Velbert. Erste Arbeiten für das künftige Velberter Bürgerforum sollen im Sommer beginnen. Vertrag für die Umwandlung und den Betrieb läuft über 25 Jahre.
Als Modell steht das Velberter Bürgerforum bereits fix und fertig da. Der auffallendste Unterschied zum heutigen Aussehen ist die etwas zurückgesetzte, zusätzlich draufgesattelte Etage in Richtung Stadtgalerie, Villa Herminghaus und neuem Museum. Ansonsten muss man schon sehr genau suchen und hinschauen. Genau das prophezeit auch Architekt Christian Kohl: „Veränderungen wird man nur mit kennendem Auge sehen.“ Zumal es keine Abkehr von den damals beim Bau verwandten Materialien – Sichtbeton, Tuffstein und Titan-Zink – geben werde. Den Zuschlag für die Renovierung, Erweiterung und Aufstockung des Forum Niederberg sowie dessen langfristigen Betrieb hat jetzt die „Vinci Facilities Solutions GmbH“ (Mannheim) bekommen.
Wichtigstes Bildungsprojekt für ganz Velbert
Der Vertragsunterzeichnung für die auf 25 Jahre angelegte Öffentlich-Private-Partnerschaft (ÖPP) – ein solches ÖPP-Projekt praktiziert Velbert bereits bei der Martin-Luther-King-Schule – ist in der vergangenen Woche ein Ratsbeschluss mit nur „ganz ganz wenigen Gegenstimmen“ hinter verschlossenen Türen vorangegangen. Für den Bürgermeister ist es „das vor Ort wichtigste Bildungsprojekt“, und zwar für ganz Velbert. „Wir bringen Kultur und Bildung zusammen“, sagte Dirk Lukrafka, der bereits persönlich Sorgen entgegen getreten ist, das Haus werde möglicherweise doch nicht umgebaut und weiter betrieben.
So gut wie immer Leben und der Bude
1982 ging im Forum erstmals der Vorhang auf
Das Forum Niederberg ist im Jahr 1982 als Kulturzentrum und Theater in Betrieb genommen worden. Die planerischen Ursprünge gehen zurück auf einen im Jahr 1972 von der Stadt Velbert ausgeschriebenen Architektenwettbewerb.
1976 erhielt die Architektengemeinschaft Behrendt / von Chamier-Gliszinski den Planungsauftrag für das 41.000.000 DM teure Projekt. Baubeginn war 1979.
Im Bürgerforum kommen acht unterschiedliche Nutzungen unter ein Dach. Dazu gehören Stadtbücherei, VHS, Musik & Kunstschule, Kultur- und Veranstaltungsbetrieb Velbert und Familienbüro. „Leben in der Bude“ soll es den über ganzen Tag und durchs gesamte Jahr hindurch sowie – dank der Open Library – auch an sieben Tagen in der Woche geben.
Modernste Technik inbegriffen
Das mittlerweile 18. ÖPP_Projekt von „Vinci“ sei eine besondere Herausforderung, erklärte Geschäftsführer Bernard Jean, der ebenfalls die architektonische Qualität herausstellte. Man habe zunächst den Eindruck gehabt, das Gebäude wehre sich gegen Veränderungen, erinnerte er sich und stellte ein revitalisiertes kulturelles Zentrum mit modernster Technik in Aussicht. Jean zufolge sollen erste Vorarbeiten, dabei geht es um die Entsorgung von Schadstoffen, noch im Sommer beginnen. Erklärtermaßen will man Aufträge auch gezielt in der Region bzw. zumindest in NRW vergeben.
Unterschrift knapp 44 Millionen wert
Man habe die Schlussverhandlungen ausschließlich mit „Vinci“ geführt, andere Bewerber bzw. Interessenten seien im Laufe des Vergabeverfahrens „von der Fahne gegangen“, berichtete Jörg Ostermann. Nach Auskunft des Planungs- und Immobiliendezernenten ist die Fertigstellung für Februar 2023 geplant, ist die Unterschrift unter dem Vertrag „knapp 44 Millionen Euro wert“. Laut Ostermann stellt es hierzulande eine Premiere dar, dass ein ÖPP-Vorhaben mit Städtebaufördermitteln bezuschusst wird.
Zweistelliger Eigenanteil für die Stadt
Die Fördersumme beträgt 28,8 Millionen Euro. Der Eigenanteil der Stadt Velbert an den Gesamtinvestitionskosten, die aktuell mit 43,8 Millionen Euro beziffert werden, beträgt rund 15 Millionen Euro, „die man gerne ausgibt“ (Ostermann). Ganz zu Anfang, das Forum wurde bereits vor 2014 ein Thema, hätten mal 33 Millionen im Raum gestanden, so Bürgermeister Lukrafka auf Nachfrage. Es sei seither allerdings Vieles hinzugekommen, zudem seien zunächst lediglich eine bloße Sanierung und der Brandschutz im Fokus gewesen.
Foyer als Schmuckstück des Hauses
Die Pläne für das Bürgerforum sehen ein lichtdurchflutetes, modernes Gebäude vor. Der zentrale Eingang bleibt am Europaplatz und soll durch eine vorgezogene Glasfront architektonisch und funktional aufgewertet werden. Zudem ist dort ein moderner verglaster Erschließungsturm mit Treppenhaus und Fahrstuhl vorgesehen. Im Foyer bleiben der farbige Fliesenschmuck, betonierte Fassadenkonstruktionen, Kunst am Bau und Mosaikflächen erhalten. Es soll „als Schmuckstück des Hauses“ durch neue Nutzungen wieder belebt werden: Etwa eine offene Probe der Musik & Kunstschule, ein Info-Stand der Bibliothek oder eine offene Werkstatt, wo genäht, gebastelt, gewerkelt und digital gearbeitet werden kann.