Velbert. Die Sparkasse HRV sieht im Kreis Mettmann aktuell nicht die Gefahr einer Immobilienblase. Institut legt in Velbert die Bilanz für 2019 vor.

Die ersten sechs Monate des zurückliegenden Geschäftsjahres seien verhalten verlaufen, doch schließlich habe man eine „Super-Jahresend-Rallye“ hingelegt, berichtet Jörg Buschmann. „Die Ziele, die wir uns gesteckt haben, wurden erreicht“, so der Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Hilden - Ratingen - Velbert (HRV). „Man muss allerdings ganz klar sagen, dass wir uns nach Jahren der Nullzinsphase und gestiegener Bankenregulierung inzwischen auf einem anderen Ertragsniveau bewegen. Unter den gegebenen Rahmenbedingungen können wir mit dem Ergebnis zufrieden sein.“

Ausschüttung an die drei Städte

Führender Sponsor in allen drei Städten

„Auch hier wird die Luft dünner“, sagt Vorstandschef Buschmann. In 2019 unterstützte die Sparkasse HRV 300 lokale Einrichtungen mit Sponsoring, Spenden oder aus Stiftungsmitteln und agierte bei etlichen größeren Projekten auch als Hauptsponsor.

Insgesamt 900.000 Euro incl. der PS-Erträge bekamen gemeinnützige Institutionen in Hilden, Ratingen und Velbert – Sport- und Kulturvereine, Kitas und Schulen, Senioren- und Pflegeeinrichtungen. Damit trägt die Sparkasse dazu bei, die Vereinslandschaft in ihrem Geschäftsgebiet zu erhalten und das ehrenamtliche Engagement zu stärken.

Die Bilanzsumme ist um 4,1 Prozent auf mehr als 3,5 Milliarden Euro gestiegen. Die Ertragslage wird im Haus als „nach wie vor solide“ bewertet, so dass auch erneut eine Ausschüttung an die Träger möglich sei. In der Vergangenheit flossen an die drei Städte nahezu ausnahmslos per anno zwei Millionen Euro. Der Jahresüberschuss beträgt jetzt 3,4 (zuvor 3,9) Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote liegt bei 17,9 Prozent.

Mit Geld geflutet

Blickten auf das Geschäftsjahr 2019 zurück: Josef Stopfer (Vorstandsmitglied) und Jörg Buschmann (li.), Vorstandsvorsitzender.
Blickten auf das Geschäftsjahr 2019 zurück: Josef Stopfer (Vorstandsmitglied) und Jörg Buschmann (li.), Vorstandsvorsitzender. © FUNKE Foto Services | Alexandra Roth

Die Rahmenbedingungen seien „alles andere als gut“ gewesen, resümiert Jörg Buschmann. Durch die EZB-Politik sei man quasi des Zinses beraubt worden, die Verdienstmöglichkeiten als klassisches Kreditinstitut würden immer schwieriger. Nichtsdestotrotz erlebte das Kreditinstitut der Bilanz zufolge „im Kundengeschäft ein erfolgreiches Jahr“. Wie Vorstandsmitglied Josef Stopfer darlegte, verbuchte das Wertpapiergeschäft erneut einen deutlichen Zuwachs, lief das Versicherungsgeschäft besonders erfolgreich, wurde auch im Kreditneugeschäft ein Plus deutlich über Vorjahresniveau erzielt. Trotz hartnäckiger Niedrigstzinsen habe es erneut deutliches Wachstum im Einlagenbereich gegeben. Buschmann: „Wir werden geflutet mit Geld.“

Nachfrage übertrifft Angebot

Mit der Beschreibung „Der Markt ist trocken“ geht Buschmann zu den Immobilien über. Hier überstieg die Nachfrage ganz klar das Angebot, ist das Preisniveau weiter gestiegen und vermittelte HRV 94 Objekte mit einem Gesamtkaufpreis von 25,4 Millionen Euro: „Die Lage im Kreis Mettmann ist entspannter als in vielen Großstädten. Die Gefahr einer Immobilienblase ist hier nicht zu sehen.“

Keine Giro-Preiserhöhung

Hinsichtlich des bestehenden Filialnetzes steht nach Auskunft der Sparkasse aktuell keine Veränderung an, ist für dieses Jahr nichts geplant. Die Filial-Frage hängt Buschmann zufolge letztlich stark davon ab, ob und in welchem Maß die Kunden die jeweilige Einrichtung tatsächlich nutzen. Man beobachte das ständig. Der Vorstandschef geht überdies davon aus, dass sich hierzulande „tendenziell“ die Preise für Bankdienstleistungen den internationalen europäischen anpassen werden. „Für 2020“, sagt Josef Stopfer, „ist keine Giro-Preiserhöhung eingeplant.“

Kunden mit hohen Einlagen im Fokus

Zum Stichwort Strafzinsen war zu erfahren, dass die Sparkasse HRV von Kommunen im Fall einer Einlage ab einer Million und bei gewerblichen Kunden ab 500.000 Euro ein so genanntes Verwahrentgelt in Höhe von 0,5 Prozent erhebt. Nunmehr spreche man mit solchen Kunden, die ebenfalls mehr als 500.000 Euro an Einlagen hätten, sagte Jörg Buschmann auf Nachfrage. Aber 99 Prozent aller HRV-Kunden werde das Thema nicht betreffen.