Neviges. Mann bekam Anruf von einem vermeintlichen Sparkassen-Kundenbetreuer – und gab sensible Daten preis. Die Polizei und das Kreditinstitut warnen.

In Corona-Zeiten werden Telefon-Betrüger besonders „kreativ“ und erfinden immer wieder neue Maschen. Mal ist es zum Beispiel der vermeintliche Enkel, der bei der Oma anruft, weil er wegen einer Corona-Behandlung Bares braucht. Mal ist es angeblich die Bank, die die Scheckkarte gesperrt hat. Und auf den letzteren Betrug ist nun ein Nevigeser hereingefallen.

Angeblicher Mitarbeiter wirkte sympathisch

Dabei wurde am Montag der Nevigeser S. (Name ist der Redaktion bekannt) von einem Mann angerufen, der sich als Kundenberater der Sparkasse HRV ausgab. Auf dem Display sei auch die zentrale Velberter Nummer des Kreditinstituts erschienen, wenngleich mit einer Null zu viel am Ende. Eine solche Rufnummer vorzugaukeln, ist aber für Betrüger, die etwa aus dem Ausland anrufen, überhaupt kein technisches Problem.

Die Sparkasse HRV (hier die Velberter Zentrale) betont, dass ihre Mitarbeiter niemals bei Kunden anrufen würden, um sensible Daten abzugleichen.
Die Sparkasse HRV (hier die Velberter Zentrale) betont, dass ihre Mitarbeiter niemals bei Kunden anrufen würden, um sensible Daten abzugleichen. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Der angebliche, sehr sympathisch wirkende Kundenbetreuer habe dann mitgeteilt, dass die Sparkasse aufgrund vieler Betrügereien und Angriffe auf Konten in der Corona-Krise neue Scheck- und Geldkarten ausstelle, schildert S., der anonym bleiben möchte. Und: „Wir hätten im Juni darüber ein Schreiben erhalten, jedoch nicht darauf reagiert.“ Damit es schnell und unkompliziert gehe, sagte der Mann, er könne die Dinge jetzt auch am Telefon abfragen und die neuen Scheckkarten veranlassen, da angeblich unsere jetzigen Karten gesperrt seien.

Nevigeser teilte Kartennummern mit

Daraufhin teilte der Nevigeser dem Betrüger alle Daten mit, und zwar nicht nur die Kartennummern, sondern auch die Antworten zu allen Legitimationsfragen, die das Konto betreffen. Bereits am Ende des Telefonats beschlichen ihn aber Zweifel ob der Richtigkeit, da sogar nach aktuellen Daueraufträgen und mehr gefragt wurde. Darauf angesprochen, täuschte der Anrufer Verständnis vor und regte an, S. möge die Hauptstelle der Sparkasse in Velbert aufsuchen, um die letzten Fragen zu beantworten. Dafür nannte er ihm einen Termin für Mittwoch.

Das allerdings beseitigte das Misstrauen von S. nicht, er rief anschließend bei der Sparkasse an. Dabei wurde ihm bestätigt, dass er einem Betrüger aufgesessen sei. „Sofort wurden alle Karten gesperrt und die Mitarbeiterin versicherte, dass sich die Betrüger nun nicht am Konto bedienen könnten“, so S., der nun aber befürchtet, dass die Betrüger anhand der ihnen bekannten Daten dennoch etwa Bestellungen auf seine Kosten oder sogar in seinem Namen Rechtsgeschäfte eingehen könnten. Mittlerweile hat er auch Strafanzeige gestellt.

Sparkasse gleicht nie sensible Daten am Telefon ab

Das sind weitere Abzock-Maschen

Ein weiterer gängiger Trick in der Corona-Zeit ist eine Variante des Enkeltricks. Dabei ruft ein vermeintlicher Enkel an – manchmal geben sich die Betrüger auch als andere Familienmitglieder aus – und gibt vor, einen hohen Geldbetrag für eine Corona-Behandlung zu benötigen. Durch geschickte Gesprächsführung gewinnen die Abzocker das Vertrauen der Angerufenen.

In solchen Fällen rät die Polizei – ebenso wie etwa bei falschen Polizisten, die angeblich Wertsachen schützen und daher sicherstellen wollen – dass Angerufene misstrauisch werden und niemals etwa Angaben zum Vermögen machen oder sensible Daten wie Geheimnummern preisgeben sollten. Zudem solle die Polizei zum Beispiel unter der 110 informiert werden.

Tatsächlich würde die Sparkasse HRV niemals am Telefon etwa Kartennummern abgleichen, bestätigt Ralf Wienold, Direktor des Personal- und Vorstandsstabes bei dem Kreditinstitut: „Unsere Mitarbeiter rufen Kunden nicht an, um sensible Daten abzufragen.“ Damit nicht genug: Selbst in persönlichen Kundengesprächen in den Räumen des Instituts sei dies kein Themengegenstand.

Ähnlich äußert sich die Kreispolizei und betont, dass Bürger niemals unbekannten Personen geheime Informationen etwa zu Geheimnummern oder Passwörtern nennen sollten. Denn: „Weder die Sparkasse noch sonstige Unternehmen würden solche Sachen am Telefon abfragen“, sagt Polizeisprecherin Diane Dulischewski. Vielmehr solle man in solchen Fällen auflegen. „Das ist auch nicht unhöflich.“

Familienmitglieder über solche Betrügereien aufklären

Im Zweifelsfall sollten Angerufene sich auch bei dem vermeintlichen Unternehmen – oder bei Betrügereien wie dem Enkeltrick bei den jeweiligen Personen – rückversichern, ob diese tatsächlich Kontakt aufgenommen hätten. Zudem sollten Angehörige das Gespräch mit ihren, möglicherweise betagten, Familienmitgliedern suchen und sie über solche Betrügereien und die richtige Verhaltensweise informieren.