Langenberg. Wiebke Leben verlässt im August die Evangelische Gemeinde Velbert-Langenberg. Die Jugendreferentin möchte Raum für frische Ideen geben.

Eigentlich, sagt Wiebke Leben, eigentlich wäre sie jetzt in den Niederlanden auf Ferienfreizeit. Es sollte so etwas wie ihre Abschiedsfahrt werden, denn die 37-Jährige verlässt im August die evangelische Gemeinde Langenberg. Doch dann kam Corona.

„Ich hatte mir meinen Abschied schon etwas anders vorgestellt“, sagt die Jugendreferentin. Denn nicht nur die Fahrt ins Nachbarland ist ausgefallen. Auch wann ihre offizielle Verabschiedung stattfinden wird, steht noch in den Sternen.

Wiebke Leben verabschiedet sich mit kleiner Feier

Seit 2009 ist Wiebke Leben Jugendreferentin der evangelischen Gemeinde in Velbert-Langenberg. Am 15. August hat sie ihren letzten Tag in der Senderstadt.
Seit 2009 ist Wiebke Leben Jugendreferentin der evangelischen Gemeinde in Velbert-Langenberg. Am 15. August hat sie ihren letzten Tag in der Senderstadt. © Sascha Döring

So ganz ohne kleine Feier geht sie dann aber doch nicht: „Ich werde mich mit den ehrenamtliche Mitarbeitern noch einmal am Jugendhaus treffen, vielleicht grillen“, sagt sie. „Anders wäre es für mich zu schwierig geworden.“ Schließlich sei in den mehr als zehn Jahren so manches gewachsen.

2009 kam Wiebke Leben nach Langenberg. Nach vier Jahren mit befristeten Verträgen in Mülheim an der Ruhr war sie auf die Stellenanzeige der Gemeinde aufmerksam geworden, hatte sich beworben und die Stelle bekommen. „Ich habe mich schrittweise meiner Heimat angenähert“, sagt die gebürtige Wuppertalerin lachend.

Gewöhnung an das Leben in der Kleinstadt

In Langenberg angekommen, habe sie sich erst einmal „in das Leben in einer kleinen Stadt eingrooven“, müssen – „weil ich bis dahin immer in größeren Städten gelebt hatte.“ Es habe so eine Zeit gedauert, bis sie nicht mehr als „die Neue“ vorgestellt worden sei, erinnert sie sich lachend.

„Inzwischen bin ich aber für so viele Leute präsent“, erzählt sie weiter, „dass ich immer mal wieder auch in der Stadt gegrüßt werde.“ Nicht immer könne sie dann sofort einsortieren, wer da vor ihr stehe, muss sie schmunzelnd zugeben. „Aber in den gut elf Jahren habe ich so viele Kinder, Jugendliche und Eltern hier kennengelernt, da ist es schwer, alle Gesichter und Namen immer sofort zusammenzubringen.“

Aktive Jugendarbeit „wird mir fehlen“

Andererseits sei es für sie auch faszinierend, „wie sich gerade im Konfi-Unterricht die Zahl der Jugendlichen gesteigert hat, die ich schon vorher kannte“, zum Beispiel aus dem Schulgottesdienst oder den Kinder-Bibel-Wochen. Diese aktive Jugendarbeit werde sie schon vermissen, sagt Wiebke Leben.

Das Jugendhaus der evangelischen Gemeinde Velbert-Langenberg an der Wiemerstraße ist Treffpunkt für viele Langenberger Kinder und Jugendliche.
Das Jugendhaus der evangelischen Gemeinde Velbert-Langenberg an der Wiemerstraße ist Treffpunkt für viele Langenberger Kinder und Jugendliche. © Ev. Gemeinde Langenberg

„Das ist mir ganz besonders in den letzten Wochen bewusst geworden, in denen durch Corona alles ausgefallen ist.“ Sie habe in allen Bereichen immer eine sehr enge Gemeinschaft zwischen den Kindern und Jugendlichen gespürt: „Gerade im Bereich der ehrenamtlichen Mitarbeit“, sagt die scheidende Jugendreferentin. „Da war ein ganz starker Zusammenhalt, auch zwischen 20- und 14-Jährigen. Das hat sehr gut funktioniert.“

Abstand zur Jugendkultur wird größer

Warum dann ausgerechnet jetzt der Abschied? „Ich kenne das noch aus meiner eigenen Jugend: Wenn jemand zu lange da ist, ist das nicht gut. Man wird betriebsblind.“ Ein weiterer Grund: der Altersunterschied. „Ich habe schon einen ganz guten Draht zu den Jugendlichen, auch Respekt ist da. Ich merke aber gerade was die Jugendkultur angeht, dass ich da immer weiter von weg bin.“

Lachend erzählt sie, dass sie mal ein Quiz veranstaltet habe. Es ging darum, berühmte Schauspieler aufzuzählen. „Die kannte aber keiner“, sagt Wiebke Leben, „die erzählten mir nur etwas von Youtubern. Da bin ich raus.“

Soziale Medien spielen eine Rolle

Ähnlich sei es bei der Nutzung von sozialen Medien. „Da setzen wir schon drauf“, sagt die 37-Jährige. „Wir haben Facebook und Instagram. Aber für alles was danach kam – Snapchat oder Tiktok – habe ich zum Glück junge Erwachsene hier, die da näher dran sind und das auch anders nutzen.“

Was bei Aktivitäten rund um das Jugendhaus nicht fehlen darf: leckeres Essen.
Was bei Aktivitäten rund um das Jugendhaus nicht fehlen darf: leckeres Essen. © Ev. Gemeinde Langenberg

Überhaupt habe ich viel verändert, seit sie 2005 ihre Ausbildung abgeschlossen habe. „Jugendliche sind heute so stark schulisch eingebunden. Das fängt mit der OGS an und geht mit G8 weiter.“ Dazu komme noch in Langenberg – „ich nenne das hier gerne ,meine kleine Heile-Welt-Wolke’“, sagt Wiebke Leben –, dass viele Jugendliche Sport im Verein treiben oder zur Musikschule gehen.

Kapitel Langenberg endet am 15. August

„Da wird die Zeit gerade für die Jugendarbeit immer weniger.“ Das wirke sich dann auf die Zahl der Teilnehmer an Aktivitäten aus, aber auch auf die Menge der Mitarbeiter. „Früher hatten wir mehr Zeit, ich kenne das aus meiner Jugend. Ich war glaub ich fünf Tage die Woche dabei. Das geht heute gar nicht mehr.“

Nun ist zumindest das Kapitel Langenberg für sie bald beendet. Am 15. August ist offiziell der letzte Arbeitstag, „ich habe aber noch 14 Tage Urlaub, die ich vorher nehmen werde.“ Bis dahin will sie ihre Bachelor-Arbeit beenden und alles vorbereiten, damit ihre Nachfolgerin oder ihr Nachfolger „nicht bei Null anfangen muss.“

Besuch der Konfirmanden

Und auch wenn sie ab August nicht mehr offiziell in Langenberg arbeitet, „werde ich bestimmt bei der ein oder anderen Veranstaltung noch mal als gast auftauchen“, sagt sie. „Wenn die Konfirmation nachgeholt wird, bin ich auf jeden Fall da. Ich habe die Jugendlichen fast ein Jahr lang begleitet, da wäre es schade, wenn ich dieses Kapitel nicht abschließen würde.“

Beruflicher Werdegang

Wiebke Leben, Jahrgang 1982, ist gebürtige Wuppertalerin. Für ihre Ausbildung zog sie zunächst für ein Jahr nach Esslingen, bevor sie an das CVJM-Kolleg in Kassel wechselte.

Dort beendete sie 2005 ihre Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin mit theologischer Qualifikation. Im Anschluss ging sie für vier Jahre nach Mülheim an der Ruhr.