Velbert. CDU-Fraktion im Rat schreibt einen Brief an den NRW-Gesundheitsminister und im Internet wurde vorige Woche eine Online-Petition ins Leben gerufen
In der Stadt regt sich Widerstand gegen die beabsichtigt Schließung der neonatologischen Intensivstation im Helios Klinikum Niederberg. Die CDU-Fraktion im Velberter Rat hat einen Brief an den NRW-Gesundheitsminister geschrieben, der ehemalige Chefarzt der Kinderklinik im Velberter Krankenhaus wendet sich an die Öffentlichkeit und im Internet gibt es eine Online-Petition zum Erhalt der Station.
Die Schließung ist die Konsequenz der NRW-Neustrukturierung der Frühgeborenenversorgung. Das Land NRW hat im Juli 2013 einen neuen Krankenhausrahmenplan erlassen, der unter anderem Änderungen bei der künftigen Versorgung von Schwangeren und Frühgeborenen vorsieht. Babys, die vor der 36 Schwangerschaftswoche geboren werden, sollen in Velbert nicht mehr behandelt werden.
4500 Unterzeichner der Petition
Mehr als 4500 Menschen haben die Online-Petition „weact. Die Neonatologie muss im Helios Klinikum erhalten bleiben“ seit vergangener Woche bereits unterzeichnet. Einige Unterzeichner erklären auch, warum sie die Petition unterschreiben: „Mein Sohn war selber ein Frühstarter kam in 32 + 0 Schwangerschaftswoche auf die Welt und ohne die kompetente Betreuung durch das Pflege- und Ärzteteam wäre vermutlich einiges anders gelaufen,“ heißt es da. Und eine andere: „Es war die ersten 14 Lebenswochen das Zuhause unseres Sohnes. So familiär und liebevoll. Und nicht weit weg von daheim. Den „Großen“ im Alter von 3 Jahren konnte ich in die Kita bringen und hatte keine weite Anfahrt. Unvorstellbar, wenn ich noch hätte nach Essen oder Düsseldorf fahren müssen.“
Frühchenstation bei Helios in Barmen
Künftig werden Velberter Eltern mit einem Frühchen, das vor der 36. Schwangerschaftswoche das Licht der Welt erblickt, wohl nach Wuppertal ins Helios Klinikum fahren müssen. Das Klinikum liegt im Stadtteil Barmen und ist rund 30 Kilometer von Velbert entfernt. „Das dürfte es schwierig werden, wenn die Mutter mehrmals am Tag zum Stillen oder Kuscheln zu ihrem Kind soll“, sagt Dr. Erdmuth Schubert, ehemaliger Chef der Kinderklinik in Velbert, im WAZ-Gespräch und einmal mehr, wenn die Frau auf öffentliche Verkehrmittel angewiesen sein sollte.
Schockiert über die Nachricht
Er sei schockiert gewesen über die Nachricht von der Schließung der Neointensivstation im Klinikum, schreibt Schubert in einem offenen Brief an Medien und Politiker. „Über 30 Jahre arbeitet eine spezialisierte Station auf höchstem Niveau mit einem fantastischen Team zum Wohle der ganz kleinen Menschen und ihrer Eltern“, heißt es darin. Er frage sich, ab Ministerium und Bezirksregierung nur nach Papier, Paragraphen und Prinzipien entschieden oder ob auch auf die Situation von Ort und die Folgen für alle Beteiligten geachtet werde. Schließlich sei die Behandlung auf der Velberter Station genauso teuer wie in Wuppertal oder Essen.
Was ist Neonatologie?
Den Schwerpunkt der neonatologischen Arbeit bildet die Betreuung des „Frühgeborenen“. Als Frühgeborene werden Kinder bezeichnet, die vor 37 Schwangerschaftswochen auf die Welt kommen.
Durch die Weiterentwicklung der Neonatologie hat sich die Grenze der Überlebensfähigkeit auch von extrem früh geborenen Kindern ab 23 - 24 Schwangerschaftswochen und einem Gewicht von 500 Gramm und weniger enorm erhöht.
Die intensive Unterstützung der lebensnotwendigen Körperfunktionen erfolgt bei Frühgeborenen solange, bis Reifung und Wachstum einen stabilen Stand erreicht haben. Hochrisiko-Frühgeborene werden zur Sicherheit noch bis zu 2 Jahren von „ihrem“ Neonatologen nachbetreut.
„Klinik hat ein gutes Renomme“
Auch die CDU-Fraktion verweist in ihrem Brief an NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) auf das Renommee des Perinatalzentrums und der Kinder-Intensivstation in Velbert. Das Klinikum habe sich mit der Versorgung kleinster Frühchen einen guten Namen gemacht, der weit über die Kreisgrenze hinaus reiche. Erwähnt wird auch der hebammengeleitete Kreißsaal, der bei seiner Gründung im Jahr 2008 einer der ersten seiner Art war und eine umfangreiches Versorgungspaket rund um die Geburt anbietet. Mit dem geplanten Neubau des Klinikums bestehe zudem die Chance, die gute Qualität der Intensivstation weiter zu verbessern. Vor diesem Hintergrund solle die Entscheidung noch einmal überdacht werden, fordert die CDU-Fraktion auf.