Velbert. Die Veranstaltungshäuser in Velbert sind wegen des Coronavirus geschlossen. Die „Kulturloewen“ liefern ihre „Ware“ nun auf anderem Weg: frei Haus

Not macht erfinderisch und kreativ. Und was zum Beispiel Gastronomen mit ihren Abholangeboten, vor allem aber mit ihren Lieferservices jetzt auf die Beine stellen, das können die „Velberter Kulturloewen“ schon lange. Ihre Veranstaltungshäuser in Velbert bleiben wegen der Corono-Pandemie zunächst bis 19. April geschlossen, also setzt das Team, das – präventiv hübsch auf Abstand platziert – in der Vorburg von Schloss Hardenberg arbeitet, auf alternative Wege wie Radio und Social-Media-Kanäle und hebt das Programm „Kultur im Wohnzimmer“ aus der Taufe. Der erste Aufschlag ist gleich am kommenden Freitag.

Einschalten und lauschen

Die von den „Kulturloewen“ präsentierte Radioreihe startet mit in Musik gehüllten Geschichten speziell für Kinder. Einfach am 3. 4. um 18 Uhr „Radio Neandertal“ (UKW 97.6) einstellen, dort liest dann Suzan Smadi von der Hör- und Schaubühne (Stuttgart) „Eichhorn und Ameise feiern Geburtstag“ nach dem Buch von Toon Tellegen für Zuhörer ab fünf Jahren. Tellegen gilt als Grenzgänger zwischen Kinder- und Erwachsenenliteratur; er erzählt Geschichten von Freundschaft und Einsamkeit, Freude und Trauer, Ausgelassenheit und Stille. Am 17. 4., 18 Uhr, ist Andrea Lucas vom Wolkenstein Theater aus Heimbach an der Reihe. Sie liest „Der weiße Wolf“ für Mädchen und Jungen ab acht Jahren. Das Märchen aus dem Kopf und der Feder von Paul Maar erzählt eine Geschichte von „sagenhafter“ Größe. Und voraussichtlich ist das Theater mit der Geschichte im März nächsten Jahres livehaftig in der Vorburg zu Gast.

Zeit, Liebe und Arbeit reingesteckt

Die „Kulturloewen“ – hier bei ihrer Erstpräsentation – wollen die Kontakte zu ihrem Publikum und zu den Künstlern nicht abreißen lassen.
Die „Kulturloewen“ – hier bei ihrer Erstpräsentation – wollen die Kontakte zu ihrem Publikum und zu den Künstlern nicht abreißen lassen. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Die „Kulturloewen“ haben nach eigener Auskunft nach Bekanntwerden des Aus für die Veranstaltungen – „Als die Auflage kam, war das schon ein Schock“ (Linda Frenzel) – überlegt, wie man mit der Situation umgehen könne und was aus dem Programm werden solle, in das man „so viel Zeit, Liebe und Arbeit“ gesteckt habe, so die KVBV-Betriebsleiterin weiter. „Kultur im Wohnzimmer“ diene auch dem Ziel, die Beziehungen und die Kommunikation nicht abreißen zu lassen sowie in Zeiten von Veranstaltungsabsagen Künstler zu unterstützen und ihnen eine Plattform für ihre Beiträge zu bieten.

Verschieben statt abzusagen

„Wir versuchen zu verschieben und nicht abzusagen“, beschreibt Anja Franzel das prinzipielle Vorgehen. Dabei habe man beide Seiten im Blick: Publikum und Künstler. Mit letzteren telefoniere man auch viel, so die künstlerische Leiterin weiter. Allerdings sei derzeit nicht absehbar, wie lange und wohin man verschiebe. Betroffen seien bislang u. a. verschiedene Kinder- und Jugendveranstaltungen, Folkwang-Kammersensemble, Markus Barth etc. Der diesjährige Kultursommer wandert komplett nach 2021 rüber.

Comedy und Poetry Slam

Aber weiter im aktuellen Programm mit Lesungen, Musik und Comedy: Am 10. 4. liest erneut Suzan Smadi, und zwar aus „So zärtlich war Suleyken“ Kurzgeschichten nach Siegfried Lenz. Am 24. 4. folgt Thomas Hoeveler vom Kleinewelttheater (Langenberg) mit skurrilen Kurzgeschichten aus der Küsschenreihe von Roald Dahl. Zudem werden ab sofort bis 25. 4. samstags um 19 Uhr neue künstlerische Kurzbeiträge auf den Social-Media-Kanälen bei Instagram (velberter_kulturloewen) und Facebook (Velberter Kulturloewen) veröffentlicht: Comedy von Bora Altun, dem Schlüsselcomedy-Gründer, Poetry Slam von Jan Schmidt und ein musikalischer Kulturpodcast für Jung und Alt von Alexandra Bongers, der Leiterin der „AliBo“-Theaterschule Velbert.

Mitmacher sind gesucht

Meinungen und Anregungen sind ausdrücklich erwünscht

Der Kultur- und Veranstaltungsbetrieb Velbert (KVBV) firmiert seit vergangenem Jahr unter dem Namen „Velberter Kulturloewen“. Der Bergische Löwe in dem rot-weißen Logo soll als bindendes Symbol aller Stadtbezirke- und teile fungieren. Zudem wurde in den Namen das „Velberter Kulturleewen“ integriert.

Die Akteure wollen „allen Velbertern durch Angebote in den Genres Musik, Kunst und Erlebnis ein Kulturleben schenken“. Sie freuen sich auf ein Feedback oder auch Kulturwünsche und Anregungen per E-Mail an kulturloewen@velbert.de sowie unter 02051 26-2828.

Mitmacher sind über Instagram mit ihren Kurzbeiträgen im Video- oder Audioformat bei der Open Stage willkommen. Einfach den eigenen Feed/Post mit dem #KuimWo und @velberter_kulturloewen markieren. Die Beiträge werden vom 5. bis 30. 4. auf der digitalen Bühne zusammengefasst.

Flexibel auch beim Nachlegen

Alle Künstler hätten „total positiv“ auf die Angebote der „Kulturloewen“ reagiert, eigens dafür Inhalte konzipiert und teils binnen kürzester Zeit geliefert, berichtet Franzel. Und wenn die Häuser noch länger geschlossen bleiben müssen? „Wir nehmen jeden Tag, so wie er kommt“, antwortet Melanie Dunsmore, „und sind flexibel.“ Und wenn nötig, fügt die Teamleiterin Planung hinzu, „legen wir dann eben auch nach.“