Neviges. Viele leer stehende Läden kennzeichnen das Bild der Nevigeser Altstadt. Die Stadt hat Ideen, damit hier wieder mehr Leben herrscht

Ein Hundefriseur zog letztens in der Fußgängerzone in das lange leer stehende Geschäft des Tragbar-Teams, das ehemalige Kaufhaus Gassmann wird gerade hergerichtet für das Weiterbildungsinstitut WBS Training. Es sind kleine Hoffnungsschimmer, doch noch immer stehen viele Läden in der Altstadt leer.. "Seit Jahrzehnten ist der Handel im Wandel, die Leute fahren lieber in die großen Shopping-Zentren. Und durch den Internet-Handel ist da noch einmal ganz anders Fahrt herein gekommen", beschreibt Heike Möller ihre Sicht der Dinge. Sie leitet im Rathaus den Fachbereich Stadtentwicklung.Mit verschiedenen Ideen will die Stadt die Innenstadt von Neviges neu beleben. Möchten Sie in Velbert immer auf dem Laufenden sein? Dann abonnieren Sie einfach unseren kostenlosen Newsletter.

Stadt gewährt Mietzuschüsse

Zum einen sollen Mietzuschüsse Interessenten anlocken, Läden anzumieten: Ein Jahr lang, so die Wirtschaftsförderung der Stadt, wird die Hälfte der Miete übernommen und ein Zuschuss zu den Anschaffungskosten gezahlt. Zum anderen, so sieht es das 2019 vom Rat beschlossene Integrierte Handlungskonzept vor, soll Neviges als Wohnstandort gestärkt und gleichzeitig für Touristen wieder attraktiver werden - ohne jedoch die nötige Nahversorgung der Bürger zu vernachlässigen. Geschäfte und allen voran ein Supermarkt seien wichtig, doch auch das Thema "Wohnen", so die Stadtplanerin, werde ein neuer Schwerpunkt. So seien in den letzten Jahren bei der Stadt vermehrt Anträge eingegangen, Ladenlokale in Wohnraum umzuwandeln. Doch die bestehenden Bebauungspläne ließen das bisher nicht zu.

Baurechtsnovelle schafft Freiheit

Das soll sich jetzt ändern: Dank der letzten Baurechtsnouvelle von 2017, in der als neue Kategorie das "Urbane Gebiet" eingeführt wurde, können die Kommunen jetzt in den Städten mehr Wohnraum schaffen. Heike Möller: "Die Innenstadt wird in eine Haupt- und Nebenlage aufgeteilt." Zur Hauptlage gehören zum Beispiel die Fußgängerzone Elberfelder Straße vom Hasenkampsplatz bis zur Stadtkirche sowie der untere Teil der Wilhelmstraße, die Bernsaustraße und der Platz Im Orth.

Den Denkmalschutz berücksichtigen

Hier sollen zum einen nach wie vor der Handel gestärkt und auch die Versorgung sichergestellt werden. Doch könnten, so Heike Möller, nun in der Altstadt auf der gleichen Fläche mehr Wohnungen entstehen als bisher. So heißt es in Paragraf 6a Baunutzungsverordnung, dass der für Mischgebiete auf maximal 50 Prozent festgelegte Wohnanteil jetzt überschritten werden könne. Doch natürlich dürfe jetzt nicht auf Teufel heraus um- und neu gebaut werden, in der Altstadt sei auch der Denkmalschutz zu berücksichtigen. Ferner müssten sämtliche Überlegungen mit dem Integrierten Handlungskonzept übereinstimmen.

Bürger brachten Ideen ein

Das Konzept hat ein interfraktioneller Lenkungskreis erarbeitet, bestehend aus Vertretern der Politik, Geschäftsleuten, auch die Kirche - damals noch die Franziskaner - war dabei. Auf diversen Veranstaltungen haben sich auch Bürger mit ihren Ideen beteiligt. Das Integrierte Handlungskonzept berücksichtigt nicht nur die Themen Wirtschaft und Wohnen, sondern auch Verkehr, Wallfahrt und Tourismus.