Langenberg. Vom Neanderlandsteig führen fünf Entdeckerschleifen rund um und durch Velbert-Langenberg. Unterwegs zum Voßnacken – mit Weitblick aufs Ruhrgebiet

„Weitblick auf das Ruhrgebiet“ nennt sich die zweite Entdeckerschleife, die meine Frau und ich uns vorgenommen haben. Wer Langenberg kennt weiß, dass dieses Ziel nicht ohne gewisse Anstrengungen zu erreichen ist. Denn der Blick bietet sich natürlich von den Höhen – und da müssen wir erst einmal hin.

Startpunkt ist nämlich der Parkplatz am S-Bahnhof (Voßkuhlstraße). Ganz wichtig: Bloß nicht hinter der Feuerwehr parken! Da ist zwar mehr Platz, aber dort kontrolliert das Ordnungsamt. Die Plätze sind nämlich für die Einsatzkräfte und den Bürgerbus reserviert.

Vor dem Weitblick kommt der Anstieg

Weites Land: Blick über Felder Richtung Essen.
Weites Land: Blick über Felder Richtung Essen. © Sascha Döring

Diesmal ist das Wetter sommerlicher, die Sonne scheint, einzelne Wolken ziehen vorüber. Wir haben genug Trinkbares eingepackt und dann kann es los gehen. Das erste Stück führt steil bergan: Zuerst die Frohnstraße hinauf, vorbei an der Galerie 23, und dann die Voßnacker Straße. Wir lassen es langsam angehen und kommen trotzdem schon ins Schwitzen.

Bald schon biegen wir aber rechts ab (In der Kuhle). Was wir jetzt noch nicht wissen: Das anstrengendste Stück Weg haben wir jetzt schon geschafft. Die anderen Steigungen werden bei Weitem nicht mehr so steil sein. Zum ersten Mal probieren wir auch die App zum Neanderlandsteig aus. Bislang funktioniert der kleine digitale Helfer einwandfrei – aber wie wird das, wenn wir im Wald unterwegs sind?

Im Wald ist es gleich viel kühler

Am Ende der Straße „In der Kuhle“ verlassen wir den asphaltierten Weg und biegen in die Natur ab. Sobald wir in den Schatten der Bäume treten, wird es merklich kühler. Es brummt und summt links und rechts des Weges, Vögel zwitschern – und in der Ferne röhrt eine Kettensäge. Was uns auffällt: Auch hier wächst erstaunlich viel Fingerhut, offenbar hat Langenberg besonders angenehmen Boden für das Gewächs.

Der Weg führt nun leicht abwärts, rechts unterhalb taucht ein Bachlauf auf. Auf dem Hügel gegenüber sind die Dächer vom Buchenhang und der Wilhelmshöher Straße zu sehen. Der Waldboden macht das Gehen angenehm, gibt leicht nach bei jedem Schritt. Wir nähern uns dem Bachlauf – und es scheint erst einmal nicht weiter zu gehen. Ein großer Baum liegt quer über dem Weg und dem kleinen Gewässer.

Ein Baum blockiert den Weg – dachten wir

Kein Weiterkommen? Denkste… Kurz vor diesem umgestürzten Baum führt der Weg über den Bachlauf rechts den Hang hinauf.
Kein Weiterkommen? Denkste… Kurz vor diesem umgestürzten Baum führt der Weg über den Bachlauf rechts den Hang hinauf. © Sascha Döring

Aber, wir haben nicht genau hingeschaut: Etwa zehn Meter vor dem Baum führt der Weg quer über den Bach. Festgekeilte, dicke Äste sorgen für einen trockenen Übergang. Sollte es irgendwann einmal wieder mehr regnen, wären an dieser Stelle wasserdichte Schuhe dennoch nicht verkehrt. Jetzt ist auch die Kettensäge wieder zu hören – den Bediener erspähen wir allerdings nicht.

Dafür kommt jetzt die nächste Steigung. In sanften Bögen geht es hinauf durch den Laubwald bis wir einen geschotterten Weg erreichen, der uns zur Nierenhofer Straße bringt. Der folgen wir nach rechts bis zur Wilhelmshöhe, biegen links ab: Und hier, vom Feld, bietet sich dann der namensgebende „Weitblick auf das Ruhrgebiet“.

Von Bochum bis Oberhausen alles im Blick

Die weiße Kuppel der Sternwarte Bochum, das Dach der Schalke-Arena, die Türme des Kraftwerks in Gelsenkirchen-Scholven, die Hochhäuser der Essener Innenstadt. Ein Stück weiter schweift der Blick über Wiesen und Wälder nach Westen, gut zu erkennen ist die Villa Hügel oberhalb des Baldeneysees. Und dahinter, nur schemenhaft sichtbar, deutet sich das Gasometer Oberhausen an.

Hier haben wir gut die Hälfte der 9,3 Kilometer langen Strecke geschafft und gönnen uns eine Pause. Eine Decke haben wir dabei und auf einer Wiese am Voßnacken machen wir es uns bequem. Bei Kaffee und Wasser lernen wir noch Ike kennen, einen ziemlich großen, jungen Hund, der offenbar öfter hier Gassi gehen darf und nun schaut, wer da auf „seiner“ Wiese abhängt. Wir freuen uns über den neugierigen Besuch, trinken auf und nehmen die zweite Hälfte des Weges in Angriff.

Im Tal ist der Empfang weg

Kleiner digitaler Helfer: Die Neanderlandsteig-App ist besonders für Auswärtige eine gute Unterstützung.
Kleiner digitaler Helfer: Die Neanderlandsteig-App ist besonders für Auswärtige eine gute Unterstützung. © Sascha Döring

Und die beginnt mit einem leichten Abstieg vom Voßnacken herab in den Wald. In großem Bogen führt der Weg ins Eickelbecktal. Grasende Pferde begrüßen uns, es riecht nach frisch gemähtem Gras und wären da nicht die Überlandleitungen könnte man glatt vergessen, dass wir mitten in Nordrhein-Westfalen am Rande eines Ballungszentrums unterwegs sind.

Hier unten begegnen uns auch zum ersten Mal an diesem Tag andere Menschen – auf dem Fahrrad. Wir lassen die drei vorbei und folgen dem Weg zu einer kleinen Steinbrücke über einen weiteren Bach. Laut GPS-Marker sind wir jetzt auf Essener Stadtgebiet – und dann ist das Signal auch weg. „Schlechter Empfang, Karte trotzdem laden?“ fragt die Neanderlandsteig-App. Brauchen wir nicht, der Weg ist gut beschildert.

Über Gut Pollen zurück nach Langenberg

So sieht das Historische Bürgerhaus in Velbert-Langenberg von der Frohnstraße aus.
So sieht das Historische Bürgerhaus in Velbert-Langenberg von der Frohnstraße aus. © Sascha Döring | Sascha Döring

Es folgt ein letzter steilerer Anstieg zum Priembergweg und wir naschen ein paar reife Kirschen frisch vom Baum. Lecker! Die Entdeckerschleife folgt nun dem befestigten Weg bis Gut Pollen. Hier ist mehr Betrieb: Reiter und Spaziergänger, Radfahrer und Modellflieger nutzen das tolle Wetter für einen Ausflug. Weiter geht es entlang der Voßnacker Straße, aber nach etwa 500 Metern biegen wir rechts ab, zurück in Feld und Wald.

Wir sind wieder allein zwischen Mohnblumen und Hafer, der Autolärm wird zum Hintergrundrauschen. Schließlich endet der Teil, der durch die Natur führt: Rechter Hand taucht die Seniorenresidenz Elisabeth auf. Vorbei an der Suchtklinik geht es zurück auf die Frohnstraße zum S-Bahnhof.

Nun stehen noch drei Entdeckerschleifen aus: Senderstadt und Kletterwald“ ist selbsterklärend; der „Gustav-Heinemann-Weg“ nimmt die Wanderer ein Stück mit hinein ins Wodantal und „Biohöfe im Windrather Tal“ ist – ebenfalls selbsterklärend.

Ein bisschen Kondition ist schon nötig

Knapp vier Stunden haben wir für die Entdeckerschleife „Weitblick auf das Ruhrgebiet“ benötigt. Wer sich auf diese 9,3 Kilometer macht, braucht aber schon eine gewisse Ausdauer, denn es sind – vor allem am Anfang – einige Steigungen zu bewältigen. Für Auswärtige ist die Neanderlandsteig-App eine gute Hilfe.

Wie auch bei den anderen Entdeckerschleifen lohnt sich nach absolvierter Tour ein Ausflug in die Langenberger Altstadt – entweder für einen kleinen süßen Snack, einen Kaffee oder gleich ein richtiges Mittag- oder Abendessen.