Kreis Mettmann. NRW-weit gibt es nur noch drei Landräte, die seit 1999 im Amt sind und jetzt erneut kandidieren. Der CDU-Bewerber Thomas Hendele gehört dazu.
In ganz NRW gibt es heute nur noch drei Landräte, die schon 1999 bei der ersten Direktwahl hauptamtlicher Landrat geworden sind, seither ihre Arbeit machen und die jetzt noch einmal kandidieren. „Drei Aufrechte“ nennt sie Thomas Hendele mit dem ihm eigenen Humor – schließlich ist der CDU-Mann selbst einer von ihnen. Und nun strebt der Amtsinhaber im Kreis Mettmann eine fünfte Amtszeit bzw. Wahlperiode an: „Ich könnte ja aufhören, aber die Arbeit macht mir zu viel Spaß“, sagt er und füllt Haaner Felsenquelle nach.
Lokal denken und handeln
Sechs Bewerber konkurrieren um das Amt
Für die Wahl zum Landrat gibt es dieses Mal sechs Kandidaten. Das sind Thomas Hendele (CDU), Jens Geyer (SPD), erneut Martina Köster-Flashar (Grüne) – sie holte 2014 14,65 Prozent –, die beiden Velberter Rainer Köster (Linke) und Thomas Küppers (Piraten) sowie Mario Sülz (UWG-ME).
Von den 66 Sitzen im Kreistag wird die Hälfte per Direktmandat vergeben, der Rest wird über die Reservelisten besetzt. In allen 33 Kreiswahlbezirken bewerben sich Direktkandidaten von CDU, SPD, Bündnis90/Die Grünen, FDP, UWG-ME (Wählergemeinschaften des Kreises Mettmann), Die Linke, Piraten und AfD.
Das sei damals eine seiner ersten Taten gewesen, erzählt der 66-Jährige. Die anderen Marken flogen aus dem Kreishaus raus, auf den Tisch kamen Felsenquelle-Flaschen: „Das ist ein Unternehmen im Kreis. Das zahlt Gewerbesteuer, die nutzt der Kreisumlage und letztlich auch den Gehältern der Mitarbeiter. Ich denke eben sehr lokal.“
Auf Anhieb ein glatter Durchmarsch
Erst 51,7, dann 58,9 und 56,9 und zuletzt 54,5 Prozent, so sieht bisher seine persönliche Wahlbilanz aus. Dass er allerdings damals, 1999, gleich im ersten Wahlgang gewonnen habe, sei schon eine dicke Überraschung gewesen. Er habe nicht an einen glatten Durchmarsch geglaubt. „Wer war ich denn? Ich war auch noch der jüngste von allen.“ Erster Beigeordneter in Erkrath war Hendele, der eigentlich aus der ehrenamtlichen Ratsarbeit kommt und nicht nur gelernter Verwaltungsmann ist. Und setzte sich gegen den langjährigen Oberkreisdirektor Robert Wirtz (FDP), Ex-Kreiskämmerer Heinrich Stang (SPD) und die bekannte Velberter Grüne Ulrike Göbelsmann durch.
Vollsortimenter mit umfassendem Angebot
Der Abschied von der Doppelspitze habe sich bewährt, resümiert er heute auf Nachfrage. „Die Bürger wissen, an wen sie sich wenden müssen. Sehr viele Beschwerden sind ja berechtigt. Also kümmert man sich natürlich darum.“ Der Wahlkampf mache ihm immer Spaß, so auch jetzt wieder. „Ich habe mich immer gerne mit Menschen unterhalten, viele wollen aber nicht mehr zuhören.“ Er selbst habe es immer geschätzt, eine andere Meinung kennenzulernen, „um die eigene zu überprüfen“. Sein Ziel sei es, es erneut ohne Stichwahl zu schaffen: „Die CDU und der Landrat, wir sind Vollsortimenter und haben ein umfassendes Angebot für den Wähler.“
Brandenburgische Kreise mitgegründet
Das Landratsbüro im Kreishaus ist sachlich möbliert. Hier herrscht klare Linie. Unter den Bildern an den Wänden findet sich Hendeles Konfirmationskirche in Hilden, das Erkrather Rathaus, ein Druck mit Max Liebermanns Villa am Wannsee – und eine Collage „1000 Jahre Potsdam“. „Ich hatte nach der Wende die Ehre die brandenburgischen Kreise mitzugründen“, erklärt er den Hintergrund.
Ein waschechter Rheinländer
Lobhudelei oder gar sich selbst auf die Schulter klopfen, das wolle er nicht. „Aber vieles ist in den letzten 20 Jahren wirklich gut gelungen, wenn auch nicht alles.“ Der Mettmanner sei NRW-weit der wirtschaftlich stärkste Kreis, rangiere gleich hinter Köln und Düsseldorf. Aus diesen Städten stammen übrigens Mutter und Vater von Thomas Hendele, der somit ein „waschechter Rheinländer“ ist. Und über sein Amt im Neanderland hinaus auch Präsident des Landkreistages.
Der Kreis ist schuldenfrei
Das Verhältnis zwischen Kreis und Städten sei entspannter geworden, „bei Neanderland ziehen alle mit“, setzt der 66-Jährige dort. Früher habe es kein Lott Jonn, keine Expo Real, keinen Panoramaradweg, keinen Steig und erste recht keine Förderzentren gegeben. „Ich habe mir nie unrealistische Ziele vorgenommen.“ So hätte er nach wie vor gerne auch die noch fehlenden Städte Langenfeld und Monheim auf die Kreisleitstelle aufgeschaltet und hat Corona samt Konsequenzen ganz oben auf der Agenda: „Wir brauchen ein stärkeres Gesundheitsamt und einen besseren Bevölkerungsschutz. Sowohl technisch als auch personell.“
Noch genügend Ideen in petto
Ob seiner erneuten, fünften Kandidatur in Serie wird der Amtsinhaber in letzter Zeit auch öfter gefragt, warum er sich das noch antue. „Es ist ein Stück meines Lebens und ich habe noch genug Ideen. Und weils meine Familie trägt.“