Neviges. So eine Wallfahrt hat es noch nicht gegeben: Der Weihbischof hält die Messe im leeren Dom. Und alle großen Wallfahrten fallen bis August aus.
Im Wallfahrtssekretariat stand am Freitag das Telefon nicht still. Nur gut, dass Wallfahrtssekretärin Stefanie Schmitz so schnell nichts aus der Ruhe bringt. Die Mitteilung der Landesregierung, dass ab dem 1. Mai Gottesdienste wieder öffentlich stattfinden können, rief diverse kirchliche Organisationen auf den Plan. Klar ist: Weihbischof Dominikus Schwaderlapp wird am 1. Mai auf jeden Fall die Marienwallfahrt in Neviges eröffnen. Die Wallfahrtskerze wird wie immer entzündet, und es gibt eine Übertragung des Gottesdienstes per Video. Allerdings: „Einen öffentlichen Gottesdienst wird es nicht geben“, stellte Pastor Daniel Schilling klar. Er betreut von seiner Heimatgemeinde St. Peter und Paul in Ratingen nach dem Weggang der Franziskaner auch die katholische Kirchengemeinde Maria Königin des Friedens. Bis eine neue Gemeinschaft in die Gemeinde nach Neviges kommt, ist er hier auch kommissarischer Wallfahrtsleiter. Warum es jetzt am 1. Mai nicht gleich losgeht mit einem öffentlichen Gottesdienst: „Wir brauchen jetzt einfach mehr Zeit, um die nötigen Vorkehrungen zu treffen.“ Wie stellt man die Stühle, wie lässt man die Leute herein, das alles müsse geplant werden.
Die Messe wird auf jeden Fall übertragen
Zumal es in der Erklärung des Landes ja auch heiße, dass ab dem 1. Mai Gottesdienste stattfinden könnten. Aller Voraussicht nach werde es den ersten öffentlichen Gottesdienst am zweiten Mai-Wochenende geben, erklärte Daniel Schilling. Die Gesundheit stehe an erster Stelle, und gewisse Vorkehrungen benötigten einfach Zeit. Eine feierliche Wallfahrtseröffnung wird es trotzdem geben: Am nächsten Freitag kommt der Weihbischof, die Messe kann in Bild und Ton verfolgt werden auf www.domradio.de. Aus organisatorischen Gründen beginnt die Heilige Messe jedoch nicht wie üblich vormittags, sondern erst um 18.30 Uhr.
Auch Senioren schätzen die Technik
Mit Video-Gottesdiensten habe man sehr gute Erfahrungen gemacht, so Pastor Daniel Schilling, der froh ist, wenigstens auf diese Weise den Kontakt zur Gemeinde halten zu können. „Wie gut, dass wir in diesen Zeiten die Möglichkeit haben, da auf die Technik zurück zu greifen.“ So hätten 14.000 Menschen den Ostergottesdienst angeklickt, auch seine regelmäßigen Video-Botschaften erreichten die Gemeinde in großer Zahl. Und auch die Senioren hätten kaum Berührungsängste mit der ungewohnten Technik. „Ich habe auch schon per Video seelsorgerische Gespräche geführt, so dass jemand wieder in die Kirche eintrat. So etwas ist natürlich toll.“
Einsatz der Messdiener fraglich
Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen. „Wir müssen jetzt alles neu planen und neu denken. alles , was Kirche ausmacht, fällt ja im Moment noch aus“, so Daniel Schilling. Auch die Messe am 1. Mai werde sich erheblich unterscheiden von den herkömmlichen Wallfahrtseröffnungen: „Wir werden etwa zu Fünft im Dom sein“, erläutert Daniel Schilling: „Der Weihbischof, Lektoren, die die Fürbitten lesen, und ich.“ Fraglich sei noch der Einsatz der Messdiener. „Und ob es zwei Messkelche gibt oder völlig darauf verzichtet wird.“
Alle großen Wallfahrten sind abgesagt
Auch, wenn es ab Mai dann wieder Gottesdienste geben wird: Die großen Wallfahrten müssen aufgrund des bis Ende August geltenden bundesweiten Veranstaltungsverbotes alle absagt werden. Die große Kroatenwallfahrt fällt zu Pfingsten aus, ebenso die Polenwallfahrt am 20. Juni. „Ich werde die Veranstalter anrufen, einige haben sich auch von sich aus schon gemeldet“, sagt Wallfahrtssekretärin Stefanie Schmitz. Wie die Schlesier, die ihre Mutter Anna Wallfahrt absagten. „Die Entscheidung fiel schwer, aber die gründliche Analyse der Situation und die Empfehlungen von nationalen Gesundheitsbehörden und die staatlichen Vorschriften in der Bundesrepublik Deutschland ließen keine andere Wahl“, erklärt Damian Spielvogel, Initiator und Organisationsleiter dieser Wallfahrt, „zumal wir dieses Jahr ein schönes 25-jähriges Jubiläum feiern wollten.“ Umso mehr freue man sich schon jetzt auf die Mutter Anna-Wallfahrt 2021.
Pastor ist begeistert von den Nevigesern
Domladen ist wieder geöffnet
Seit dem 22. April hat auch der Domladen wieder geöffnet: Hier gibt es Kerzen, Rosenkränze, Becher, Kinderbibeln und vieles mehr. Aufgrund der Abstandsregeln während der Corona-Krise kann sich nur ein Kunde hier aufhalten.
Der Domladen im Wallfahrtsbüro ist geöffnet: Montag von 9 bis 11 Uhr; Dienstag von 9 bis 11 Uhr und von 15 bis 17 Uhr; Donnerstag von 10 bis 12 Uhr und von 17 bis 18 Uhr; Freitag von 9 bis 11 Uhr und von 14 bis 15 Uhr.
Auch, wenn keine großen Gruppen kommen dürfen: „Einzelne Pilger sind natürlich immer willkommen“, sagt Pastor Daniel Schilling, und Stefanie Schmitz ergänzt: „Der Trend der letzten Jahre ging ja auch schon dahin. Wir können da nur noch kein Programm anbieten, weil wir bisher ja gar nichts planen konnten.“ Pastor Daniel Schilling indes, der voraussichtlich bis zum Ende des Jahres hier für die Seelsorge zuständig ist, empfindet Glück und Dankbarkeit, „dass ich Neviges in meiner Biographie habe“. Wo gebe es schon einen Wallfahrtsort mit zwei so verschiedenen, wunderbaren Kirchen, einem so außergewöhnlichen Dom? „Und das Engagement der Ehrenamtlichen, das ist enorm. Alles tolle Leute hier, so etwas gibt es nicht oft.“