Velbert-Mitte. Zentralbibliothek macht vom Gesetz nebst Förderung für eine Sonntagsöffnung keinen Gebrauch. Mit dem Bürgerforum kommen noch ganz andere Zeiten.

Als „großen Zugewinn“ für die Bürger und die Familien wertet es der CDU-Landtagsabgeordnete Martin Sträßer, wenn die Städte im nördlichen Kreis – also auch Velbert – das noch relativ neue Bibliotheksstärkungsgesetz nutzen und ihre Büchereien nunmehr auch sonntags öffnen. Das Land hat dazu ein Förderprogramm in Höhe von 1,2 Millionen Euro aufgelegt, um bei der Umsetzung zu helfen. Velbert wird allerdings wohl keine Mittel beantragen. Hier werden nach dem Umbau des Forum Niederberg zum Velberter Bürgerforum noch ganz andere Zeiten eingeläutet.

Samstage sind an andernorts selten

So funktioniert die Zugangskontrolle in Kamp-Linfort.
So funktioniert die Zugangskontrolle in Kamp-Linfort. © FUNKE Foto Services | Oleksandr Voskresenskyi

Im Moment seien keine veränderten Öffnungszeiten geplant, sagte Ulrike Motte auf WAZ-Anfrage und ergänzte, dass sich das auf den Interimsstandort in der Fußgängerzone Friedrichstraße beziehe. Aktuell biete die Zentralbibliothek 31 Öffnungsstunden in der Woche an, die vom Büchereipersonal begleitet würden. Es habe auch eher Seltenheitswert, fügte die Abteilungsleiterin Stadtbücherei hinzu, dass in Städten von der Größenordnung Velberts drei Büchereien samstags geöffnet seien, so wie es in Mitte, Langenberg und Neviges Gewohnheit sei. „Ich weiß von keiner anderen.“

Open Library an sieben Tagen

Das Bücherei-Team erwartet u. a. „breiter angelegte zeitliche Nutzungswünsche für die Zentralbibliothek“. Diese komplett mit Bibliothekspersonal zu besetzen, käme viel zu teuer und wäre nicht finanzierbar. Darum ist geplant, in der neuen Zentralbibliothek im Bürgerforum das Konzept der „Open Library“ umzusetzen. Das ist in Skandinavien und den Niederlanden schon Praxis, hält zunehmend auch hierzulande Einzug. In NRW gilt das für Kamp-Lintfort oder auch Bielefeld-Sennestadt.

Betrieb läuft ohne Personal

Selbst ist die Frau: Eine Besucherin scannt die Bücher ein, die sie ausgesucht hat und ausleihen will.
Selbst ist die Frau: Eine Besucherin scannt die Bücher ein, die sie ausgesucht hat und ausleihen will. © FUNKE Foto Services | Kai Kitschenberg

Dabei wird die Bibliothek bzw. ein Teil von ihr als öffentlicher Raum zur Verfügung gestellt, ohne dass Personal vor Ort ist. Dafür sind eine technische Zugangskontrolle – eventuell mit dem Bibliotheksausweis zu bedienen – und eine Videoüberwachung nötig. Dem Konzept zufolge soll die Open Library in der künftigen Zentralbibliothek einen Teil des Erdgeschosses einnehmen. Denkbar seien etwa Öffnungszeiten an allen sieben Wochentagen von 7 bis 22 Uhr, erklärt Ulrike Motte: „Sie werden sich an den Zeiten des Bürgerforums orientieren.“ Es werde auch eine Altersgrenze geben.

Medien selbst verbuchen

Auf der „offenen“ Fläche werden dann AV-Medien für Erwachsene, belletristische Literatur sowie Zeitschriften und Zeitungen angeboten. Das alles kann über den Selbstverbuchungsbereich auch entliehen werden. Dieses gilt ebenfalls für vorgemerkte Medien, bei denen die Benutzer damit nicht mehr an die Zeit gebunden sind, wenn Mitarbeiter da sind. Weitere Komponenten sind Arbeitstische, an denen man eigene Endgeräte anschließen kann, und eine automatische Rücksortierungsanlage für die Rückgabe aller Medienarten auch aus den Zweigstellen, die mit der bereits erprobten und sehr gut angenommenen Außenrückgabe verbunden wird.

Der Bücherfrühling für die I-Dötzchen rückt näher

Anfang März startet der „Bücherfrühling“ in allen drei Kinderbibliotheken, dann besuchen die Mädchen und Jungen der ersten Klassen aller Velberter Grundschulen ihre Bücherei. Im Mittelpunkt ist jeweils ein ausgewähltes Bilderbuch oder Bilderbuchkino.

Danach steht eine kreative Anschlussaktion auf dem Programm. Die Kinder können außerdem ihre Bibliothek selbstständig erkunden und in Ruhe stöbern und sich eine eigene Bücherkiste zur Mitnahme in die Schule zusammenstellen.

Kommunale Wohnzimmer

„Bibliotheken sind die kommunalen Wohnzimmer“, findet Martin Sträßer. Mit der Förderung würden neben dem Personalausbau sowie einem Konzept für die Sonntagsöffnung auch Konzepte für eine Veranstaltungsreihe unter dem Motto „Sonntags in der Bibliothek“ gefördert. Die Förderung laufe zunächst bis 2022, solle aber fortgesetzt werden.