Neviges. Gute Luft ist in der Corona-Krise wichtig in Klassen-Räumen. Schüler der Gesamtschule Bleibergquelle in Velbert tun bald mehr als nur zu lüften.
Axel Hardtmann, Schulleiter der Christlichen Gesamtschule Bleibergquelle, nimmt kurz seine Maske ab und pustet aus kürzester Entfernung direkt auf den kleinen weißen Kasten, der da in seinem Zimmer hängt. Sofort klettern die grünen Zahlen in die Höhe, werden erst gelb, dann dunkelorange. „Unsere CO2-Ampel, sehr praktisch, die sagt individuell an, wann man lüften muss.“ Das Gerät ist transportabel und wandert mit in den Unterricht. „Zurzeit haben wir drei davon, aber bald gibt’s die in jedem Klassenzimmer“, so Hardtmann. Gab es eine dicke Spende? Sonderanschaffung? Mitnichten: Die Schüler stellen in Kürze ihre CO2-Ampeln selbst her.
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Baupläne für den Technik-Unterricht
Es war ein Telefonanruf mit einem Kollegen in Augsburg, der Schulleiter Axel Hardtmann elektrisiert hat. „Es gibt da genaue Baupläne, der Kollege war sehr hilfsbereit und kooperativ.“ Und da im Technik-Unterricht sowieso Löten auf dem Lehrplan steht, wird in Kürze getüftelt. „Wir werden bald loslegen und freuen uns schon“, sagt ein tiefenentspannter Schulleiter: „In der Corona-Krise sind wir gut aufgestellt, technisch und auch organisatorisch.“ So vereinbarte man in der staatlich anerkannten Privatschule zeitlich versetzte Anfangs- und Schlusszeiten, in Abstimmung mit dem Schulbusbetrieb wurde auch der Takt geändert, es fahren mehr Ersatzwagen. „Das ist natürlich schon mal ein großer Vorteil, da gibt es keine Knubbelei.“
Schulkonzept bewährt sich
Auch das Grundkonzept der Schule bewähre sich wieder einmal, so Hardtmann, der auch vor einem erneuten Lockdown keine Angst hat, den ersten habe man gut bewältigen können. So seien es die Schüler zum Beispiel sowieso gewohnt, in den „Lernbüros“ selbstständig zu arbeiten. „Wir haben hier ja gar keinen klassischen Front-Unterricht.“ Vielmehr bekommen die Schüler einen Arbeitsplan, daraus greifen sie sich dann ihre Aufgaben heraus und bearbeiten sie in ihrem eigenen Tempo. Axel Hardtmann: „Die Aufgaben werden dann kontrolliert, wenn sich die Schüler fit fühlen, sagen sie: Ok, ich will den Test.“
Über den gläsernen Durchgang geht’s in das gegenüberliegende Gebäude, hier steht für die Jahrgangsstufe 8 gerade Mathematik auf dem Stundenplan. Auf jedem Pullt liegt oder steht ein bunter Holzklotz – je nachdem, ob jemand eine Frage hat oder bestens allein zurecht kommt. Steht der Klotz, geht Lehrerin Lavinia Kühne zu dem Schüler, bespricht das Problem. Statt der Tafel gibt es einen so genannten Presenter, auf dem Lerninhalte schnell abgerufen werden können. Ganz hinten sitzt ein Mädchen und schaut konzentriert auf den Bildschirm des Laptops, neben ihr Sonderpädagogin Susan Langer. Die Schülerin hat ein Handicap, wird von Susan Langer unterstützt, ebenso wie zwei weitere Kinder mit Förderbedarf. Pro Jahrgang, so Axel Hardtmann, gebe es sechs Kinder, die in der Bleibergquelle individuell gefördert würden.
Fluchtweg ist jetzt Balkon
Der Info-Tag läuft rein digital
Die Christliche Gesamtschule Bleibergquelle ist eine staatlich anerkannte private Ersatzschule. Der finanzielle Beitrag für den Schulbesuch wird individuell abgesprochen. Zurzeit besuchen die Schule 340 Schüler, es unterrichten 40 Lehrer.
Der für heute, 11. November, geplante Info-Tag fällt Corona-bedingt aus und wird digital angeboten. Auf der Homepage www.cgbleibergquelle.de gibt es Video-Clips und einen virtuellen Rundgang.
Dass die Schule technisch gut aufgestellt sei, komme auch jenen Kindern zugute, die aufgrund von Vorerkrankungen zur Risikogruppe gehörten oder chronisch krank seien und daher während der Corona-Krise nicht zur Schule kämen: „Distanzunterricht ist da gar kein Problem. Sie nehmen per Videotool am Unterricht teil, können auch Fragen stellen. Arbeitspläne gibt es auch über die Lernplattform, die kann man einfach herunter laden“, erläutert Axel Hardtmann, der im Übrigen auch über die äußeren Rahmenbedingungen seiner Schule sehr froh ist. So dürfen die Austritte jenseits der bodentiefen Fenster, die eigentlich als Fluchtwege gedacht sind, im Moment als großer Balkon benutzt werden. „Wenn mal jemand schnell seine Maske abnehmen will, frische Luft braucht.“
Florina und Levin aus der 8 a haben sich derweil ihr Lernbüro auf dem Flur eingerichtet, lassen sich hier die Sonne auf den Rücken scheinen. Florina: „Ich finde es gut, dass wir uns das Tempo einteilen können“, und Levin nickt: „Und den Stoff auch.“