Velbert. Die NRW-Neustrukturierung der Frühgeborenenversorgung hat Folgen für Velbert. Auf der Neointensivstation wurden 300 Kinder im Jahr behandelt.
Schlechte Nachrichten für das Helios Klinikum Niederberg: Das Haus verliert die spezialisierte Versorgung von Früh- und Neugeborenen.
Dies, so das Klinikum, sei die Konsequenz der NRW-Neustrukturierung der Frühgeborenenversorgung. Das Land NRW hat im Juli 2013 einen neuen Krankenhausrahmenplan erlassen, der unter anderem Änderungen bei der künftigen Versorgung von Schwangeren und Frühgeborenen vorsieht. Kliniken werden unterteilt in Perinatalzentren Level I zur Versorgung von Frühgeborenen und Schwangeren sowie Kliniken zur geburtshilflichen Grundversorgung unterteilt. Letzteres ist nun Helios Niederberg.
Unverständnis im Klinikum
„Warum unsere Bemühungen um den Erhalt des Versorgungsangebotes, etwa durch eine Ausnahmeregelung für den Standort oder zumindest in Form einer adäquaten Übergangsregelung, nicht aufgegriffen wurden, ist hier bei allen Beteiligten auf großes Unverständnis gestoßen“, erklärt Klinikgeschäftsführer Dr. Niklas Cruse.
Einziges Krankenhaus im Kreis Mettmann
Das Helios Klinikum Niederberg übernimmt bereits seit mehr als dreißig Jahren als einziges Krankenhaus im Kreis Mettmann die Versorgung von Schwangeren und Frühgeborenen in einem Maße, das deutlich über dem der geburtshilflichen Regelversorgung liegt (bisher Level II). 300 Kinder wurden dort im Jahr behandelt. „Dass wir Schwangeren in Zukunft unser Versorgungsangebot nicht mehr im gewohnten Umfang anbieten können, obwohl alle Voraussetzungen dafür gegeben sind, macht uns sehr betroffen“, betont auch Dr. Sören Lutz, Chefarzt der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin. „Wir werden die krankenhausplanerische Entscheidung zu akzeptieren haben, wodurch auch unsere neonatologische Intensivstation nicht mehr vorgehalten werden darf und eine Versorgung nur noch ab der Schwangerschaftswoche 36+0 möglich ist.“
Ab der kommenden Woche
Da dem Helios Klinikum Niederberg nach dem jetzigen Stand der Bemühungen auch keine Übergangsfrist gewährt werde, sei das Haus gezwungen, die gebotenen Maßnahmen zeitnah zu ergreifen und bereits in der kommenden Woche umzusetzen. „Natürlich hoffen wir, dass uns das hochspezialisierte Team auch künftig für den Standort erhalten bleiben und wir den betroffenen Kolleginnen und Kollegen eine adäquate Perspektive bieten können“, sagt Gerd Bloemertz, Pflegedirektor am Helios Klinikum Niederberg.
Allerdings können Notfälle weiter im Klinikum erstbehandelt werden, bevor sie dann zu spezialisierten Klinik verlegt werden, so die Sprecherin des Klinikum Nadine Formicula.
Hebammengeleiteter Kreißsaal und Station bleiben
Im Rahmen der geburtshilflichen Versorgung steht das Helios Klinikum Niederberg werdenden Müttern auch weiterhin zur Seite. Das Angebot des hebammengeleiteten Kreißsaals sowie der hebammengeleiteten Wöchnerinnenstation bleibt erhalten und auch die notfallmäßige Versorgung von Säuglingen sowie Notkaiserschnitte werden unverändert durchgeführt. Durch die angeschlossene Kinderklinik ist eine Rundum-Betreuung von Mutter und Kind – von Geburt an bis zum 18. Lebensjahr – auch in Zukunft gesichert, das gilt auch für das Vorbereitungsangebot der Elternschule.
Darüber hinaus kommt die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin mit dem Schwerpunkt Neuropädiatrie (Neurologie des Kindes- und Jugendalters) ihrem Versorgungsauftrag für Kinder mit Ausnahme onkologischer Erkrankungen in vollem Umfang nach.
Die Kinderklinik versorgt weiter
Die Kinderklinik am Helios Niederberg behandelt weiterhin Patienten mit gastrointestinalen, pulmonologischen, allergologischen, neurologischen, metabolischen, infektiösen Erkrankungen sowie auch aus sozialer Indikation (bspw. Kindeswohlgefährdung; Zusammenarbeit mit der Schreiambulanz Ratingen).
Erkrankungen des Herzens werden in Kooperation mit der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin in Wuppertal betreut. Durchgeführt werden auch weiterhin neurophysiologische Untersuchungen sowie sämtliche diagnostische apparative und laborchemische Verfahren (z.B. MRT, CT, Röntgen, Ultraschall, EEG, Langzeit-Blutdruck/-EKG).
Überregional bekannt ist die monatlich stattfindende Westdeutsche Down-Ambulanz. Am Haus vorgehalten wird eine chefärztlich geführte Sprechstunde für neuropädiatrische Fragestellungen.