Neviges. . Rappelvoll wird es rund um den Mariendom in Neviges bei der Mutter-Anna-Wallfahrt. Neben einer schlesischen Messe gibt es weitere Traditionen.
- Seit über 20 Jahren laden die Schlesier in den Velberter Mariendom nach Neviges ein
- Bei der Mutter-Anna-Wallfahrt gibt es schlesische Liturgie und schlesische Lieder
- Traditionell wird das Fest von musischen Darbietungen und Köstlichkeiten umrandet
Unter den schattigen Bäumen auf dem Vorplatz des Mariendoms sind sämtliche Bänke belegt. Die Türen sind weit geöffnet und so kann man auch hier den Worten von Weihbischof Dr. Dominikus Schwaderlapp zur Mutter-Anna-Wallfahrt der Schlesier lauschen.
Wer zu den Worten auch einen Blick erhaschen wollte, war mit Sicherheit früh dran oder durfte der Messe im Stehen beiwohnen, denn der Dom war rappelvoll. Wie immer, wenn die Schlesier einmal im Jahr, und das schon seit mehr als 20 Jahren, zum St. Anna Festgottesdienst nach Neviges einladen.
Viele erinnern sich an die Geschichte der Familie
Die Messe ist stets etwas ganz Besonders, denn sie wird nach schlesischen Liturgien gehalten und es werden schlesische Lieder gesungen. „Man kann schon sagen, dass ist für uns ein Highlight im Jahr“, sagt Renate Sappelt, eine der Organisatorinnen. Auf ihrem T-Shirt steht „im Herzen Schlesier“ – denn sie selbst ist in Deutschland geboren. „Wir sind zuhause aber mit schlesischen Traditionen aufgewachsen, da hat man schon eine besondere Verbundenheit zu.“
Regelmäßig fährt sie mit ihrer Familie nach Schlesien und besucht dort, was ihre Großeltern einst zurücklassen mussten. „Einen Hof gibt es schon nicht mehr, der andere verfällt zunehmend. Das tut schon sehr weh zu sehen und nichts unternehmen zu können.“ Denn als Deutsche können sie den Hof mitsamt des umstehenden Landes nicht einfach kaufen.
Eine große Verbundenheit zur Heimat
„Wenn mir heute gesagt wird, du warst damals ja auch ein Flüchtling, muss ich korrigieren. Ich bin ein Vertriebener, das ist ein großer Unterschied“, erklärt Josef Olbrich. 1936 geboren, musste er sich mit seiner Familie 1946 auf die Flucht begeben. „Das hat man noch gut in Erinnerung“. Auch für ihn ist die Verbundenheit zu seinen Landsmännern wichtig, „wir hätten damals bleiben können, weil mein Vater Bäcker war, aber jeder hat gesagt, es wäre besser zu gehen und wir hätten dann auch kein Deutsch mehr sprechen dürfen.“
Mittlerweile fühlt er sich, 1954 nach Neviges gekommen, hier beheimatet. Die Tradition der Schlesier bei dieser Wallfahrt aufleben zu sehen lässt aber seine Augen strahlen.
Ein besonderer Moment für den Weihbischof
Auch für den Weihbischof war es ein ganz besonderes Ereignis, den Festgottesdienst für die Schlesier im Mariendom abhalten zu dürfen – er war Sekretär von Kardinal Meissner, der selber Schlesier war. „Ich habe an seiner Seite viel erlebt, zum Beispiel die kernige und bodenständige Förmlichkeit, aber auch das gute Essen. Ich habe in dieser Zeit ordentlich zugelegt“, sagt er, den Bauch reibend. Schwaderlapp:„Mir ging es unter die Haut, als ich heute die schlesischen Lieder gehört habe, denn sie haben viele Erinnerungen an die Zeit mit Meissner geweckt.“
Die Mutter-Anna-Wallfahrt bedeutete für viele, sich zu erinnern, aber auch die eigenen Traditionen zu feiern. So gab es nach der Messe Gesangsdarbietungen der Oberschlesischen Bergmänner, der Jugendtrachtengruppen, ein Konzert des Oberschlesischen Blasorchesters und natürlich auch reichlich traditionelle Kost – nicht nur zur Freude des Weihbischofs.