Velbert. Beim dritten und letzten Sommerkonzert in der Apostelkirche stand die Posaune im Mittelpunkt. Begleitet von der Orgel gab es Klassik und Swing.

In der Velberter Apostelkirche fand am Sonntagabend das dritte und letzte Konzert der Reihe „Sommerkonzerte am Berg“ statt. Wieder ein gut besuchter Abend unter veränderten Bedingungen, wie sie eben die Corona-Krise gegenwärtig von allen Veranstaltern und Künstlern erfordern, jedoch ein nicht weniger bemerkenswertes musikalisches Erlebnis.

Werke verschiedener Epochen

Dass auch die Posaune ein klangvolles Musikinstrument mit ungeahnten Möglichkeiten sein kann, dürfte nach diesem Konzert wohl manch einem erst so recht aufgegangen sein, hat doch die Musikgeschichte (mit Ausnahme des Jazz) bisher kaum etwas Herausragendes für dieses Instrument hervorgebracht und es hauptsächlich auf die Rolle des Basses innerhalb der Ensemblemusik verwiesen. Und so gelang der Solistin des Abends Sonia Single-Roemer so etwas wie eine interessante Präsentation ihres Instruments mit Werken verschiedener Epochen – mal klassisch, mal modern, mal mit Originalstücken oder auch Bearbeitungen.

Lehrerin an einer Musikschule

Nach dem Studium an der Essener Folkwang-Hochschule und dem Examen engagierte sich die Künstlerin in der Förderung des musikalischen Nachwuchses als Lehrerin an der Wuppertaler Musikschule, verzichtete dabei jedoch nie auf öffentliche Auftritte im In- und Ausland. Gleichzeitig wurde sie Regionalposaunenwartin der Ev. Kirche im Rheinland. An der Orgel begleitete sie bei diesem Konzert Sigrid Wagner-Schluckebier, erfahrene Organistin, Kreiskantorin und ebenso Organisatorin der sommerlichen Konzertreihe.

Mit kleiner Besetzung

Eigentlich sollte mit Ende Mai 2020 die Reihe der Sommerkonzerte in der Apostelkirche beginnen. Sechs Konzerte waren geplant. Seit Beginn der Krise und des Lockdowns wurden die größer besetzten Konzerte mit Chören und Ensembles abgesagt, z.B. The armed Man von Karl Jenkins.

Aber Kantorin Sigrid Wagner-Schluckebier gab nicht auf und organisierte drei Konzerte mit kleinerer Besetzung, die auf viel Beifall stießen.

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Als Motto hatten die Künstlerinnen die Begriffe „Klassik und Swing“ gewählt, womit die „Laufrichtung“ der vorgetragenen Werke schon eine Charakterisierung enthielt, deren Eigenart dann eben doch schwerpunktartig im Bereich moderner Musik lag, dort nämlich, wo der Jazz gegenwärtig ist und die Posaune eine unverwechselbare Position gefunden hat. Dies deutlich werden zu lassen, gelang Sonia Single-Roemer in famoser Weise mit passendem Feeling und Pep.

Ein Standardwerk der Zeit

Sigrid Wagner-Schluckebier hat die Sommerkonzerte in der Apostelkirche organisiert und begleitete die Posaune an der Orgel.
Sigrid Wagner-Schluckebier hat die Sommerkonzerte in der Apostelkirche organisiert und begleitete die Posaune an der Orgel. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Albinonis Oboenkonzert enthält ein gefälliges Konglomerat barocker Stilmittel, sicherlich ein Standardwerk der Zeit. Soll eine Übertragung auf die Posaune jedoch gelingen, erfordert das viel technisches Geschick und Respekt vor den Feinheiten, denn die Posaune entbehrt eben doch der Leichtigkeit einer Oboe, doch solche Problematik fand bei der Künstlerin die angemessene Handhabung – stilsicher auch in der Behandlung der typischen Terrassendynamik bei den Ecksätzen, dabei durch die Orgel gekonnt sekundiert.

Saubere Intonation

Was dem Sohn Wolfgang Amadeus Mozart trotz seiner großen Zahl an Solokonzerten nie gelang, schaffte Vater Leopold, nämlich ein Konzert für Tenorposaune und Orchester zu schreiben, ein interessantes, erst 1977 in der Bibliothek des Stifts Seitenstetten (Österreich) entdecktes Werk schönster Eigenart. Mit generell sauberer Intonation war die Wiedergabe mit Orgelbegleitung ein brillant gespieltes Stück Musik (Kadenz!). Von besonderer Wirkung dabei das Adagio dank modifizierter Tonqualität – für den Moment wie ein weihevoller Augenblick. Spanischer Folklore schien Eric Cooks „Bolivar“ verpflichtet und wegen der vertrackten rhythmischen Struktur eine echte Herausforderung.

Ausflug in den Jazz

Mit George Bassmans „I’m getting sentimental over you“ begann der „Ausflug“ in den Jazz. Unterlegt von Harmonien aus dem Big-Band-Jazz entstand hier ein Titel voller Tiefe mit sehr sensiblen Klangeigenschaften. Tommy Dorseys „Trombonology“, ein richtiger Cakewald im Stil der 1920er Jahre, machte abschließend noch einmal das Können der Solistin des Abends deutlich. Das anspruchsvolle Stück präsentierte eigentlich die ganze „Wissenschaft“ des virtuosen Posaunenspiels. Mit Gershwins „Summertime“ als Zugabe ging das kurzweilige Konzert zu Ende.