Langenberg. Seit dem Lockdown hat die Zahl der Anfragen im Begegnungszentrum der evangelischen Gemeinde zugenommen. Auch Familien melden sich.

Wie so viele Einrichtungen musste auch das Begegnungszentrum der evangelischen Gemeinde, die Klippe 2, sein Angebot seit November drastisch einschränken. Ganz geschlossen ist die Einrichtung aber nicht: "Wir dürfen nach wie vor Essen ausgeben", sagt Astrid Kothe-Matysik.

"Das ist für die Leute eine unbezahlbare Möglichkeit, mit ,echten' Menschen in Kontakt zu kommen", sagt die Leiterin der Klippe 2. "Für diejenigen, die zu uns kommen ist es auch höchstwichtig zu wissen, dass wir da sind. Dass dort jemand ist, der helfen kann."

Kurze Gespräche mit den Menschen

Denn natürlich gibt's bei der Essensausgabe auch kurze Gespräche. "Da fragt jemand ob wir wissen, wann es mit der Impfung losgeht oder wie man es schafft, die Tochter online zu kontaktieren", erzählt Astrid Kothe-Matysik. "Damit decken wir niederschwellig den Alltagsbedarf ab."

Wer mehr Redebedarf hat, kann auch in der Klippe anrufen (02052 2734). "Das ist wichtig, weil wir ohne Termin niemanden ins Gebäude lassen können", sagt die Leiterin. Wer also ein offenes Ohr brauche, solle anrufen: "Im Erstgespräch können wir dann entweder einen Termin ausmachen oder direkt an Spezialisten wie die Schuldner- oder die Erziehungsberatung weiter vermitteln."

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Nachfrage steigt seit November

Die Nachfrage nach diesem Angebot habe seit November klar zugenommen, hat Astrid Kothe-Matysik festgestellt. Etwa drei Viertel der Anrufer "sind Menschen, die sich auch vor dem Lockdown schon bei uns gemeldet haben, bei denen die Lage auch vorher schon kritisch war." Aber es gebe eben auch mehr Menschen, die zum ersten Mal den Kontakt suchten.

"Das sind dann aber nicht nur ältere Menschen, die alleine zu Hause sitzen und einfach Kontakt brauchen", sagt die Leiterin der Klippe 2. "Es melden sich auch Familien mit Kindern die nicht mehr wissen, wie sie ihren Nachwuchs zu Hause bändigen sollen." Unterricht auf Distanz, kein Sport, keine sonstigen Angebote - "da wissen die Kleinen ja oft nicht, wohin mit ihrer Energie."

Schuldnerberatung stärker gefragt

Melden würden sich aber auch mehr Menschen, die finanzielle Probleme bekommen: "Manche haben den Job verloren, weil ihr Arbeitgeber die Coronazeit nicht überlebt hat, andere sind in Kurzarbeit und das Geld reicht nicht." Hier käme dann schnell die Schuldnerberatung in Velbert ins Spiel. "Gott sei Dank haben wir in der Stadt gute und professionelle Dienste, die unterstützen", sagt Astrid Kothe-Matysik.

Wer den Weg in die Klippe schließlich nimmt, muss - "natürlich", sagt die Leiterin - die Schutzmaßnahmen hinnehmen. "Wir sitzen dann zu zweit in einem großen Raum mit zwei Metern Abstand und Maske auf", sagt Einrichtungsleiterin Kothe-Matysik. "Und das Fenster ist auch offen, es kann also ein bisschen frisch werden." Das sei aber alles zweitrangig, wer echte Krisenberatung benötige, nehme das Angebot dankend an.

Senioren sind "unglaublich diszipliniert"

Und wie geht es den Senioren, die an der Klippe 2 dauerhaft wohnen? "Soweit ganz gut", sagt Astrid Kothe-Matysik. "Die sind unglaublich diszipliniert." Ein älterer Herr habe ihr gesagt: "Ich habe Krieg und Vertreibung erlebt. Die jetzige Situation nehme ich zur Kenntnis." Bewundernswert finde sie diese Einstellung.

"Und es ist natürlich klar, dass eine junge Familie einen ganz anderen Erfahrungshorizont hat und daher den Lockdown mit all seinen Folgen ganz anders wahrnimmt." Aber Astrid Kothe-Matysik hat auch eine gute Nachricht: Obwohl die Anfragen zunehmen, "können wir das gut bewältigen. Wir sind nicht überlastet."

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