gruppe Vivere ins Leben. Unter dem Motto „Leben aus franziskanischer Inspiration“ existieren bundesweit bereits acht derartige Kreise. Aufbruchsstimmung im Pilgersaal: Zu einem ersten Treffen kamen sechs Menschen zusammen. Ältere, junge – und alle neugierig und voller Tatendrang.

Die Nachricht vom Weggang der Franziskaner schmerzt

Lebhaft diskutiert Anna-Lisa Lukannek (r.) auf dem ersten Treffen. Links im Bild Ursula Klose.
Lebhaft diskutiert Anna-Lisa Lukannek (r.) auf dem ersten Treffen. Links im Bild Ursula Klose. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

Als Johanna und Michael Winzen im Frühjahr die Nachricht hörten, dass die Franziskaner nach Willen des Provinzministeriums das Kloster im Januar 2020 verlassen müssen, „war das für uns völlig niederschmetternd“, erinnert sich Michael Winzen. Zumal zu jener Zeit die Zukunft der Gemeinde noch völlig ungewiss war. Dass Kreisdechant Daniel Schilling neben seiner Pfarrei in Ratingen auch übergangsweise die Gemeinde in Neviges übernimmt, wurde ja erst vor knapp einer Woche verkündet. Doch unabhängig davon: Neviges ohne die Franziskaner, das sei einfach unvorstellbar. „Wir fragten uns: Wie kann man in einer Gemeinde leben, wenn die Franziskaner weg sind?“

Aufbruchsstimmung im Pilgersaal

Als dann im April der Franziskaner-Bruder Johannes, der einst von Neviges nach Thüringen wechselte, die Vivere-Bewegung vorstellte, war nicht nur für das Ehepaar Winzen klar: Das wäre auch was für Neviges. „Ich fand das sehr ansprechend“, erzählte Thomas Isop-Sander, einer der Teilnehmer dieses ersten Treffens. Dabei zu sein, wenn sich etwas Neues gründet – diese Chance wolle auch er sich nicht entgehen lassen. „Wir wollen heute nur mal eure Wünsche und Vorstellungen sammeln“, ermunterte Johanna Winzen die Teilnehmer aufzuschreiben, welche der vier Prinzipien, auf die Franziskus seine Lehre gründete, ihnen besonders wichtig seien: Die vier Grundsäulen heißen Armut, Schöpfung, Frieden und Geschwisterlichkeit.

Auch mal Müll einsammeln

Treffen an jedem ersten Montag

Basis und Fundament der Vivere-Bewegung ist das Evangelium Jesu Christi. Es wird auch gebetet, aus der Bibel gelesen oder über die letzte Predigt gesprochen. Wer nicht mit beten möchte, ist trotzdem willkommen. Er könne sich ja dann still dazu setzen, so die Vivere-Teilnehmer.

Geplant sind Treffen an jedem ersten Montag im Monat um 19.30 Uhr im Pilgersaal vor dem Dom. Die nächsten Termine: 4. November, 9. Dezember und 13. Januar. Bei Interesse einfach vorbeikommen. Es werden auch stets Anregungen für die nächsten Treffen entgegen genommen. Das Ehepaar Winzen freut sich, wenn auch andere Teilnehmer mal einen Abend leiten. Mehr Informationen zu Vivere im Netz auf www.vivere-leben.de

„Ich finde Geschwisterlichkeit wichtig, wie man Glauben heute weitergeben kann“, meint Anna-Lisa Lukannek, und Elisabeth Frank nicht zustimmend. „Ja, und dazu der Umwelt-Aspekt.“ Ursula Klose liegen vor allem der Frieden und eine einfache Lebensweise besonders an Herzen. All das wird aufgeschrieben, gesammelt, ist Grundlage für weitere Gruppentreffen. Den Worten Taten folgen lassen – das wünschen sich Initiator Michael Winzen und Sohn Matthias: „Man könnte etwas im Alltag machen, was in der Bibel steht. Zum Beispiel für den Begriff Schöpfung mal zu Fuß gehen, das Auto stehen lassen. Oder Müll einsammeln.“ Frei nach Franziskus könne man sich allgemein für die Natur einsetzen.

Jeder ist willkommen

Übrigens ist Vivere nicht nur ein Kreis für Katholiken, wie Michael Winzen betont: „Franziskus war für jeden und alles offen, das sind wir auch. Ob Protestanten, Muslime, ja, sogar Atheisten, jeder ist willkommen, so lange er etwas mit der franziskanischen Inspiration anfangen kann.“ So wie Franziskus sagte: „Wenn es Dir gut tut, dann komm.“