Velbert. Die Masche unseriöser Notdienste verfängt weiter, zum Leidwesen der Verbraucherberatung Velbert. Sie empfiehlt: Ruhe bewahren, planvoll vorgehen.

Es gibt üble Maschen, gegen die scheint – obwohl sie weithin bekannt sind – kein Kraut gewachsen zu sein. Dazu gehört der Enkeltrick mit seinen bösen Spielarten und Varianten, ebenso aber auch die nicht klein zu kriegende Abzocke durch Schlüsseldienste und Rohrreinigungsnotdienste. Die Problematik unseriöser Notdienste rückt jetzt ein weiteres Mal die Beratungsstelle Velbert der Verbraucherzentrale (VZ) NRW in den Fokus.

Vorsorge mit kühlem Kopf

Beratung geht trotz Schließung weiter

Die Velberter Beratungsstelle der Verbraucherzentrale (VZ) NRW bleibt wegen der Corona-Pandemie bis auf Weiteres geschlossen. Wer bereits einen Termin vereinbart hat, wird kontaktiert oder kann sich telefonisch melden, um das weitere Vorgehen abzusprechen. Telefonisch ist die Einrichtung unter 02051 8090-181 erreichbar. Auch Anfragen per E-Mail an velbert@verbraucherzentrale.nrw und per Fax unter 02051 8090-187 werden bearbeitet.

Infos, rechtliche Tipps, Musterbriefe und schnelle Hilfestellungen zu vielen Verbraucherthemen gibt es außerdem im Internet auf www.verbraucherzentrale.nrw. Ratgeber der VZ können online auf www.ratgeber-verbraucherzentrale.de bestellt werden.

„Vorsorge ist das A und O“, predigt Andreas Adelberger und plädiert auf Prävention. Diese beginne damit, dass man etwa einen Ersatzschlüssel bei einer Person des Vertrauens deponiere, sagt der Leiter der örtlichen Einrichtung, und dass man sich kundig über tatsächlich vor Ort existierende Anbieter und das Preisniveau mache. „Also selbst in Ruhe eine Firma raussuchen und am besten mit eigenen Augen davon überzeugen, dass wirklich ein Ladenlokal existiert.“ Eine auffällige Anzeige im (Internet-) Branchenbuch oder der Anruf bei einem Vermittlungsdienst lotse längst nicht immer zu einer seriösen und kostentransparenten Firma.

Klotopf demontiert und weg

Möchten unseriösen Notdiensten gerne das Handwerk legen: der Leiter der Velberter Beratungsstelle, Andreas Adelberger, und seine Essener Kollegin Monika Wagner.
Möchten unseriösen Notdiensten gerne das Handwerk legen: der Leiter der Velberter Beratungsstelle, Andreas Adelberger, und seine Essener Kollegin Monika Wagner. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Hierzu kennt Adelberger Fälle, in denen für eine verstopfte Toilette 1100 Euro kassiert wurden, ohne das Übel zu beseitigen, oder gar 2220,54 Euro. Dabei wurde übrigens der Klotopf abmontiert – und wegen fehlenden Materials nicht wieder aufgestellt. Außerdem habe ein „Schlüsselnotdienst Tag & Nacht“ einem Velberter für einen einstündigen Einsatz 1318,16 Euro abgeknöpft. „Und zwar flugs über ein tragbares EC-Cash-Gerät per Karte bezahlt oder am Geldautomat der Hausbank“, berichtet Adelberger und warnt: „Das Geld ist in beiden Fällen definitiv weg, eine Zahlung an so einem Gerät – mobil oder nicht – ist unwiderruflich.“

Bringt Seriöse in Misskredit

„Es ist unglaublich, dass so viel Kohle abgegriffen wird“, empört er sich und fügt hinzu: „Diese Geschäftsgebaren machen die seriösen lokalen Anbieter kaputt und bringen sie in Misskredit.“ Leider verfange immer wieder die gleiche Masche. Die Vermittlungsagentur sei gar nicht Vertragspartner, es würden Netto-Preise genannt, und es werde Ortsnähe vorgegaukelt. Wer Hilfe brauche, der sollte ortsansässige Unternehmen bevorzugen, um hohe Fahrtkosten zu vermeiden. „Vorsicht bei Firmen mit Namen AAA! Häufig steckt hinter solch einem Namensanfang nur das Ziel, im Branchenbuch ganz oben zu stehen.“ Bei der Suche im Internet – wovon die VZ eher abrät – empfehle sich unbedingt ein Blick ins Impressum. Dort müssten etwa Name, Adresse und E-Mail-Adresse stehen.

Mitunter ist es pure Nötigung

Dubiose Firmen setzten oft Druck ein, nutzten Panik, Ekel und Zeitnot aus. Trotz Stresssituation sollten Betroffene überlegen, lautet der Rat der Verbraucherschützer, ob ein sofortiger Notdiensteinsatz wirklich unbedingt notwendig sei oder die Sache nicht auch bis zum nächsten Werktag warten könne. „Oft ist auch ganz klar Nötigung im Spiel“, erzählt der Beratungsstellenleiter aus seiner Praxis. So werde etwa gedroht, das Schloss wieder auszubauen und wegzufahren. „Dann am besten die Polizei einschalten.“

Landesweit Richtwerte ermittelt

Um grobe Richtwerte zu bekommen, haben VZ-Mitarbeiter NRW-weit – allerdings nicht repräsentativ – ermittelt, was eine „unaufwändige Türöffnung incl. Anfahrt“ werktags kostet: im Schnitt 90 Euro. Sonntags, feiertags und nachts müsse man mit durchschnittlich 140 Euro rechnen. Eine Rohrreinigung – Aufwand eine Stunde und zwei Meter Rohrlänge – koste werktags etwa 125 Euro, fasst Andreas Adelberger zusammen.

Manches ist unnötig

„Viele Türöffner oder Rohrreiniger leisten zwar rasche Abhilfe, nutzen im Gegenzug jedoch die Notlage der Kunden mit intransparenten und überteuerten Preisen schamlos aus.“ Sei eine Tür nur ins Schloss gefallen, müsse sie zumeist weder aufgebrochen noch das Schloss ausgebaut und ersetzt werden: „Beides ist aber häufige Praxis, um die Kosten in die Höhe zu treiben.“

Hilfe mit Rat und Tat

Rechtlichen Rat bei überhöhten Rechnungen bietet die VZ über die Beratungsstelle Velbert oder am Verbrauchertelefon unter 0900-1-89 79 69 für 1,86 Euro/ Minute (Mobilfunkpreise können variieren). Noch mehr Wissenswertes zu Notdiensten gibt’s auf www.verbraucherzentrale.nrw/notdienste. Wem eine Rohrsanierung aufgedrängt wurde, der erhält kostenlos Rat unter 0211 3809300.