Neviges. Investor Wolf Neudahm will auf dem Areal des alten Krankenhauses Wohnungen errichten. Doch dafür muss er erst einmal ins Rathaus.
Unermüdlich schaufelt der Bagger Schutt, Steine und Geröll auf einen Haufen. Dahinter liegt auf einem Stapel zerkleinert die ehemalige Feuertreppe. Der Dom ist zum Greifen nah. Die Abbruch-Arbeiten des ehemaligen Krankenhauses sind fast beendet, in etwa zwei Wochen werden auch die letzten Steinhaufen abtransportiert. Jetzt hat Investor Wolf Neudahm, Chef des Bauträgers Pro Objekt aus Wuppertal nur noch einen Wunsch: „Wir möchten möglichst schnell ins Rathaus.“ Hier sollten bereits seit Mitte März der Bebauungsplan für das Areal mit den sechs Häusern ausliegen, damit sich die Bürger beteiligen können: Um Anregungen zu geben, auch Kritik zu äußern. Alles war vorbereitet, doch dann musste das Rathaus aufgrund der Corona-Krise geschlossen werden.
Öffentliche Auslegung ist gesetzlich vorgeschrieben
Da die so genannte Offenlage gesetzlich vorgeschrieben ist, „hat uns Corona jetzt ausgebremst“, sagt Wolf Neudahm, der sich die gute Laune nicht so schnell vermiesen lässt. Weil die Offenlage der letzte offizielle Akt sei, habe man zurzeit zwar noch keine Baugenehmigung, „aber noch habe ich Spaß an dieser Baustelle. Entscheidend ist dann, was wir verkaufen“, sagt er mit Blick auf das 8100 Quadratmeter große Areal. 23 Millionen Euro investiert Pro Objekt hier, um sechs Häuser mit 53 Eigentumswohnungen zu schaffen. „Als wir die Abrissgenehmigung bekommen haben, da haben wir gleich losgelegt. Und die Bagger haben ja auch noch ein bisschen zu tun.“ Aber natürlich sei es schade, unverschuldet durch die Corona-Krise ausgebremst zu werden.
Gutes Einvernehmen mit den Nachbarn
20 Meter Höhenunterschied
Der Bauträger Pro Objekt aus Wuppertal hat das Grundstück im Dezember 2018 von der Stadt gekauft. Der Bauträger investiert hier 23 Millionen Euro. Eine Besonderheit ist der Höhenunterschied von 20 Metern zwischen Löher Straße und Tönisheider Straße, den es auszugleichen gilt.
Architekt Martin Schürg vom Büro „blumberg + schürg“ schwebt eine terrassenförmige Grünanlage als Verbindung vor sowie eine Spielstraße. Auch soll eine Art Dorfplatz zwischen den zwei Stadtvillen und den vier Mehrfamilienhäusern entstehen.
Dass Pro Objekt jetzt nicht einfach die Baustelle verlasse, sei dem Unternehmen hoch anzurechnen, sagt Heike Möller, Leiterin des Planungsamtes: „Das ist nicht selbstverständlich.“ Was den Zutritt ins Rathaus betrifft: Die Offenlage könne zwar auch online erfolgen, aber eben nicht nur. Gesetzlich sei es vorgeschrieben, dem Bürger auch auf herkömmliche Art die Gelegenheit zu bieten, sich an dem Planungsprozess zu beteiligen. Heike Möller: „Wir müssen mal gucken, wie wir da einen Weg finden.“ Lobende Worte hat die Planungsamtsleiterin auch für das persönliche Engagement Wolf Neudahms: So bat der Pro Objekt-Geschäftsführer zu Beginn der Abbrucharbeiten persönlich bei den Nachbarn der Baustelle um Verständnis. „Ein gutes Einvernehmen ist mir immer wichtig. Die Leute müssen ja schon eine Weile mit Einschränkungen leben.“
Hier wird nicht auf Sand gebaut
Nach der Offenlage könne man dann auch mit der Vermarktung der 53 Wohnungen beginnen. Wenn alles gut gehe, könne im Herbst der Startschuss für den Rohbau fallen, schätzt der Investor. Bis es soweit ist, kommt Wolf Neudahm von Wuppertal aus gern auf die Baustelle und macht sich selbst ein Bild. Und man merkt, dass ihm auch nach 30 Jahren sein Beruf Spaß macht, jedes neue Projekt etwas Besonderes ist. Mit einem Blick auf die Baugrube erklärt er: „Das hier ist gesunder Boden, der ist typisch für das Bergische Land“, und lächelnd fährt er fort: „Hier wird nicht auf Sand gebaut, sondern auf Fels.“ Für den Aushub sei das schwierig, „aber für die Gründung gut.“ Bis auf die Verzögerung durch die bisher verhinderte Offenlage habe man im Baugewerbe die Auswirkungen der Corona-Krise noch nicht besonders bemerkt. Man hoffe natürlich nicht, dass Materialien teurer würden. „Aber sonst muss ich sagen: Wir haben im Moment viele Notartermine. Betongold ist immer noch eine sichere Anlage.“
Investor lobt die Stadtverwaltung
Das Lob von Heike Möller kann Wolf Neudahm übrigens in Richtung Stadtverwaltung nur zurückgeben: „Der Dezernent Herr Ostermann ist topp. Er ist bei allen Sitzungen dabei und immer gut informiert, das kenne ich von anderen Städten in der Form nicht.“ Nun hofft der Investor bald richtig loslegen zu können: „Das Loch hier sollte nicht ewig sein. Da war ja das alte Krankenhaus noch besser.“