Velbert. Derzeit sind auch die Velberter Bestatter im Dauereinsatz. Zudem erfordern die coronabedingten Sterbefälle besondere Vorgehensweisen

Nein, sagt die freundliche Mitarbeiterin eines Velberter Beerdigungsinstitutes am Telefon, Zeit für eine noch so kurze Auskunft bezüglich der derzeitigen Situation ihres Berufsstandes, die gäbe es nicht. "Ich habe gerade drei Telefonate auf drei anderen Leitungen, ich bitte Sie da um Verständnis", erklärt sie höflich, aber bestimmt. Und: Ja, man kann es verstehen: Denn die Situation der Bestatter in Velbert ist momentan alles andere als entspannt.

Urlaubstop für Mitarbeiter

Ein paar Minuten für ein kurzes Gespräch hat dagegen gerade Christian Stotzka, der das Beerdigungsinstitut Velleuer an der Oststraße und ein weiteres in Wülfrath in achter Generation führt. "Ich mag das Wort Übersterblichkeit gar nicht", erklärt der Bestattermeister, während auch bei ihm im Hintergrund das Telefon klingelt, "aber Tatsache ist, wir haben unglaublich viel zu tun, die Mitarbeiter haben Urlaubstop und wir mussten zusätzliche Aushilfen einstellen".

Gigantische Schutzmaßnahmen nötig

Gerade in diesen Tagen, zum Jahresbeginn, müssten besonders viele Trauerfälle begleitet werden - durch die Feiertage hätten nur wenige Beisetzungen stattgefunden. Und: In Zusammenhang mit Covid-19 Verstorbene müssten nach dem Infektionsschutzgesetz behandelt werden, was natürlich besonders zeitintensiv sei. "Es sind gigantische Schutzbedingungen, unter denen wir dann arbeiten müssen, die Hygieneauflagen sind enorm, was letztlich absolut richtig ist, denn auch der Verstorbene kann noch ansteckend sein", erklärt Stotzka.

Überlastete Krematorien

Dazu kommt, dass die Krematorien in der näheren Umgebung teilweise völlig überlastet sind. "Das Krematorium in Wuppertal hat etwa zusätzliche Kühlzelte aufgestellt, weil es nicht mehr nachkommt", informiert der Inhaber, "ich möchte diese Situation aber den Angehörigen ersparen, ich empfinde das als nicht so pietätvoll." Es sei daher mittlerweile an der Tagesordnung herumzutelefonieren, wo es gerade noch Kapazitäten gäbe. "Wir fahren dann auch mal Essen an oder zwei andere Krematorien." 

Besonderer Umgang mit den Hinterbliebenen

Trauerfälle im Zusammenhang mit dem Coronavirus erfordern außerdem einen ganz besonderen Umgang mit den Hinterbliebenen. "Zum einen ist es so, dass nach dem Infektionsschutzgesetz der Verstorbene nicht mehr aufgebahrt werden darf", weiß der Bestattermeister, "das ist für viele Angehörige sehr schlimm, sie können keinen Abschied mehr nehmen. Zumal sie den Menschen häufig auch vorher nicht mehr sehen konnten, weil er vielleicht im Krankenhaus verstorben ist und sie ihn dort nicht besuchen durften."

Keine persönlichen Gespräche möglich

Die Kontakte zu den Hinterbliebenen fänden auch nicht in persönlichen Gesprächen, sondern am Telefon statt, was zum Teil daran läge, dass die Angehörigen oft selbst in Quarantäne seien. Dies erfordere eine ganz besondere Sensibilität im Umgang mit den Trauernden. "Dazu kommt, dass Planungen oder feste Termine, wie Trauerfeiern, häufig kurzfristig verschoben werden müssen, weil nahe Angehörige zwischenzeitlich selbst erkrankt sind", erläutert Christian Stotzka.

Rund 1100 Sterbefälle in Velbert pro Jahr

Aktuell sind seit Beginn der Pandemie 72 Velberter (Stand: Dienstag, 5. Januar) verstorben, die meisten davon erst in den vergangenen Wochen. In "normalen" Jahren zähle die Stadt rund 1100 Sterbefälle, so der Bestattermeister. Der jetzige Anstieg unter diesen besonderen Bedingungen sei eine echte Herausforderung für seine Branche. Dennoch, ganz neu, so Christian Stotzka, ist die Situation für ihn und seine Kollegen nicht. "Mich erinnert alles stark an 2018, als wir die starke Grippewelle hatten. Auch da gab es zum Beispiel massive Engpässe in den Krematorien." +++ Hier geht es zum Newsletter Velbert +++