Velbert. Erneute Gespräche zwischen dem Krankenhaus, dem Landtagsabgeordneten Martin Sträßer und dem NRW-Gesundheitsministerium waren nun erfolgreich.
Für das Helios Klinikum Niederberg – und natürlich ebenso für viele Eltern und ihre frisch zur Welt gekommenen Kinder – zeichnet sich nunmehr doch noch eine Lösung ab. Das Haus in der Losenburg wird seine spezialisierte Versorgung von Früh- und Neugeborenen nicht komplett aufgeben müssen, sondern weiterhin etwa 80 Prozent dessen fortsetzen dürfen, was dort in diesem Bereich bisher geleistet wurde.
Rund 300 Kinder jährlich betreut
Damit werde es entsprechend auch das qualifizierte Personal halten können, ergänzte Martin Sträßer auf Anfrage der WAZ. Der CDU-Landtagsabgeordnete hatte sich eingeschaltet, als Anfang Mai publik wurde, das Klinikum solle seine Neugeborenen-Intensivstation verlieren und nur noch Kinder behandeln dürfen, die nach der 36. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt erblicken. Zu ihrer Bedeutung: Auf der Neointensivstation werden übers Jahr rund 300 Kinder versorgt und behandelt.
Die Krankenhausplanung
Mit Hilfe der Krankenhaus(bedarfs)planung soll die bestehende regionale Betten- und Leistungskapazität fortentwickelt werden, um die stationäre Gesundheitsversorgung zu gewährleisten. Der Bettenbedarf wurde bisher anhand einer Formel entwickelt, in die Faktoren wie Einwohnerzahl, Verweildauer, Krankenhaushäufigkeit und Auslastungsgrad eingehen.
Ein Gutachten zur Krankenhauslandschaf t in NRW, das Minister Laumann in Auftrag gegeben hat, attestiert hierzulande eine nahezu flächendeckende Versorgung mit stationären Angeboten. Diese orientiere sich jedoch zu wenig an den tatsächlichen Bedarfen und der Behandlungsqualität. Das Gutachten rät zu einer Reform der Planung, weg von den Bettenzahlen, hin zu einer detaillierten Ausweisung von Leistungsbereichen und -gruppen.
Es gab viele Proteste
Der Aufschrei ob der Neuigkeit war groß, es hagelte Proteste und Appelle. Die CDU-Fraktion im Velberter Rat hat einen Brief an den NRW-Gesundheitsminister geschrieben, der ehemalige Chefarzt der Kinderklinik im Velberter Krankenhaus wandte sich an die Öffentlichkeit und im Internet gab es eine Online-Petition zum Erhalt der Station. Mehrere tausend Menschen unterzeichneten die Petition bereits innerhalb von einer Woche. Velberter Eltern mit einem Frühchen, das vor der 36. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt erblickt, sollten nach Wuppertal ins Helios Klinikum fahren müssen. Das Klinikum liegt im Stadtteil Barmen und ist rund 30 Kilometer von Velbert entfernt.
Gespräche in Düsseldorf
Sträßer sprach nahezu umgehend mit dem NRW-Fachminister Karl-Josef Laumann sowie einer Fachabteilungsleiterin aus dessen Hause. Parallel sei das Klinikum selbst sehr viel stärker auf der fachlichen Ebene unterwegs und engagiert gewesen, berichtet er. Man sei bei dem erwähnten Termin in Düsseldorf recht rasch zu Überlegungen gekommen, den Betrieb auf die Stufe drei von insgesamt vier in dem Bereich zu bringen und so eine Fortsetzung auf „weiterhin hohem Niveau“ zu ermöglichen. Das sei jetzt auch so beschlossen.
Jahrelang ohne offizielle Feststellung
Es habe über Jahrzehnte nie eine offizielle Feststellung gegeben, „dass die das machen durften“, und auch keine förmliche Festlegung, wie die Versorgung genau auszusehen habe, blickt Martin Sträßer zurück. „Es wurde wie ein Gewohnheitsrecht gehandhabt.“ Als dann vor etwa drei, vier Jahren die Kostenträger erklärt hätten, nicht mehr zahlen zu wollen, und zudem neue Überlegungen zur Struktur der Frühgeborenenversorgung angestellt worden seien, habe Helios versucht, seine Interessen bzw. sein Angebot rechtlich durchzusetzen, sei damit aber auch letztes Jahr vor dem OVG gescheitert. „Ich hoffe nun noch, dass das Klinikum Niederberg jetzt so etwas wie einen Feststellungsbescheid erhält“, fügt der CDU-Politiker hinzu, „und dass das im Rahmen der nächsten Krankenhausbedarfsplanung auch genau so fixiert wird.“