Velbert. . In einem kleinen Heftchen hat Christian Stotzka Benimmregeln für Trauergemeinden aufgeschrieben. Manche kommen im Jogginganzug zur Beerdigung.
- Bestatter hat ein kleines Heftchen mit Benimmregeln für Beerdigungen herausgegeben
- Er ärgerte sich über unpassend gekleidete Trauergäste und Einkaufsgespräche am Grab
- In dem Heftchen gibt es ganz konkrete Tipps und Formulierungshilfen
Schlägereien am offenen Grab wegen Erbstreitigkeiten oder Trauergäste, die im verschlissenen Jogginganzug oder im schrillen Minirock zur Beerdigung kommen: Christian Stotzka vom Bestattungsinstitut Velleuer hat schon so viele Sachen bei Beisetzungen erlebt, dass er darüber auch ein Buch verfassen könnte. Das hat er nun sogar gemacht – und zwar ein Büchlein, wie man sich richtig bei Beerdigungen verhalten sollte.
Gemeinsam mit einem Kölner Kollegen verfasst
Auf den Gedanken, den „Bestattungsknigge“ zu schreiben, kam Stotzka im vergangenen Jahr. Denn: „In den letzten Jahren haben Würde und Anstand bei Beerdigungen merklich nachgelassen. 2016 haben wir uns dann sehr damit beschäftigt, was man dagegen tun kann“, sagt der 39-Jährige, der das Büchlein im Pixie-Format mit seinem Kölner Bestattungskollegen Brian Müschenborn aufgelegt hat.
Tipps auf 36 Seiten
Auf 36 Seiten werden verschiedene Themenbereiche behandelt und mit Tipps versehen, wie man sich richtig verhält. Zum Beispiel „Kondolenzbriefe und Todesanzeigen“. Die Empfehlung: Beispielsweise als Reaktion auf eine Traueranzeige solle man einen Kondolenzbrief oder eine Karte mit persönlichen Worten sowie einer Unterschrift zurückschicken. „Und nicht, wie es auch geschieht, per Handy eine WhatsApp mit den Worten ‘Sorry, dass Dein Vater tot ist’ senden“, sagt Christian Stotzka. Zudem bietet das Büchlein Formulierungshilfen für solche Fälle.
Kleidung sollte in gedeckten Farben gehalten sein
Ein anderes Kapitel widmet sich der passenden Kleidung bei Beerdigungen. „Die Sachen sollten in gedeckten Farben gehalten sein“, schildert der Fachmann. Dies sei eine Tradition – und solche Traditionen seien wichtig, „denn sie geben auch in Trauerphasen Halt. Es geht darum, den Verstorbenen die Ehre beim letzten Geleit zu erweisen.“ So sollten die Trauergäste auch nicht beim Gang zum Grab schwatzen. „Da hören wir unglaubliche Sachen. Manche Menschen gehen beim Trauerzug zum Beispiel den Einkaufszettel durch.“
In der Trauerhalle einen Kranz dazwischenschieben
Daneben gibt es in dem Büchlein Ausführungen zu Bestattungsritualen oder zum Thema Blumen. „Blumen oder Kränze sollten beim Floristen bestellt werden, die bringen die Sachen in der Regel kostenlos zur Beerdigung“, führt Stotzka aus. Nicht alle halten sich daran: „Es kommen immer wieder Leute fünf Minuten vorher in die Trauerhalle und wollen noch schnell einen Kranz dazwischenschieben.“
Früher gab es mehr Bestattungen
Wieso in den vergangenen Jahren die Beerdigungskultur sich bei manchen Menschen so verändert hat, erklärt der Bestattungsmeister unter anderem folgendermaßen: „Früher waren die Familien größer. Da gab es einfach mehr Beerdigungen.“ So habe man gewusst, was sich bei Beisetzungen gehöre. Das vermisst Christian Stotzka nun bisweilen: „Wir freuen uns auch, wenn ein bisschen Anstand gewahrt bleibt und ein würdevoller Rahmen sowie ein ehrendes Geleit gewährleistet wird.“ Und so gibt er – aus gutem Grund – noch einen weiteren, eigentlich selbstverständlichen Tipp: „Bitte bei Beerdigungen immer das Handy ausstellen.“
>>HEFTCHEN HAT EINE AUFLAGE VON 2000 STÜCK
- Aufgelegt wurde der kostenlose Bestattungsknigge mit einer gesamten Auflage von 2000 Exemplaren. „Davon ist schon mindestens die Hälfte weg“, sagt Christian Stotzka vom Bestattungsinstitut Velleuer, dessen Inhaberin Stotzkas Mutter Renate ist.
- Vorgestellt wurde das Büchlein bei der letztjährigen Seniorenmesse im Forum. „Da haben auch schon viele Menschen ihn mitgenommen und gesagt: ,Das ist für mein Enkelkind.’“ Zu haben ist der Bestattungsknigge beim Bestattungsinstitut Velleuer, Oststraße 17.