Velbert. Trotz der Coronakrise konnten in diesem Jahr viele Tiere vermittelt werden. Das Tierheim Velbert leidet aber unter den fehlenden Einnahmequellen.

Das Tierheim Velbert braucht ein neues Dach – die Arbeiten sollen bald beginnen.
Das Tierheim Velbert braucht ein neues Dach – die Arbeiten sollen bald beginnen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Kater Toni hat ein großes Mitteilungsbedürfnis: Laut maunzend steht er an der Glastür seiner Katzenstube im Tierheim, verfolgt jeden Besucher auf dem Gang ganz genau. Widerstand zwecklos, ein kurzer Besuch in seinem Reich muss jetzt drin sein. Und sofort springt der lackschwarze junge Kater auf den Schoss, es gibt kein Entrinnen. Er erzählt, umschmeichelt die Beine, reibt sein Köpfchen an den Händen. Ilka Nofz kennt das schon: „Er ist unglaublich anhänglich, ein ganz toller, aufgeweckter und freundlicher Kater, der Menschen einfach liebt.“

Toni ist kein Einzelfall, im Nachbarraum sucht Katze Melina die Nähe zu Tierpflegerin Anja, beobachtet ganz genau, wie die 44-Jährige das Katzenklo säubert, die Schlafdecken ausschüttelt. Sie ist einfach eine Traumkatze“, schwärmt Anja, die seit 2014 im Tierheim mit anpackt, „sie ist zugänglich, aber nicht aufdringlich, sie ist in der Wohnung glücklich, kann aber auch Freigang haben.“

Kein Publikumsverkehr mehr im Tierheim

Die Tierpflegerin Anja Berger streichelt Katze Melina im Tierheim Velbert.
Die Tierpflegerin Anja Berger streichelt Katze Melina im Tierheim Velbert. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Zwei von insgesamt 24 Katzen, die derzeit im Tierheim Velbert auf ein neues Zuhause warten, dazu 21 Hunde und 14 Kaninchen. Normalerweise kommen Interessenten, die ein Tier suchen, hierher, schauen sich in Ruhe um. Seit Corona geht das nicht mehr. Trotzdem sind in diesem Jahr bereits 220 Tiere vermittelt worden (2019 waren es 250) und 2020 ist noch nicht zu Ende: „Derzeit ist es so, dass die Menschen bewusst für ein Tier anrufen, dass sie auf unserer Homepage entdecken“, erklärt Ilka Nofz, „wir unterhalten uns dann und prüfen in diesem ersten Gespräch, ob das zwischen Tier und Mensch klappen kann, ob die Voraussetzungen für das jeweilige Tier stimmen. Oft hat sich die Anfrage dann schon erledigt.“

Tiere werden nur in passende Hände vermittelt

So wie bei Asenna. Die Kangalhündin ist ein wahre Schönheit, fünf Jahre alt. Entspannt liegt sie auf der Terrasse ihrer Schlafhütte, hat einen eigenen großen Auslauf. Anfragen gibt es viele, dennoch wartet die imposante 50 Kilogramm schwere Hündin seit über vier Jahren auf den Menschen, der zu ihr passt. „Asenna ist ein anatolischer Hirtenhund. Wachsam mit starkem Beschützerinstinkt“, weiß Tierheimleiterin Barbara Riedel, „eigentlich bräuchte sie jemanden, der eine Schafsherde hat. Ansonsten hütet sie ihre Besitzerfamilie, und zwar nur die und meint vielleicht auch, sie vor anderen beschützen zu müssen. Ein solcher Hund gehört nur in ganz spezielle, erfahren Hände.“

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Hochbetrieb durch Mitarbeiter und Gassigänger

An diesem Morgen herrscht im Tierheim Hochbetrieb, obwohl keine Besucher da sind. Insgesamt fünf feste Mitarbeiter kümmern sich um die administrativen Aufgaben, reinigen die Boxen, teilen Futterportionen ein. Barbara Riedel öffnet ein Tor mit direktem Zugang zum Wald. Nach und nach kommen die ehrenamtlichen Gassigänger von ihrer ersten Runde zurück. Karin Wegert ist eine von ihnen, die 72-Jährige übergibt die Leine von Bob, einem kleinen aufgeweckten Terriermix mit Maulkorb, an die Tierheimleiterin, streichelt dem schwarz-braunen Hund zum Abschied über den Kopf „Bob muss den Maulkorb ununterbrochen tragen“, erklärt Barbara Riedel, „er kann damit fressen, trinken, schlafen. Er würde sofort zubeißen.“ Weitere Berichte aus Velbert lesen Sie hier.

Viel Unterstützung aus der Bevölkerung

Gerade in diesen Zeiten sind die ehrenamtlichen Mitarbeiter – Gassigänger oder Katzenkuschler – mehr denn je unentbehrlich, sie geben den Tieren die sozialen Kontakte die sie benötigen. „Wir haben wirklich eine verlässliche Truppe“, freut sich Ilka Nofz „und wir haben in der Coronazeit auch von außen viel Unterstützung erhalten. Die Menschen stellen uns Futterspenden und Tierzubehör vor die Pforte, die Spendenbereitschaft war gut und wir sind von der Postcodelotterie großzügig bedacht worden, konnten einige größere Baustellen damit finanziell stemmen.“

Einnahmequellen fallen weg

Nur zwei Tierheime im Kreis Mettmann

Im Kreis Mettmann gibt es zwei Tierheime, in Hilden und Velbert. Das Tierheim Velbert ist für die Aufnahme für Tiere aus Heiligenhaus, Wülfrath, Haan und Velbert zuständig. Dazu zählen Fund- und Abgabetiere. Das Tierheim Hilden nimmt keine Vögel oder Reptilien auf.

Kontakt zum Tierheim Velbert: www.tierheimvelbert.de oder 02051/23328

Doch die laufenden Kosten bleiben, vor allem die Tierarztkosten gehen massiv ins Geld. „Wir hatten jetzt eine junge Katze, die beide Vorderbein gebrochen hatte, das geht schon in die Tausende“, teilt Ilka Nofz mit, „und wir merken natürlich, dass unsere großen Einnahmequellen wie das Sommerfest oder unsere Stände bei anderen Veranstaltungen weggebrochen sind.