Velbert. Mülldetektive haben in Velbert vor allem ein Auge auf die Depotcontainer-Standplätze. In diesem Jahr gibt’s schon deutlich mehr Bußgeldverfahren.
Die Arbeit der Leute von den Technischen Betrieben Velbert (TBV), die fortlaufend die Depotcontainer-Standplätze aufräumen, entmüllen, säubern und ständig wildfremden Leuten deren Dreck hinterherräumen, erinnert an Sisyphus. Kaum hatte der sagenhafte Grieche den schweren Stein den Berg hochgewuchtet, da rollte der bekanntlich auch schon wieder talwärts. Das Werk der TBV-Mitarbeiter ist in der Regel auch nie von längerer Dauer. Zwecks Abhilfe dieser Missstände und für ein besseres Stadtbild sind nunmehr Mülldetektive im Einsatz.
Außendienstler sind in ganz Velbert unterwegs
Dafür haben Stadt und TBV eine kommunale Ordnungspartnerschaft geschlossen, wie sie in ähnlicher Form bereits zwischen der Polizei und dem Kommunalen Ordnungsdienst (KOD) mit seinen insgesamt 25 Mitarbeitern gelebt wird. Und die sieben KOD-Außendienstler – drei neue Kräfte kommen übrigens noch im Sommer zum Bereich hinzu – sind es auch, die im Wechsel die Aufgabe der Mülldetektive übernehmen und seit Anfang des Jahres verstärkt unterwegs sind.
Wechselnde Zweierteams im Einsatz
Das tun sie, wie Jürgen Wosimski schildert, gezielt zu ungewöhnlichen und eben nicht klassischen Dienstzeiten, das passiert auch an Wochenenden, sie sind nicht uniformiert und sind mobil mit städtischen Zivilfahrzeugen. Das Vorgehen gegen falsche Abfallentsorgung und illegale Müllablagerung, so der Fachbereichsleiter Bürgerdienste weiter, sei im Grunde schon immer KOD-Aufgabe gewesen. Im Fokus stehen nunmehr jedoch vor allem die Depotcontainer-Standplätze – neben wilden Kippen in Wald und Flur, auf öffentlichen Flächen und häufig auch am Panoramaradweg. Die Detektive vom Ermittlungsdienst sind immer in (wechselnden) Zweierteams und in ganz Velbert auf Achse.
Schlimmes Bild nach Wochenenden
Der Aufwand für die TBV ist enorm
Laut Auflistung der Technischen Betriebe Velbert gibt es aktuell hier im Stadtgebiet insgesamt 70 Standplätze mit Containern für Altglas, Altpapier, Altkleider (und auch Batterien). Davon entfallen 39 auf den Bezirk Mitte, 16 auf Langenberg und 15 auf Neviges.
Nach dem praktizierten Reinigungskonzept für die Depotcontainer-Standplätze ist prinzipiell eine tägliche Reinigung (an den fünf Werktagen) vorgesehen; „ausgewählte Standorte“ werden allerdings sogar zweimal pro Tag gereinigt. Letzteres gilt z. B. allein in Velbert-Mitte für sechs solcher Plätze.
Zum Beispiel an den Böttinger-Sportplätzen. Der hiesige Container-Platz gehört zu den Hot-Spots, sieht vor allem nach Wochenenden grauenvoll aus. An diesem Vormittag ist das aber völlig anders, die TBV-Kolonne hat offenbar kurz zuvor ganze Arbeit geleistet. Und doch entdeckt Daniel Paasch bei der Kontrolle zwei schwarze, prall gefüllte Plastiksäcke. Der KOD-Leiter streift Einmalhandschuhe über, schaut nach und entdeckt – völlig unspektakulär – Marmeladen-, Gurken- und Weckgläser. Die hätten locker in den entsprechenden Container gepasst. Aber nee, einfach mal daneben gestellt. So wie sonst auch gerne stapel- und haufenweise Kartons, Kleidung, Sperr- und Hausmüll. Mitunter eklig hoch drei.
Hilfreiche Hinweise im Müll
Das, erklärt Thomas Janzen, sei genau so wie etwas im Wald wegzuwerfen. „Es ist aber kaum bekannt“, weiß der Außendienst-Koordinator. Die Mülldetektive versuchten, die Identitäten der Verursacher zu ermitteln. Das sei einer Kollegin tags zuvor sogar gleich in mehreren Fällen geglückt. Das Beste, auch hinsichtlich der weiteren Abwicklung, sei jedoch das Ertappen auf frischer Tat. „Das kommt selten vor, gibt’s aber.“ Die Aufklärung erfolge zum Großteil über Hinweise im Müll, heißt es.
Schon mehr als 500 Bußgeldverfahren
Einen Karton eben nicht klein zu reißen oder zusammen zu drücken und dann in den Container zu werfen, sondern neben ihn zu stellen „kostet mindestens 100 Euro“, antwortet Paasch auf Nachfrage. Hinzu komme eine Verwaltungsgebühr von 28,50 Euro. In der ersten Hälfte von 2020 hätten sich die Bußgeldverfahren auf 503 Fälle summiert, allerdings nicht nur im Zusammenhang mit Containern. „Das sind schon deutlich mehr als 2019.“
Falsches Anspruchsdenken
Langfristig erhofft man sich von dem Wirken der Mülldetektive auch Abschreckungseffekte. „Wir können nicht erwarten, dass sich das Verhalten schnell ändert“, weiß Jürgen Wosimski. „Wir werden nach einem Jahr Bilanz ziehen müssen.“ (Nicht nur) ihn stören fehlendes Unrechtsbewusstsein und „falsches Anspruchsdenken nach dem Motto, das stell ich einfach dahin, wird ja abgeholt.“ Es gehe nicht um Eigennutz; A und O sei es, in die Köpfe zu kommen und auf das Verhalten einzuwirken. Und natürlich wolle man mittels der Detektiv-Arbeit allen anderen Bürgern auch zeigen: „Wir dulden das nicht.“
Reinigen kostet einen Batzen Geld
A propos andere Bürger. Die bezahlen Jahr für Jahr das immer aufwändigere Reinigen der Standplätze – wohl zum Großteil unwissend – über ihre Müllgebühren mit. Und das ist per anno jedes Mal ein höherer sechsstelliger Betrag, wie auf WAZ-Nachfrage offiziell bestätigt wurde.