Die IG Metall und Vertreter der WKW-Gruppe wollen gemeinsam ein Konzept für die Zukunft entwickeln. Dabei geht es um eine Reihe von Punkten.
Eine buchstäblich zukunftsweisende Kooperation wollen die IG Metall und die WKW-Gruppe in Velbert eingehen: Sie möchten gemeinsam Konzepte entwickeln, um den Autozulieferer für künftige, große Herausforderungen zu rüsten. So soll das Unternehmen auch möglichst gut durch die Corona-Krise kommen – und zudem die 1600 Arbeitsplätze in der Stadt (der größte Teil davon in Neviges) dauerhaft gesichert werden.
Wie die Stoßrichtung für einen langfristigen Zukunftstarifvertrag, den die Parteien anstreben, aussehen soll, erläutert Gewerkschafter Hakan Civelek: „Es geht dabei nicht nur um Maßnahmen zur Verbesserung der aktuellen Situation, sondern auch um Innovatives – beispielsweise, welche Produkte für Autos der Zukunft etwa bei der Elektromobilität benötigt werden“, sagt der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Velbert.
Jede Abteilung wird durchleuchtet
Dabei setzt sich die Gewerkschaft mit Vertretern der WKW AG und der zugehörigen Erbslöh Aluminium GmbH in Workshops zusammen und geht jede einzelne Abteilung durch. Civelek: „In Gesprächen mit der Geschäftsführung, Abteilungsleitern und Beschäftigten wollen wir Stärken und Schwächen analysieren.“ Dabei werde etwa die Frage gestellt, welche Produkte für die Anforderungen für die Zukunft fehlen, „oder ob zum Beispiel Zierleisten noch zeitgemäß sind“ – schließlich stelle die WKW-Gruppe unter anderem Zier- und Funktionsbauteile sowie Dachreilingsysteme aus Aluminium her und gehöre in diesem Segment weltweit zu den Marktführern.
Auch die Kostenseite werde natürlich genau beleuchtet, um zu sehen, wo sich Geld einsparen lasse. Denn: „Die WKW-Gruppe ist zwar ein stabiles Unternehmen. Aber es geht auch darum, dass Mittel für die Entwicklung von neuen Produkten gebraucht werden und das Eigenkapital nicht jetzt während der Corona-Krise aufgezehrt werden darf.“
Absatzkrise in der Autobranche
Das sieht das Unternehmen genau so: Durch Corona sei eine spezielle Situation entstanden, die mit einem weiteren Kostendruck einhergehe, hieß es. So würden die Autohersteller derzeit in einer schweren Absatzkrise stecken. „Wer beispielsweise in Kurzarbeit ist, kauft kein neues Auto“, sagte Unternehmenssprecherin Monika Kocks. Und: Auch bei der WKW-Gruppe seien viele Beschäftigte derzeit in Kurzarbeit, „in der Spitze waren es 80 Prozent“. Die Zahl werde wochenaktuell angepasst „und hängt von den Lieferabrufen der Kunden ab“.
Die Gespräche zu einem Zukunftstarifvertrag begrüßt auch die WKW-Geschäftsführung: „Das Unternehmen muss aufgrund der dramatisch veränderten Wettbewerbssituation alle Kostenstrukturen anpassen. Erschwerend kommt hinzu, dass uns die Corona-Krise als Unternehmen massiv getroffen hat. Unter diesen zwingend notwendigen Voraussetzungen möchten wir innovativ in die Zukunft starten“, erklärten die Vorstände Guido Grandi und Carsten Ringelmann.
Weiterbildung ist unabdingbar
Daneben betonten sie, dass qualifizierte Beschäftigte Schritt mit den Anforderungen aus Digitalisierung und aus weiteren Veränderungsprozessen halten müssten, sprich: eine fortwährende, betriebliche Weiterbildung ist unabdingbar (siehe Infokasten). Des Weiteren seien Arbeitnehmerbeiträge notwendig, um wieder wettbewerbsfähig zu werden.
Betriebliche Weiterbildung
Einer der Punkte des Zukunftstarifvertrag s wird auch die kontinuierliche betriebliche Weiterbildung sein. Dabei ist die WKW-Gruppe mit Stammsitz in Wuppertal aber ohnehin schon gut mit der eigenen Unternehmens-Akademie an der Siebeneicker Straße aufgestellt. Gegründet wurde diese 2014 und soll „alle Arbeitnehmer fit für die Zukunft machen“, wie Unternehmenssprecherin Monika Kocks sagt.
Weltweit hat WKW 4400 Mitarbeite r, davon 2600 in NRW und 1600 in Velbert. Das Nevigeser Unternehmen Erbslöh gehört seit 2000 mehrheitlich zu WKW.
Wie sich diese gestalten könnten, umreißt Gewerkschafter Hakan Civelek: „Arbeitnehmerbeiträge könnte zum Beispiel eine Flexibilisierung bei den Arbeitszeiten sein – oder auch die Stundung von Entgeltbestandteilen wie Weihnachtsgeld, das dann zu einem späteren Zeitpunkt ausbezahlt wird.“ Bei den Gesprächen sind auch die Arbeitnehmervertreter mit im Boot: „Wir werden uns den Herausforderungen stellen, denn für uns steht der Erhalt der Arbeitsplätze an oberster Stelle“, schildert der Betriebsratschef der WKW AG, Andreas Althaus.
Gespräche könnten in vier bis sechs Wochen starten
Nun soll zunächst ein wirtschaftliches Gutachten zur WKW AG und zu Erbslöh in Auftrag gegeben werden. Von dessen Resultat abhängend könnten die Gespräche laut Hakan Civelek dann „in vier bis sechs Wochen beginnen“. Dafür hat die IG Metall bei einer digitalen Versammlung mit WKW-Beschäftigen eine neunköpfige Tarif- und Verhandlungskommission wählen lassen. Dann ist die Arbeit in den Workshops gefragt – „in drei bis fünf Monaten kann man erfahrungsgemäß mit Ergebnissen rechnen.“