Neviges. Sie dürfen nicht singen und auch keinen Segen aussprechen. Doch die Sternsinger in Neviges beweisen in der Corona-Pandemie Kreativität.
Gut, wenn man Plan B in der Tasche hat. Seit sechs Jahren gehört Tina Möllney zum Organisations-Team der ökumenischen Sternsinger-Aktion in Neviges. Bereits Ende September, also lange vor dem zweiten Lockdown, hatte sie sich zum ersten Mal mit den Eltern der jungen Sternsinger getroffen. Und schon damals eine dunkle Ahnung gehabt. „Ich wollte unbedingt etwas in petto haben, wenn es wieder zu gravierenden Änderungen kommt.“ Gedacht für den Notfall, stellte sie mit viel Mühe und Kreativität 500 „Segenstüten“ zusammen – und ist jetzt gerade dabei, die Anzahl der Tüten auf 1000 aufzustocken, denn bekannterweise bestätigte sich die Vorahnung. Am Samstag, 9. Januar 2021, werden die Sternsinger die Segenstüten in die Briefkästen verteilen. Damit reagiert Tina Möllney auf eine Empfehlung des Diözesanverbandes. Demnach sollten nicht nur Hausbesuche, sondern auch jeglicher Kontakt auf Abstand unterbleiben: also auch kein Anklingen an der Haustür.
Viele Erstklässler machen mit
Trotzdem muss jetzt niemand auf diese liebgewonnene Tradition verzichten und kann den Segen der Heiligen Drei Könige wie gehabt an die Haustür kleben, inklusive des Spruchs: „Gott segne dieses Haus und alle die hier gehen ein und aus.“ Darüber freut sich besonders Tina Möllneys Tochter Maya (14), die seit Jahren zu den eifrigen Sternsingern gehört: „Wäre schon schade, wenn das ganz ausfiele.“ Wer eine Segenstüte im Briefkasten haben möchte, muss sich dafür anmelden. Tina Möllney, die die Sternsinger-Aktion für die katholische Kirche plant, möchte mit ihren Gruppen den Bereich Hügelstraße und Elberfelder Straße abdecken. Dabei beteiligten sich in diesem Jahr auch viele Erstklässler.
Mini-Gruppen aus zwei Haushalten
Spenden gehen an drei Initiativen
Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde zieht sich aufgrund des Lockdowns und der hohen Infektionszahlen aus der ökumenischen Sternsinger-Aktion zurück. Die Spenden werden gesplittet und gehen an drei Initiativen: An das Kindermissionswerk, hier werden Kinder aus der Ukraine bedacht, an das Friedensdorf Oberhausen und an die „Arche Lebensgemeinschaft in Kalkutta“, die Menschen mit Beeinträchtigungen ein selbstständiges Leben ermöglicht.
Wer eine Spendentüte im Briefkasten haben möchte, muss sich anmelden: Entweder eine Mail schicken an: Sternsinger-Neviges@gmx.de oder anrufen unter 02053/50 32 658.
Natürlich werde man nicht im gewohnten großen Tross losziehen, versichert Tina Möllney, das sei ja Corona-bedingt gar nicht möglich. Für sie bedeutet die Vorbereitung weit mehr Arbeit und Aufwand als im Normalfall. „Wir stellen viele Mini-Gruppen zusammen, die Kinder kommen aus maximal zwei Haushalten, zu denen auch der Leitstern gehört.“ Also ein Elternteil oder auch ein älterer Bruder oder Schwester. Auch gehe man nicht so lange Touren wie gewohnt. „Bisher habe ich ungefähr 18 Gruppen zusammen“, meint die Organisatorin und zeigt sich mit dem bisherigen Ergebnis durchaus zufrieden. „Ich werde nach Weihnachten noch einmal intensiv mit den Eltern reden, ob es dabei bleibt.“
Liebevoll bemalte Butterbrot-Tüten
Die „Segenstüten“ sind liebevoll dekorierte Butterbrots-Tüten mit folgendem Inhalt: Ein Postkarte, der Segens-Aufkleber, ein Informations-Flyer und ein Überweisungsträger der Kirche. „Kita-Kinder und Schulkinder haben die Tüten bemalt, das finde ich besonders schön“, sagt Tina Möllney, die auch den Informations-Flyer für die Spenden noch etwas ausführlicher gestalten wird: „Wenn jemand nichts überweisen und aus gegebenen Anlass auch nicht ins Gemeindebüro kommen möchte, dann hole ich das Geld auch ab.“ Noch nicht ganz klar ist, ob die Sternsinger am 9. Januar in der Glocke mit ihren Gewändern ausgestattet werden oder ob Tina Möllney die Kleidung persönlich in die Haushalte bringt. „Das muss ich mal sehen, da überlege ich noch.“
Aussende-Gottesdienst im Dom
Während der anschließende Aussende-Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche und im Siepen ausfällt, gibt es bisher für den Gottesdienst im Dom grünes Licht. Solange das Erzbistum Köln kein Verbot ausspreche, sehe die Gemeinde keine Veranlassung für eine Absage, so Tina Möllney. „Ich habe erst gestern noch mit Abbé Ignace gesprochen.“ Was auf jeden Fall anders sein wird: Die Kinder können nicht, wie sonst üblich, Süßigkeiten empfangen. Aber da werden die Nevigeser ja vielleicht Kreativität beweisen.