Kreis Mettmann. Der Enkeltrick hat eine neue Masche. Es mehren sich Fälle in NRW, in denen Betrüger Opfern wegen angeblicher Corona-Krankheit Geld abpressen.

Mal ist es ein Immobilienkauf, mal ein schwerer Autounfall oder Geld-Nachforderungen angeblicher Behörden: Jetzt hat die Enkeltrick-Masche eine neue Variante. Betrüger setzen auf Corona!

Mehrere Polizeibehörden in NRW warnen aktuell wieder vor dem „Enkeltrick“, bei dem Betrüger Opfern vorspielen, ein naher Verwandter - Sohn/Tochter/Enkel oder ähnlich - zu sein, der oder die in Geldnöten ist.

Enkeltrick-Betrüger setzten demente Frau unter Druck

Auch interessant

Jüngst brachten zwei bislang unbekannte Frauen eine 96-jährige demente Frau in Mettmann dazu, ihnen 12.000 Euro - laut Polizei ihre gesamtes Bargeldvermögen - und „diversen hochwertigen Schmuck“ zu geben, berichtete die Kreispolizei Mettmann am Mittwoch. Erst am Montag wurde ein betagtes Ehepaar in Ratingen auf dieselbe Masche um 27.000 Euro gebracht.

„Ob beide Taten von der selben Bande verübt wurden, ist noch nicht geklärt“, teilte die Polizei am Mittwoch mit. Die Täter gingen jedoch ähnliche Weise vor: So sei die 96-Jährige am Dienstagnachmittag von einer Frau angerufen worden, „die bitterlich weinte und sich als ihre Tochter ausgab“, teilte die Polizei mit. „Die Anruferin gab vor, an Corona erkrankt zu sein und in einem Düsseldorfer Krankenhaus zu liegen. Da sie schon starke Symptome habe, benötige sie nun zur akuten Behandlung ein Medikament aus den USA, das mehrere Tausend Euro kosten würde“.

Täter setzten Opfer am Telefon unter Druck

Auch interessant

Wird einem am Telefon solch eine Geschichte aufgetischt, rät die Polizei stets: „Hörer auflegen!“ Doch viele schaffen das nicht, sei es aus vermeintlicher Höflichkeit oder weil die Betrüger es verstehen, Opfer derart unter Druck zu setzen, dass sie meist durch weitere Telefonate ‘an der Angel gehalten’, die Forderungen der Täter nach Geld und Schmuck letztlich ohne Widerstand erfüllen.

Dann läuft es ab, wie bei der 96-Jährigen in Mettmann: Etwa dreieinhalb Stunden nach dem ersten Anruf der angeblichen Tochter, klingelt eine avisierte Person an der Haus- oder Wohnungstür, nimmt Geld und Schmuck in Empfang und verschwindet meist unerkannt.

Opfer wurden angehalten, Bankmitarbeiter zu belügen

Besonders perfide: Im Falle der 96-Jährigen habe sich laut Polizei die Abholerin als „Sekretärin des behandelnden Professors im Krankenhaus ausgegeben“. Das Ehepaar in Ratingen war laut Polizei am Montag von den Tätern bedrängt worden, in der Bank als Grund für das plötzliche Abheben von 27.000 Euro vom Sparbuch eine Lüge zu erzählen: „Ihr Sohn habe ein Haus gekauft, weshalb sie so viel Geld auf einmal abheben möchten“, berichtete die Polizei.

Auch interessant

Während die Corona-Pandemie der Polizei in vielen Kriminalitätsbereichen weniger Fälle beschert, blühen andere in diesem Jahr dagegen auf - neben gesprengten Bankautomaten seit einiger Zeit auch wieder der Enkeltrick mit Corona-Bezug. Im Kreis Borken, im Rhein-Kreis Neuss, in Gütersloh und in Hamm waren Täter jüngst aktiv, meldete die Polizei.

So alt Betrugsmaschen wie Enkeltrick oder ihre seine Varianten wie falsche Polizisten auch ist: Täter finden nach wie vor Opfer - zumeist sind es Senioren - und nutzen deren Hilfsbereitschaft aus. Die Polizei mahnt deshalb ebenso hartnäckig:

  • Seien Sie misstrauisch, wenn sich Personen am Telefon als Verwandte oder Bekannte ausgeben, die Sie als solche nichtzweifelsfrei erkennen.
  • Geben Sie keine Details zu ihren familiären oder finanziellen Verhältnissen preis. Stellen Sie stattdessen gezielte Fragen, die nur der „richtige Anrufer“ beantworten kann.
  • Halten Sie nach finanziellen Forderungen unbedingt Rücksprache mit anderen Familienmitgliedern. Rufen Sie Ihre(n) Verwandte(n)oder Bekannte(n) unter der Telefonnummer zurück, die Sie auch bei anderen Gesprächen üblicher Weise wählen und besprechen Sie die Angelegenheit noch einmal.
  • Übergeben Sie niemals Geld oder andere Werte ungeprüft und ohne Zeugen an unbekannte Personen.
  • Informieren Sie sofort die Polizei unter Notruf 110, wenn Sie vermuten, dass es ein Telefonbetrüger auf Sie abgesehen hat.
  • Wenden Sie sich auch an die Polizei, wenn Sie bereits Opfergeworden sind: die Opferschutzbeauftragten vom Kommissariat Vorbeugung helfen Ihnen gerne.
  • Angehörigen älterer Menschen und potenzieller Opfer wird empfohlen: Um Ihre älteren Angehörigen zu schützen, sprechen Sie mit ihnen und weisen auf die Methoden und verschiedenen Varianten des sog. „Enkeltricks“ der Betrüger hin.