Erkrath/Velbert. Ein Kaltstart für das Impfzentrum Kreis Mettmann: Bei eisigen Außentemperaturen wurden die ersten über 80-Jährigen endlich geimpft.

Der ältere Mann hat sich den Kragen seiner Jacke weit in das faltige Gesicht gezogen, die Schirmmütze schützt ihn ein kleines bisschen davor, dass ihm der eisige Schnee in die Augen fliegt. "Oh je, ich bin ja viel zu früh hier", stellt der 82-Jährige beim Blick auf seine Armbanduhr fest, "es ist ja jetzt erst halb vier und mein Termin ist um 17.20 Uhr." Der Senior schaut sich hilfesuchend um: "Wo kann ich jetzt solange warten?" Ein freundlicher Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes kann dem alten Mann aus Velbert nicht helfen, einen Aufenthaltsraum oder Wartebereich im Inneren des Impfzentrums gebe es nicht. Den einzigen Schutz gegen Durchnässung bietet ein leicht beheiztes Zelt, dort stehen diejenigen in Abständen an, die zeitnah an der Reihe sind - Platz für den 82-Jährigen gibt es dort nicht.

Viele erscheinen zu früh

"Es sind ganz viele da, die zu früh gekommen sind, aus Angst den Termin zu verpassen", erklärt der Mann vom Sicherheitsdienst, der heute dafür eingesetzt ist, den ankommenden Bürgern zu zeigen, wo sie in welcher Reihenfolge zu warten haben, bis sie in das Impfzentrum hineingebeten werden. Helmut Wülfhorst steht in der Schlange ganz vorne, der Nevigeser begleitet seine 86-jährige Schwiegermutter Christel Benninghaus heute zu ihrem ersten Impftermin.

Hartnäckigkeit an der Termin-Hotline

Dahinter wartet das Ehepaar Diermann aus Hochdahl, 85 und 82 Jahre alt. Auch sie erhalten tatkräftige Unterstützung von ihrem Sohn. Dass seine Eltern direkt am Tag der Eröffnung des Impfzentrums ihre Termine erhalten haben, ist für ihn kein Zufall. "Das ist unserer Hartnäckigkeit zu verdanken", erinnert er sich lachend und reibt sich gegen die Kälte die Hände, "wir haben mit fünf Personen zeitgleich sofort nach Freischaltung der Hotline angerufen, immer und immer wieder und meine Schwester ist dann durchgekommen und hat die Termine für unsere Eltern festgemacht."

Verkehrschaos vor Impfzentrum

Auf der kleinen Seitenstraße vor dem Eingang des Impfzentrums herrscht Chaos. Obwohl unmittelbar davor Parken nicht erlaubt ist, haben sich viele mit ihren Autos dort hingestellt. Zwar gibt es einen offiziellen Parkplatz zum Impfzentrum in rund 300 Meter Entfernung, das aber ist für viele alte Menschen offensichtlich viel zu weit. "Das geht doch gar nicht", ärgert sich ein Mann, während er den Rollator seiner sehr alten Mutter aus dem Kofferraum hievt, "meine Mutter ist absolut wackelig auf den Beinen und dann noch der Matsch auf den Wegen und die Eiseskälte, da ist ein Sturz doch vorprogrammiert."

Lkw kommen nicht durch

Und dennoch - das Parkverbot hat einen guten Grund: Mehrmals täglich werden hinter dem Impfzentrum liegende Unternehmen von großen Lkw beliefert - durch die parkenden Autos können sie nicht auf die Firmengelände einbiegen. Der Fahrer eines Hängerzugs legt seinen Kopf resignierend auf das Lenkrad - es geht nicht vorwärts, nicht rückwärts. Nur mit Hilfe mehrere Polizisten lässt sich das Chaos schließlich beseitigen.

Lobenswerter Ablauf

Mittlerweile hat Christel Benninghaus ihre erste Impfung gegen das Covid-19- Virus hinter sich, der Ablauf sei einwandfrei gewesen, der Kontakt mit den Mitarbeitern sehr freundlich, lobt Schwiegersohn Helmut Wulfhorst. "Erst wurde die Temperatur gemessen und die Personalien und Unterlagen abgeglichen, danach die Fragebögen auf ihre Vollständigkeit überprüft. Dann konnte man entscheiden, ob man vor der Impfung noch einen kurzen Aufklärungsfilm schauen oder darauf verzichten wollte. Danach gibt es dann noch einen Bereich, an dem man 30 Minuten verweilen soll, falls es allergische Reaktionen oder andere Komplikationen gäben würde. Bei meiner Schwiegermutter verlief alles absolut problemlos."

Es gibt immer Ersatztermine

Ein ähnliches, erstes Fazit ziehen dann - rund zwei Stunden nach Eröffnung des kreisweiten Impfzentrums - auch der organisatorische Leiter Mirko Braunheim und der ärztliche Leiter, Dr. Thomas Nasse. Besondere Vorkommnisse habe es nicht gegeben, bislang sei alles gut angelaufen. Allerdings- so betont es Braunheim - sei es wirklich wichtig, daran zu appellieren, dass sich alle an ihre genauen Impfzeiten hielten. "Und wenn mal einer seinen Impftermin aus irgendeinem Grund verpasst, dann gibt es auf jeden Fall einen Ersatztermin".

Einige sind zuhause geblieben

Langsam beruhigt sich die Situation am und um das Impfzentrum und auch der 82-jährige Velberter, der mit der S-Bahn fast zwei Stunden vor dem eigentlichen Termin Hochdahl erreicht hat, wird nun, 45 Minuten eher als geplant, in das Impfzentrum hineingelassen - einige Bürger sind aufgrund der Witterungsverhältnisse wohl lieber zuhause geblieben. "Jeder, der heute seinen Impftermin gehabt hätte, kann morgen zu selben Zeit, einfach herkommen und sich dann impfen lassen", erklärt Mirko Braunheim, "wir werden extra eine weitere Impfstraße mit vier Plätzen dafür öffnen."

Info: Das Impfzentrum für den Kreis Mettmann wurde in dem Firmengebäude des Erkrather IT-Unternehmens Timocom eingerichtet, dessen Mitarbeiter derzeit zum größten Teil im Homeoffice arbeiten. Man habe Kapazitäten für insgesamt 1680 Impfungen täglich, erklärt Kreis-Pressesprecherin Daniela Hitzemann, aber aufgrund der Impfstoff-Lieferengpässe seien bislang nur 275 Termin pro Tag vergeben worden.

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