Velbert. Das Land NRW hat für das kommende Jahr finanzielle Einschnitte angekündigt. Allen Mitarbeitern wurde vorsichtshalber zum Jahresende gekündigt.

Die Flüchtlingshilfe in Velbert bangt um ihre Existenz. Die Landesregierung NRW hat für das nächste Jahr finanzielle und personelle Einschnitte angekündigt. „Wir wissen nicht wie es weiter geht“, sagt Dörte Frisch, die die Flüchtlingshilfe vor neun Jahren gegründet hat. Allen Mitarbeitern – auch ihr selbst – ist vorsorglich zum 1. Januar des nächsten Jahres gekündigt worden.

Insgesamt 4,5 Stellen stehen der Flüchtlingshilfe Velbert , die auch Flüchtlinge in Langenfeld und Ratingen – dort auch in der Landesunterkunft – berät und auch Deutschkurse anbietet, zur Verfügung. „Auch wenn derzeit weniger neue Flüchtlinge kommen, so sind die vorhandenen ja da und müssen weiter betreut werden“, sagt Dörte Frisch, von Haus aus Juristin. „Unsere Beratungen haben weiterhin einen starken Zulauf. Die Mitarbeiter klagen keinesfalls über Langeweile, im Gegenteil, sie haben alle Überstunden“, sagt Dörte Frisch im WAZ-Gespräch.

Im Wohnheim an der Talstraße hat die Flüchtlingshilfe Velbert ein Büro.
Im Wohnheim an der Talstraße hat die Flüchtlingshilfe Velbert ein Büro. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Unklare Bleibeperspektive

In NRW gibt es ca. hundertfünfzigtausend Flüchtlinge , deren Situation und Bleibeperspektive unklar ist. Sie sind oft durch langjährige Flucht traumatisiert und gesundheitlich beeinträchtigt, so die Flüchtlingshilfe. Diesen Menschen helfen die Flüchtlingsberatungsstellen weiter. Ihre Beratungen erstrecken sich auf Asyl- und Verfahrensberatung, Sozialberatung, psychologische Beratung und vieles mehr. Auch Flüchtlingen, die schon einen Aufenthaltstitel haben, wird dort weitergeholfen und sie werden bezüglich integrativer Angebote beraten. Die Träger arbeiten dabei kooperativ miteinander zusammen.

++Sie möchten keine Nachrichten aus Velbert mehr verpassen? Dann bestellen Sie unseren kostenlosen Newsletter. ++

Eigenanteil kann nicht gestemmt werden

Die geförderten Stellen sollen nach Willen der NRW-Landesregierung reduziert werden und auch die Förderung pro Stelle wird im Durchschnitt vermindert. So sollen nur noch 80 Prozent der Personalkosten vom Land übernommen werden. Aber gerade kleine Organisationen wie die Flüchtlingshilfe Velbert können den dann notwendigen Eigenanteil nicht stemmen. Dadurch werden die Flüchtlingsberater, die eigentlich in Kooperationen zusammenarbeiten, in einen Konkurrenzkampf um die Stellen gezwungen. Zudem könne sich das Land die Beratungsstellen und sogar personell die Berater nach dem Maßstab aussuchen, wer im Sinne des Landes agiert und nicht, wie es eigentlich sein sollte, im Sinne der Flüchtlinge. Jede einzelne Stelle wird offen ausgeschrieben.

Verein wurde 2011 gegründet

Die Flüchtlingshilfe Velbert besteht seit 2011. Der Verein hat sich zur Aufgabe gemacht, Flüchtlingen/Asylsuchenden das Ankommen in der Region zu erleichtern. Dafür bietet er eine kostenlose Beratung zu Aufenthalts-, Verfahrens- und Ausländerrecht, Perspektivberatung, Sprachförderung, sozialen und persönlichen Problemen, Berufsausbildung, Arbeitsplatzsuche und Dokumentenanerkennung an. Diese Beratung findet in Velbert, Langenfeld und Ratingen statt.

Des Weiteren bietet der Verein k ostenfreie Deutschkurse verschiedener Niveaus an: Alphabetisierungskurse zum Erlernen der Schrift, Anfänger- und Fortgeschrittenenkurse sowie ein Internet-Lerncafé, welches zusätzlich zu den Deutschkursen besucht werden kann.

„Können nicht die Gehälter kürzen“

„Dadurch geht die Qualität und die Unabhängigkeit der Flüchtlingsberatung verloren“, fürchtet der Velberter Verein. Und weiter: „Wir haben in unseren Flüchtlingsberatungsstellen gute qualifizierte Mitarbeiter, mit abgeschlossenem Jura-, Medizin oder anderem Studium, und können denen nicht plötzlich das Gehalt kürzen, weil die Fördergelder entfallen. Andererseits haben wir keinerlei Einnahmen, um die fehlende Differenz aus eigener Kasse auszuzahlen.“ Der Verein sieht es als eine Herabwürdigung seines langjährigen Engagements, seiner qualitativ hochwertigen Arbeit und der stetigen kooperativen Zusammenarbeit mit dem Land NRW an. „Es kann weder im Sinne der Flüchtlinge noch darf es im Interesse der Landesregierung sein, Menschen durch derartige Sparmaßnahmen in unprofessionelle Beratung zu drücken und sie somit ihren rechtlichen Möglichkeiten eines fairen Asylverfahrens zu entziehen.“ Weitere Berichte aus Velbert lesen Sie hier.