Neviges. Die Schützenfeste fallen der Coronakrise zum Opfer. Die Enttäuschung ist groß, aber die Schützen legen nicht einfach die Hände in den Schoß.
Kein Königsschießen, kein Ball, kein lustiger Frühschoppen. Pfingsten ohne Schützenfest – das können sich weder die Hardenberger Schützen aus Neviges noch die Mitglieder des Schützenvereins Kleine Schweiz aus Tönisheide so richtig vorstellen. „Erstmals seit 1954, seit der Wiederaufnahme nach dem Krieg, gibt es in diesem Jahr bei uns kein Schützenfest“, sagt Michaela Martin, stellvertretende Geschäftsführerin der Hardenberger. Es wird auch nicht nachgeholt.
Schon der Königsabend fiel aus
Und der Königshof? Der regiert jetzt einfach ein Jahr länger. „Ja, das ist ganz schön“, sagt Sebastian Rohles und lacht seine Königin Janette Baron an. Sebastian II., Janette I und Kronprinzessin Alina Schulz freuen sich jetzt umso mehr auf 2021. Klar, die Enttäuschung sei schon riesig gewesen, zumal ja schon der Königsabend aufgrund der Coronakrise ausfallen musste. Sechs Vereinen hatten sich zu Ehren des Hofstaates angesagt. Und jetzt das: „Ich weiß gar nicht, was ich Pfingsten machen soll“, meint Königsmutter Angelika Rohles, die sich von Klein auf mit den Hardenbergern Schützen verbunden fühlt. Aber es gehe ja allen so, nun könne man sich nicht ewig grämen. „Schlimmer ist es, wenn man als einziger zuhause bleiben muss, weil man krank ist, während alle anderen feiern“, meint Janette I.
Der Vogel wird jetzt fertig gemacht
Alle Vereine haben abgesagt
Der SV Hardenberg hat derzeit 279 Mitglieder, der SV Kleine Schweiz circa 60.
Im gesamten Kreis Niederberg haben die Vereine aus Mettmann, Neandertal, Heiligenhaus, Velbert, Wülfrath sowie Wuppertal ihre Schützenfeste abgesagt. Ob in anderen Städten das Fest nachgeholt wird, ist fraglich.
Jetzt feiert niemand. Die Bestellung der Pokale und Zinnbecher wurde gestoppt, zum Glück war noch nicht die Jahreszahl eingraviert. Still ruht der See an der Schützenhalle, aber trotzdem lassen die Hardenberger die Flügel nicht hängen: In der Garage der Familie Martin an der Asbrucher Straße wird weiter gepinselt für den Schützenvogel, die Sägearbeiten sind zum Glück fertig. Jetzt Pause zu machen, das gute Stück in die Ecke zu stellen, um dann nächstes Jahr wieder anzufangen? Kein guter Plan, finden der stellvertretende Vorsitzende Karsten Schulz und sein Vereinskollege Reinhold Martin. „Wir ziehen das jetzt durch.“ Zwei Wochenenden haben die beiden komplett durchgearbeitet, haben den Körper samt Flügel von der Rohplatte gesägt, die Grundfarbe drauf gepinselt. Vorgezeichnet hatte den Vogel Kronprinzessin Alina – jetzt fehlen nur noch die Federn. Zwei Modelle gibt es, einen für das Jugendschießen, einen für die Erwachsenen.
Die Vorlage gibt es seit Generationen
„Die Vorlage dazu gibt es seit Generationen, die wird immer ein bisschen abgewandelt“, erläutert Alinas Vater Karsten Schulz. Denn einen fertigen Vogel zu kaufen, das kommt den Hardenbergern ebenso wenig in den Sinne wie ihren Nachbarn aus Tönisheide. Der SV Kleine Schweiz hat es insofern ein bisschen leichter, weil Vogelbauer Gerald Overbeck als Schreiner vom Fach ist und natürlich weniger Zeit benötigt. „Er hat auch noch gar nicht angefangen“, weiß Herbert Leonhard, zuständig für die Pressearbeit. Bei aller Enttäuschung hat das abgesagte Schützenfest für Königin Janette und Kronprinzessin Alina auch einen Vorteil: „Ihr könnt jetzt eure hohen Hacken länger einlaufen“, witzelte einer der Herren, die ja immer in bequemen Tretern die Wochenenden durchfeiern.