Velbert-Langenberg. Obwohl es ordentlich stürmte, kamen die Langenberger wieder zu ihrem Karnevalszug. Und dafür bekamen sie auch ordentlich etwas geboten.
Bunte Schirme statt Kostüme: So sieht es beim Tulpensonntagszug an der Alten Kirche aus. Die Langenberger lieben ihren Karneval – schließlich haben sich mehrere hundert Faschingsfreunde in der Altstadt versammelt, um das beste aus dem Tag herauszuholen. Und das, obwohl anderswo, etwa später am Tag in Tönisheide, Karnevalsumzüge abgesagt wurden. Doch weder Wind noch Nässe können den Langenberger Jecken die Laune verderben.
Ur-Langenberger sichert sich trockenes Plätzchen
So hat sich Ur-Langenberger Edgar „Ede“ Reich gleich ein trockenes Plätzchen gesichert. Mit schwarzer Perücke und einem dicken braunen Fell ist er aber auch so gut vor dem Wetter geschützt. „Ich bin natürlich ein Neandertaler“, erklärt er stolz und setzt sich in Pose, man sei ja schließlich im Neandertal. Und: „Es ist ein Segen, dass Langenberg überhaupt einen eigenen Zug hat“, kommentiert Freundin Isabelle. Obwohl von ihrem Pippi Langstrumpf Kostüm nur die Sommersprossen und Zöpfe übrig zu sehen sind, ist sie bester Laune.
Der Karnevalszug gehört für sie zum festen Frühjahrsprogramm, und vor zwei Jahren konnte sie mit der Grundschule Kuhstraße selbst am Zug teilnehmen. Heute stehen die beiden aber nur am Rand und warten gespannt auf die Wagenkolonne.
Auch Firmen und Betriebe beteiligen sich
Da rollt auch schon der erste Wagen vor. Den Anfang macht der Reifendienst Kuge. Mit eigener Musik sorgen die Narren und Närrinnen auf dem Wagen bei den Erwachsenen für gute Stimmung. Bei den Kindern können sie mit einer großzügigen Menge an Leckereien punkten. Die Belegschaft von Malerfachbetrieb Klaus Peter Werner hat sich natürlich eindeutig kostümiert. Da bleibt nur zu hoffen, dass die Farbe auf den Kitteln, dem Wetter standhalten kann.
Der Höhepunkt des Zugs ist für Ede aber ganz klar der Gerüstbau Motzkau. „Bereit für die fünfte Jahreszeit?“, heißt es auf seinem bunt geschmückten Wagen. Als erster Vorsitzender der Langenberger Werbevereinigung ist Jörg Motzkau direkt für den Karneval verantwortlich. „Wir sind halt ein Dorf und das sind eben alles lokale Größen“, findet Ede.
Für den Ernst sorgt eine Bürgerinitiative
Doch auch ein bisschen Ernst muss beim Narrenfest mal sein. Dafür sorgt die Bürgerinitiative Großes Feld. „Betonierer macht euch vom Acker“ und „Nachdenken statt Geld versenken“, heißt es auf ihren Schildern. Dass es heute nicht nur Tropfen, sondern auch Konfetti und Kamelle regnet, war aber lange nicht in Stein gemeißelt. „Der Zug stand lange auf der Kippe“, berichtet DJ Ralle, vom RMM-Eventmanagement.
Zum achten Mal ist der Langenberger bereits für Musik und Moderation verantwortlich und unterstützt den Karneval mit seinen Spenden. Auch wenn der Platz lange nicht so voll ist wie bei gutem Wetter, ist er von der Standhaftigkeit der Langenberger begeistert. Und obwohl ihm der Sturm schon ein paar Mal den Pavillon weggerissen hatte, ist er zufrieden. „Es hat sich auf jeden Fall gelohnt“, findet Ralle, der nach Ende des Zuges bei der Aftershowparty in der Erlebnisgastronomie Alt-Langenberg für die richtige Stimmung sorgt. Die eingefleischten Karnevalsfreunde feiern dort unbehelligt von Wind und Wetter bis in den Abend hinein weiter.
Nur dieser Zug kommt infrage
Gut ein Dutzend Wagen
Beim traditionellen Tulpensonntagszug in Langenberg nehmen vor allem lokale Vertreter an der Wagenkolonne teil. Dazu gehören unter anderem auch die Frauenkirche oder der Bürgerbus.
Rund 250 Besucher warteten gespannt auf das gute Dutzend Wagen. Das Prinzenpaar hat in diesem Jahr nicht am Zug teilgenommen, wodurch die Langenberger auf den Prinzenwagen verzichten mussten.
Jetzt zieht aber erst einmal der MTV vorbei: Als Fußtruppe hat sich der Verein etwas ganz Besonderes ausgedacht. Unter großem Helau werfen sie nicht nur Süßigkeiten, sondern auch Taschentücher. Zuletzt holen sie ein großes, buntes Schwungtuch hervor und katapultieren Kamelle und Tempos weit in die Menge. Dorthin hat sich heute auch ein kleiner Eisbär verirrt und sitzt begeistert auf Papas Schultern. „Wir haben wirklich geschwankt, ob wir uns das bei dem Wetter antun wollen“, erzählt Mama Vanessa Diesner, „Aber der Kleine wollte unbedingt Süßigkeiten fangen.“
Als Langenbergerin mit Herz und Seele, käme für sie auch nie ein anderer Zug infrage. Wäre der Karneval ausgefallen, dann wären sie wohl ganz zu Hause geblieben, meint Diesner, denn für sie hat ihr Stadtteil einen ganz besonderen Charme. „Die Altstadt. Die Kirche“, zählt sie auf, „Das macht es hier so besonders.“ Nachdem der letzte Wagen vorbeigerollt ist, wollen sie aber schnell nach Hause. Dann gilt es Eisbär Max wieder in einen Menschen zu verwandeln – und die Kälte aus den Knochen zu jagen.