Velbert. Die VZ-Beratungsstelle Velbert hat sich in 2019 mit 3318 Verbraucheranliegen befasst. Zugenommen haben die Rechtsvertretungen – und deren Erfolge

Zu den Einrichtungen, die von sich wenig Aufhebens und erst recht keine Werbung machen müssen, weil sie nämlich auch so ungeheuren Zulauf haben, zählt vor Ort in vorderster Reihe die Beratungsstelle Velbert der Verbraucherzentrale (VZ) NRW. Zu ihrem Einzugsbereich gehört der ganze nördliche Kreis Mettmann. „Wir hatten in 2019 zwar nicht mehr Gesamt-Kontakte“, bilanziert ihr Leiter Andreas Adelberger, „aber die Rechtsvertretungen steigen an.“

Erfolgsquote von 84 Prozent

In der Beratungsstelle Velbert gibt es ab sofort auch wieder persönliche Beratungen. Allerdings nur nach Terminvereinbarung. Einfach mal auf gut Glück dort hin zu gehen, ist also vollkommen witzlos.
In der Beratungsstelle Velbert gibt es ab sofort auch wieder persönliche Beratungen. Allerdings nur nach Terminvereinbarung. Einfach mal auf gut Glück dort hin zu gehen, ist also vollkommen witzlos. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Dabei handele es sich um Fälle, bei denen er selbst oder Anwälte Schreiben aufsetzen müssten. Man habe 84 Prozent dieser Rechtsvertretungen erfolgreich abgeschlossen: Die Verbraucher profitierten dadurch von Erstattungen, Einsparungen, abgewehrten Forderungen oder stornierten Verträgen. „Das ist eine schöne Quote, und die freut uns natürlich auch“, sagt der gelernte Agraringenieur, der die Einrichtung seit 2001 leitet.

Kreis und Stadt finanzieren zweite Stelle

Bislang lag die Arbeit hauptsächlich auf seinen Schultern. Es gibt zudem eine Bürokraft mit einer halben Stelle. Im nächsten Jahresbericht, dem für 2020, wird allerdings noch eine weitere Vollzeitkraft auftauchen. Der Kreis Mettmann und die Stadt Velbert finanzieren nämlich nunmehr eine zweite volle Beratungskraft für die Dauer von insgesamt fünf Jahren. Die Arbeit der Beratungsstelle ergänzen bzw. unterstützen spezialisierte VZ-Energieberater sowie Honorar-Anwälte für allgemeines Verbraucher-, Versicherungs-, Miet- und Reiserecht.

Haufenweise Probleme

Persönliche Beratung gibt’s nur mit einem Termin

Die gute Nachricht: Nach dem Corona-Lockdown von Mitte März gibt es in der Velberter VZ-Beratungsstelle, Friedrichstraße 107, ab sofort auch wieder eine persönliche Beratung. Allerdings nur nach Terminvereinbarung.

„Dabei berücksichtigen wir vor allem die Zielgruppen, die während der Kontaktverbote mit den telefonischen und Onlineangeboten nicht gut zurechtgekommen sind. Sei es, weil sie ihre Anliegen wegen fehlender Sprachkenntnisse nic ht schriftlich formulieren konnten oder Unterstützung beim Zusammenstellen notwendiger Vertragsunterlagen brauchten“, erklärt Andreas Adelberger. „Aber auch, wer keine Dokumente scannen oder mailen konnte, wird vorrangig unterstützt. Zudem werden zuallererst Anliegen bearbeitet, die besonders komplex oder eilbedürftig sind und Fristen unterliegen.“

Termine gibt’s unter 02051/8090181 oder online über das Kontaktformular auf www.verbraucherzentrale.nrw/velbert. Parallel bietet die Einrichtung telefonisch und über Online-Kanäle weiter Erstberatung an.

Zu den „Knallern“, mit denen Adelberger immer wieder zu tun hat, gehören so genannte Prepaid-Kreditkarten, die sich nach der Bestellung via Internet nicht als finanzielle Soforthilfe, sondern als teures Zahlungsmittel entpuppten, berichtet er. Das höre sich alles super an, sei mit Worthülsen aufgeladen; parallel werde den finanziell klammen, darauf bereits Reingefallenen noch für teures Geld vertickt, dass man deren Schufa-Bonität verwalte. Oft täten sich bei der Beratung regelrecht Multi-Problemlagen auf.

Kunden überrumpelt und gedrängt

Der Jahresrapport nennt darüber hinaus Energieversorger, die Kunden mit unzulässigen Preiserhöhungen überrumpelt hätten, Haustür- und Telefonverkäufer, die angesichts der bevorstehenden Fusion von Unitymedia und Vodafone zum Abschluss überflüssiger Verträge für den Fernsehempfang gedrängt hätten. „Und wenn bei Konsum-Entscheidungen etwas schieflief, wo eigentlich gezahlt werden sollte, folgte auch alsbald unerwartete Post eines Inkassobüros – mit der Ankündigung oft hoher Gebühren, drohender Mahnbescheide oder Zwangsvollstreckung inklusive“, heißt es im Resümee weiter.

Druck trotz fehlender Vertragsgrundlage

Den letzten öffentlichen Termin in diesem Jahr hat Andreas Adelberger – hier mit einer Essener Kollegin – wenige Tage vor dem Lockdown anlässlich des Weltverbrauchertages in der Stadtbücherei absolviert.
Den letzten öffentlichen Termin in diesem Jahr hat Andreas Adelberger – hier mit einer Essener Kollegin – wenige Tage vor dem Lockdown anlässlich des Weltverbrauchertages in der Stadtbücherei absolviert. © FFS | Uwe Möller

„Bei rund 3318 Verbraucheranliegen war die VZ in Velbert im vergangenen Jahr Ansprechpartnerin, um Verbraucherrechte durchzusetzen oder unberechtigte Forderungen abzuwenden“, berichtet Adelberger. „Häufig wurden Verbraucher in einem komplex erscheinenden Alltag mit Forderungen konfrontiert, die sie komplett nicht einordnen konnten. Immer wieder folgten auch Verunsicherung und sogar Angst einflößende Schreiben, die – leider erfolgreich – Druck ausüben sollten, obwohl jegliche Vertragsgrundlage fehlte. Auch wurden wiederholt Kosten in Zahlungsaufforderungen falsch oder doppelt berechnet. Hier kamen wir ins Spiel.“ Mit rund 900 Rechtsberatungen und -vertretungen habe sich die Beratungsstelle, wie bereits erwähnt, zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt.

Beträge rückwirkend gerettet

„Ein Glück, dass es Sie gibt! Mein erkrankter Mann hat am Telefon ja dieses Gewinnspiel in Kombi mit einem Abo abgeschlossen und leider Kontodaten ohne mein Wissen herausgegeben. Dank Ihrer Hilfe konnten die Abbuchungen gestoppt und sogar schon gezahlte Beträge rückwirkend gerettet werden“, bedankte sich eine ältere Rentnerin. „Wir müssen doch gerade jetzt haushalten und unser Geld zusammenhalten.“

Für Ratsuchende ist die VZ in Velbert zu folgenden Zeiten erreichbar: mo und do 9.30 -13.30 sowie 14.30 - 18 Uhr, di und fr 9.30 - 13.30 Uhr.