Neviges. Die Technischen Betriebe Velbert erneuern im Rommelssiepen die Kanäle. Aus mehreren Gründen ist dies eine komplizierte Angelegenheit.

Es sind nur 60 Meter, doch die haben es gewaltig in sich. "Das hier ist schon eine ungewöhnliche Maßnahme, das machen wir nicht alle Tage", sagt Meik Podschuweit und zeigt auf die schmale Gasse zwischen den Fachwerkhäusern. Die Technischen Betriebe Velbert (TBV) erneuern im Rommelssiepen, mitten in der Altstadt von Neviges, die Kanäle, und Diplom-Ingenieur Meik Podschuweit ist für die Bauüberwachung zuständig.  Seine Männer legen jedoch erst in etwa vier Monaten los, wenn die Arbeiten der Stadtwerke hier erledigt sind: Die Anwohner bekommen nämlich auch neue Gas-, Wasser- und Stromleitungen. "Es ist ein gemeinsamer Auftrag von den Stadtwerken und TBV", so der Experte für den Kanalbau. Sie möchten weitere Nachrichten aus Neviges, Langenberg und Velbert erhalten? Dann abonnieren Sie einfach unseren Newsletter

Extreme Kälte

Doch bei diesen heftigen Minusgraden im Moment ruhen natürlich erst einmal sämtliche Arbeiten. Daher könne man auch den Zeitplan nur recht grob nennen, denn hier baut ein Arbeitsschritt auf den anderen auf, bleibt der extreme Frost länger, verschieben sich die Termine. "Wenn nichts dazwischen kommt, geht die Ausschreibung noch in diesem Monat raus", sagt Meik Podschuweit. Dann könnten im Mai die Aufträge vergeben werden, und wenn alles gut laufe, könne es im Juni losgehen mit den Bauarbeiten.

Das freut nicht nur Metzgermeister Georg Schmidt, der bisher fast täglich in seinem Keller die Pumpe anwerfen muss und mit den Nerven seit Jahren ziemlich am Ende ist. Der Senior hat bereits drei Pumpen installiert, an regenreichen Tagen sprudeln täglich bis zu  100 000 Liter Wasser in den Keller der ehemaligen gleichnamigen Metzgerei. "Das ist schön, dass jetzt etwas passiert, da sind wir wirklich sehr froh", zeigt sich seine Tochter Barbara Knapp erleichtert.

Fundament wird freigelegt

Dafür nehmen die Anwohner auch gern manche Unannehmlichkeit in Kauf. Dass die Erneuerung der rund 80 Jahre alten Kanäle an dieser Stelle eine besonders aufwändige Aufgabe ist, hat drei Gründe, so erläutert Meik Podschuweit. "Zum einen ist es hier sehr eng, die Baugrube wird fast so breit wie die ganze Straße. Es wird aber natürlich einen kleinen Durchgang geben." Dazu kommen das Alter und der daraus resultierende Zustand der Häuser. Die malerischen Fachwerkhäuser, die hier stehen, stammen zum Teil aus dem 16. Jahrhundert. "Damit da nicht passiert, werden die Häuser unterfangen", so der Diplom-Ingenieur. Das heißt, dass das Fundament des jeweiligen Gebäudes freigestellt und dann mit Beton gesichert wird. Bei vier Häusern wird das der Fall sein.

Herausfordernde Arbeit

Begleitet werden diese Arbeiten von Bodengutachtern, die sich die genau die Tragfähigkeit des Bodens anschauen. Zudem inspizieren Ingenieure vorher die Gebäude auf eventuell vorhandene Schäden. Natürlich habe man mit allen Anwohnern gesprochen, manche seien zunächst skeptisch gewesen aus Sorge um ihr Haus - was aus Sicht der Anwohner verständlich sei. Die Bedenken habe man ihnen jedoch nehmen können. Eine dritte Herausforderung bei den Arbeiten, so erläutert Meik Podschuweit, sei die Lage des Kanals. "Er liegt im Grundwasser, das heißt, wir müssen ständig pumpen, um die Baugrube trocken zu halten. Genau gesagt wird zum einen der Mischwasserkanal erneuert, ein Gusskanal mit einem Durchmesser von 40 Zentimetern. Außerdem wird parallel ein Drainage-Kanal aus Kunststoff zu den angrenzenden Gebäuden gelegt, der auch zusätzlich das Hangwasser aus dem Bereich Schaesbergstraße aufnimmt. Irgendwann, so ist der Plan, soll dieser Drainage-Kanal in den Hardenberger Bach führen, doch das ist noch Zukunftsmusik.

Kopfsteinpflaster auch vor Eingängen

Einen neuen Kanal sieht man ja naturgemäß nicht, trotzdem wird die malerische Straße Rommelssiepen durch die Arbeiten noch schöner: Das historische Kopfsteinpflaster, das natürlich auf der Straße selbst in der ursprünglichen Form wieder verlegt wird, findet sich dann auch vor den Hauseingängen wieder. Unter anderem vor dem Laden "Wortwechsel", hier ist im Moment noch ganz normaler Straßenbelag. Meik Podschuweit: "Das ist alles mit dem Denkmalschutz abgesprochen, das ist schon eine Aufwertung." Und wie lange werden die Arbeiten dauern? "Ich hoffe, dass wir noch dieses Jahr fertig werden."

Zur Information: Laut Wirtschaftsplan der TBV stehen für die Kanalarbeiten im Rommelssiepen 690.000 Euro zur Verfügung. Wie hoch die Kosten letztlich sein werden, ob niedriger oder höher, kann zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesagt werden.