Velbert. Wer daheim Platz für Altkleider hat, sollte warten, bis er sie in einen der Container in Velbert steckt. Die Branche ist schon doppelt gebeutelt.

In so manchen Städten sind die Altkleider-Sammelcontainer bereits versiegelt, so dass die Bürger dort nichts mehr verklappen können, bzw. sogar komplett aus dem öffentlichen Raum abgezogen worden. Temporär zuzumachen sei für die Technischen Betriebe Velbert (TBV) aber nie eine Option gewesen, versichert Marwin Gedenk. Wenn sich in dem Markt allerdings absehbar nichts Einschneidendes zum Besseren wende, so der Geschäftsführer des Recycling-Betriebs „L.G.R.“ – seit nunmehr 16 Jahren Partner der TBV – müsse das „Modell grundsätzlich überdacht“ werden. Bislang sei das Entsorgen von Altkleidern für die Bürger ja kostenlos.

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Fast-Fashion lebt nicht lange

Erstens gebe es schon seit drei Jahren „ein bisschen“ Probleme in der Branche durch die so genannte Fast-Fashion. Die Lebensdauer von Kleidung – im Schnitt kauft jeder Deutsche im Jahr 60 Teile oder Stücke – habe „rapide abgenommen“. Also ganz im Gegensatz zum hehren Ziel des Recyclings : „Kleidungsstücke so lange wie möglich leben lassen.“ Der Wert, der bei Fast-Fashion „hinten rauskomme“, werde auch immer geringer. Und zwar sowohl rein wirtschaftlich als auch qualitativ. „Die Mischgewebe sind wirklich ein Problem.“

Aufgeräumt und ausgemistet

TBV-Abfallwirtschaftsplanerin Irmgard Olberding und Marwin Gedenk, Geschäftsführer der Firma „Lothar Gedenk Recycling GmbH“, schilderten im Gespräch mit der WAZ das lokale Geschehen und die aktuellen Probleme in der Branche.
TBV-Abfallwirtschaftsplanerin Irmgard Olberding und Marwin Gedenk, Geschäftsführer der Firma „Lothar Gedenk Recycling GmbH“, schilderten im Gespräch mit der WAZ das lokale Geschehen und die aktuellen Probleme in der Branche. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

„Es war also eh nicht gut“, schildert Gedenk die Entwicklung, „und dann kam noch Corona.“ Die Betriebe hätten wochenlang nicht arbeiten dürfen, während die Bürger aufgeräumt und ausgemistet hätten. Ergo hätten sich große Lagerbestände aufgebaut, zudem seien durch Lockdowns in anderen Ländern die Absatzmärkte problematisch geworden. Immerhin werde etwa in Polen, Tschechien oder der Ukraine Kleidung bis zu 40 Prozent Second-Hand gekauft, während die Quote europaweit zwischen 20 und 30 liege und hierzulande bloß zwei Prozent betrage. „Ich kann aber nicht unendlich lagern“, sagt der „L.G.R.“-Geschäftsführer und berichtet, dass man aktuell 40 Prozent mit Verlust abgebe. „Der Erlös ist rapide gesunken. Kostendeckend geht im Moment fast gar nicht mehr.“

In 2019 insgesamt 195 Tonnen gesammelt

So appelliert denn die TBV-Abfallwirtschaftsplanerin Irmgard Olberding angesichts der angespannten Lage auch an die Bürger, den Gang oder die Fahrt zum Container möglichst noch eine Weile aufzuschieben: „Wenn es nicht unbedingt nötig ist, bitte damit noch warten.“ Die „Lothar Gedenk Recycling GmbH“ hat als Auftragnehmer der TBV im letzten Jahr vor Ort 195 Tonnen Altkleider gesammelt. Noch 2002 waren es lediglich 95 Tonnen; seither ist die Menge in unterschiedlichen Sprüngen geklettert .

66 Container stehen im Stadtgebiet

Ganz in der Nähe der TBV sind diese beiden Container platziert. Und es steht – wie bei den anderen 64 auch – ganz genau drauf, was verklappt werden darf bzw. soll.
Ganz in der Nähe der TBV sind diese beiden Container platziert. Und es steht – wie bei den anderen 64 auch – ganz genau drauf, was verklappt werden darf bzw. soll. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

In Velbert gibt es auf den 72 öffentlichen TBV-Containerstandplätzen 66 Altkleider-Container, die jeweils gut 2,5 Kubikmeter packen. „Wir leeren definitiv alle einmal, manche auch zweimal in der Woche. Dann wissen wir, dass nirgendwo was anbrennt.“ Das eigentliche Ziel seien durchgängig zwei Leerungen. „Wir sammeln zu jeder Zeit.“ Die Fehlwurfquote betrage zurzeit zehn Prozent, berichtet der Chef. Zwei bis drei mal im Monat fährt er bei seinen Leuten mit – und macht dabei auch manch wirklich ekligen, abstoßenden Fund.

Sammeln und vorbehandeln

Bei dem auf Alttextilien spezialisierten Recyclingbetrieb „L.G.R.“ im Essener Stadthafen-Gebiet arbeiten 19 Leute, fallen per anno incl. Schuhen 2,7 Millionen Kilogramm an. Aus ganz NRW und eben auch aus Velbert sowie Heiligenhaus. „Wir sammeln und machen die Vorbehandlung“, erklärt der Chef. Das heißt, Störstoffe wie Müll entnehmen, ebenso nicht verwertbare Textilien wie Fußmatten, kunststoffgefüllte Couchkissen oder Sitzbezüge von Gartenmöbeln. Die kommen in die thermische Verwertung, werden also verbrannt. Angesichts der überschaubaren Second-Hand-Quoten wandert letztlich der Löwenanteil des Alttextilien-Aufkommens in Verwertungsanlagen. Das reiche von der Wiederverwertung einzelner Garne über „relativ viel“ für die Putzlappenindustrie bis hin zu „vielen“ Füll- und Dämmstoffen für die Autoindustrie.

Ausschuss einfach illegal entsorgt

Nichts neben den Container stellen

Der Appell von Marwin Gedenk ist eindeutig: „Bitte nichts Unzumutbares und auch keinen Restmüll in die Altkleider-Container !“ Schuhe sollte man bündeln , z. B. mit den Schnürriemen, und die Textilien in Tüten – egal ob Papier oder Plastik – packen. „Das ist sinnvoll“, sagt auch Irmgard Olberding.

Vor allem aber solle man nichts daneben stellen. „Das ist das größte Problem“, erklärt Gedenk. „Es wird nämlich nass und dreckig und es wird durchwühlt .“

Das unterschiedliche Handeln in anderen Städten führt übrigens Irmgard Olberding zufolge mitunter auch dazu, dass „einzelne“ Firmen über solche kommunalen Angebote wie von „L.G.R.“ und TBV ihren Ausschuss „entsorgen“. Man habe jüngst 40 Säcke voller Schuhe gehabt, erzählt sie, aber nur lauter einzelne oder kaputte: „Das ist mehr als eindeutig.“

Bürger, die Beobachtungen zum Thema Altkleider-Container melden möchten, können entweder die auf dem Behälter vermerkte Telefonnummer wählen oder das TBV-Service-Center unter 02051 262626 anrufen.