Velbert. Die Reisebüros in Velbert versuchen alles, um ihre Kunden aus dem Urlaub zurück zu holen. Wer dennoch unterwegs ist, erlebt Einschränkungen.
Die Entwicklungen rund um die Ausbreitung des Corona-Virus torpedieren auch die Reise- und Ferienpläne von Millionen Menschen. Denn die Liste der Länder, die ihre Grenzen für Touristen dichtmachen, wird mit jedem Tag länger. Mittlerweile gehören dazu so namhafte Urlaubsziele wie etwa die Vereinigten Staaten und natürlich Italien. Sowohl für Touristen als auch für Veranstalter und Reisebüros ist das eine komplizierte Situation.
Das Auswärtige Amt erklärt mittlerweile dazu: „Von nicht notwendigen Reisen in das Ausland wird derzeit abgeraten. Es besteht für viele Destinationen ein hohes Risiko, dass Rückreisen nicht mehr angetreten werden können.“ Wie für die gesamte Gesellschaft, ist die aktuelle Krise auch für die Reisebüros eine ohne Präzedenzfall.
Ungewisse Zukunft für Auszubildende
Julia Simmet aus Nierenhof ist Auszubildende in einem Essener Reisebüro. „Ich weiß nicht, was kommt. Wir haben erst kürzlich die Thomas-Cook-Pleite überlebt, jetzt kommt Corona“, sagt sie. Für die 20-Jährige hat die Krise zudem persönliche Konsequenzen. Sie ist im zweiten Ausbildungsjahr und hätte in den kommenden Tagen ihre Zwischenprüfung geschrieben. Die ist aber bis auf weiteres ausgesetzt. „Es ist insgesamt für alle eine schwierige Situation.“
Die Corona-Krise ist eine Ausnahmesituation, die die gesamte Touristik-Branche jetzt meistern muss. Die Weltorganisation für Tourismus (UNWTO), ein Ableger der Vereinten Nationen (UN), erklärte kürzlich, sie rechne damit, dass 30 bis 50 Milliarden US-Dollar ausblieben, die sonst Touristen für Reisen ausgeben würden. Die meisten Reiseveranstalter haben ihre Pauschalreisen auch mindestens bis ende April abgesagt. Um bald wieder normal ins Geschäft zurückkehren zu können, hat der Konzern sogar Hilfe vom Staat beantragt.
Kunden stornieren eher als dass sie umbuchen
Das Velberter „Reisebüro Drei Null Drei“ versucht momentan, seinen Kunden in der schwierigen Zeit so gut wie möglich zur Seite zu stehen. Viele Reiseveranstalter böten etwa kostenlose Stornierungen oder Umbuchungen an, gerade letztere würde aber kaum jemand wahrnehmen. „Ich glaube“, sagt Geschäftsführerin Ana Represas, „bisher hat ein einziger Kunde seine Reise auf ein späteres Datum verlegt. Die Meisten stornieren lieber kostenlos.“
Um mit den Kunden zu kommunizieren, wählt das Reisebüro auch eher ungewöhnliche Wege. „Wir kommunizieren viel über Facebook und legen den Leuten zum Beispiel den Newsletter des Auswärtigen Amtes ans Herz“, sagt Represas. Für Kunden, die sich bereits im Ausland aufhalten, ist die Situation oft unübersichtlich. „Das gestaltet sich schon schwierig“, erklärt sie, „aber wir rufen die Kunden vor Ort an oder es gibt Kontakt mit der persönlichen Reiseleitung“.
Porto statt Kreuzfahrt
Bedingung für Stornierungen
Das Gesetz erlaube es Kunden, eine Pauschalreise kostenfrei zu stornieren, wenn am Urlaubsort „unvermeidbare und außergewöhnliche Umstände“ aufträten, heißt es vonseiten des Auswärtigen Amtes (AA).
Eine Reisewarnung des AA – wie es sie etwa inzwischen für die ganze Welt gibt – sei dafür ein Indiz. Aber auch ohne Reisewarnung könnten die Voraussetzungen für eine kostenlose Stornierung da sein. Betroffene sollten sich mit ihrem Reisebüro in Verbindung setzen.
Obwohl etwa TUI oder FTI das operative Geschäft eingestellt hätten, kommunizierten auch diese Veranstalter mit ihren Kunden – zum Beispiel per SMS –, um sie schnell nach Hause zu bringen. Brigitte Rosik etwa ist momentan in Porto – wenngleich individuell, also ohne Reisebüro oder Veranstalter. Die Velberterin hatte mit ihrem Mann eigentlich eine Kreuzfahrt in die Vereinigten Arabischen Emirate gebucht, diese wurde aber am Abend vor Reiseantritt abgesagt.
„Wir haben uns dann kurzfristig überlegt, nach Porto zu fliegen“, erzählt sie am Telefon. „Die Hinreise war gut, aber schon im Flugzeug gab es einige Menschen, die mit Mundschutz geflogen sind.“ In Porto angekommen, habe sie ab dem zweiten Tag Einschränkungen bemerkt: Museen sind abgeriegelt, in Restaurants und Bars müssen Tische gesperrt werden, vor Supermärkten und Apotheken bilden sich Schlangen. Trotzdem seien noch immer zahlreiche Touristen in der Stadt.
Odyssee auf dem Rückflug
„Wir haben das Beste aus der Situation gemacht. Das Wetter ist schön und wir haben viele Gebäude von außen angeguckt. Porto ist eine superschöne Stadt.“ Was den Rückflug angeht, ist Rosik zuversichtlich: „Der Flug ist bestätigt.“ Bei einer ihrer Arbeitskolleginnen war das schon schwieriger: Ihr Flug aus Kapstadt wurde gestrichen, sie muss nun zuerst mit Ethiopian Airlines nach Äthiopien fliegen, von dort nach Frankfurt, dann nach Düsseldorf. Eine Odyssee, die momentan viele Reisende auf sich nehmen müssen.