Langenberg. Mit beeindruckenden Coverversionen und Eigenkompositionen haben „Ozzy Ostermann&friends“ die Zuschauer im Alldie Kunsthaus begeistert.
„Ozzy Ostermann and Friends privat und ohne Perücke“ heißt es auf der Einladung zum Livemusik-Abend im Alldie Kunsthaus. Und diese vier Herren heizen den sonst so kühlen Veranstaltungsraum ziemlich auf – mit groovigen Songs und mächtigen Soli. Die Organisatoren verteilen noch vor dem zweiten Stück Handtücher an die Bandmitglieder und werden nicht müde, die Gäste mit Getränken zu versorgen.
Sie haben viel zu tun: Die Vorstellung ist ausverkauft. Aber wer ist eigentlich dieser Ozzy? Richtig heißt der Endfünfziger Georg Göbel-Jakobi, ein begnadeter Gitarrenspieler. Ozzy Ostermann heißt er eigentlich nur, wenn er mit Herbert Knebels Affentheater unterwegs ist und dort zwischendurch mit seinen Soli das Publikum unterhält. Dort trägt er als prollige Figur Ozzy eine Perücke mit Scheitel.
Gefühlvolle Klänge
Hier und heute aber sind ganz andere Freunde mit auf der Bühne: Lothar von Staa, der Saxofon und Klarinette gefühlvoll zum Klingen bringt, Stefan Lammert, der kräftige und leise Töne aus den Drums holt und Bassist Peter Deinum, der, bisweilen in sich gekehrt und tief verwurzelt mit seinem Instrument, die Songs begleitet.
Lange nicht zusammen gepielt
„Wir haben eine bunte Mischung mitgebracht“, freut sich Göbel-Jakobi. „Eines haben alle Lieder gemeinsam: Ich finde sie toll“. Gespannt wartet das Publikum auf das erste Stück. „Worksong“ heißt es. Der Name ist Programm, denn die „Jungs“ haben lange nicht zusammengespielt, der Lockdown hat fast alle Künstler getroffen. Noch schaut Saxofonist Lothar auf seine Noten, etwas abgewendet von der Band.
Zuschauer schließen die Augen. Zwischen Jazz und Swing treibt die Band die Temperatur im Raum ein paar Grade höher. Schon beim Song „Can’t hide love“ ernten die Vollblutmusiker Zwischenapplaus. Bereits beim dritten Stück von Crowded House „Don’t dream, it’s over“ singt das Publikum mit Georg Göbel-Jakobi „Hey now, hey nooow“.
Fülle eines Orchesters
Die Ballade „Long distance love“ zeigt eine weitere Seite der Musiker. Sie schaffen mit vier Instrumenten die beeindruckende Fülle eines Orchesters. Von Staa greift zur Klarinette und spielt mit ihr den Gegenpart zum Gesang. Eine großartige Leistung, die begeistert beklatscht wird.
Göbel-Jakobi empfiehlt Osteopathie
Und: Es klingt nach Schleimbeutelentzündung, als Göbel-Jakobi von seinen Schulterschmerzen berichtet. Hinter ihm stehen aufgereiht fünf Gitarren in einem Ständer - seine Bewegung nach hinten zum Gitarrentausch erinnert ihn daran. Er kann einen Osteopathen empfehlen.
Springsteen, Hendrix, Selbstkomponiertes
Viel leichter fällt ihm da der Griff zur „Lap Steel“, einer Gitarre, die direkt vor ihm auf dem Schoß liegt. Am besten beschrieben als „Zitter der USA“. Damit spielt er „Brothers under the Bridge“ von Bruce Springsteen“. Großartig, mit leichtem Country-Style und weichen Soli. Jimi Hendrix steht ebenfalls auf dem Programm, aber auch ganz meditative Stücke, wie sein selbst komponiertes Solo „Code d’Argent“, übersetzt Silberküste. Hier entpuppt sich der wahre Künstler. Er trägt die Zuhörer gefühlvoll mit auf die Klippen, den Felsen am Strand, lässt sie die seichten Wellen entgegenkommen spüren, den Blick auf den Horizont schweifen. Die aufkommende Wetterunruhe ist wahrzunehmen, wie auch die anschließende besinnliche Ruhe.
Ein Quartett im Spielrausch
Die Vielfalt der Musiker und des Programms ist wunderbar. Das Quartett ist so im Spielfluss, in Spiellaune, im Spielrausch, dass die Organisatoren einschreiten muss, Zeit und Raum sind für Zuschauer und Musiker vergessen, die Hitze und Corona ebenfalls. Doch zurück zu Realität: Es ist ein großartiger erster Aufschlag von allen vier Musikern nach dem Lockdown und hochprofessionell organisiert von Verein Alldie Kunsthaus.