Tönisheide. . In der SparkasseTönisheide gibt es ab dem 28. 12. 2018 keine Beratung mehr. Die Filiale wird SB-Standort. So sind die Reaktionen der Bürger.
Ein Schwätzchen mit der Angestellten, Überweisungen am Schalter selbst abgeben – das ist ab heute in der Sparkasse Tönisheide nicht mehr möglich.
Die Filiale an der Nevigeser Straße wird zum Selbstbedienungs-Standort umfunktioniert. Geld am Automaten abheben, Kontoauszüge ziehen – alles kein Problem. Was fehlen wird, das ist die persönliche Beratung vor Ort. Menschen, die hinter dem Schalter noch mal einen Blick auf die Überweisung warfen, ob auch alles vollständig ist. Und gegebenenfalls beim Ausfüllen halfen. Eine Sparkasse ausgestattet mit Automaten – das stimmt viele Tönisheider traurig, manche richtig wütend.
So etwa Heinz Giegold (82), der sich vergeblich Hilfe von der Politik erhoffte: „Ich hab schon bei Herrn Sträßer protestiert, das kann ja wohl alles nicht wahr sein. Aber der sagte auch nur, er könne nichts dagegen machen.“ Aber zumindest habe sich der CDU-Landtagsabgeordnete mit Wahlkreis Velbert, Wülfrath und Teilen Mettmann seine Sorgen geduldig angehört. Sein Tönisheide ohne eine „richtige“ Sparkasse, das kann sich der Senior einfach nicht vorstellen. „Ich bin seit 45 Jahren hier in Tönisheide, die Sparkasse gehört dazu.“ Er habe ja noch Glück, wirft der muntere Senior ein. „Ich fahre ja noch Auto, ich werde dann wohl nach Neviges fahren.“ Das sei wohl der Lauf der Zeit: „50 Prozent machen Bankgeschäfte online, die anderen 50 Prozent sind alte Leute.“
Hannelore Kehrmann (87), die auch gerade aus der Sparkasse kommt, ist nur froh, eine Jahreskarte für den Bus zu haben. „Ich bin außerdem noch ganz gut zu Fuß, aber schön finde ich natürlich nicht, was hier passiert.“
Auch die 87-Jährige wird voraussichtlich in Zukunft ihre Bankgeschäfte an der Filiale in Neviges erledigen. „Geld kann ich ja auch hier am Automaten abholen.
Mit der Bedienung des Geldautomaten kommen jedoch nicht alle Senioren klar, weiß Sparkassenkunde Uwe Heinrich (60) aus Erfahrung: „Ich beobachte häufig ältere Leutchen, die unsicher sind. Oder die nur in Begleitung von jüngeren zum Automaten gehen.“ Dass die Sparkasse Hilden Ratingen Velbert ab heute in der Filiale an der Nevigeser Straße die persönliche Beratung einstellt, „das halte ich für einen Witz, es gibt doch kein anderes Kreditinstitut hier“. Schließlich gingen doch auch alle Geschäftsleute zur Sparkasse. „Hier ist doch nichts anderes, deshalb finde ich das ganz schlimm.“
„Der Metzger macht auch zu“
Die Mitarbeiter kommen in andere Filialen
Einige Service-Leistungen können Kunden aus Tönisheide auch von Haus aus in Anspruch nehmen. Die Telefonnummer des Kundenservice-Centers lautet 02051/3150. Mitarbeiter der Sparkasse sprechen daher auch von telefonischer Filiale.
Die vier Mitarbeiter der Sparkasse in Tönisheide bekommen alle Stellen in nahegelegenen Filialen, so versicherte Holger Kleine, stellvertretender Leiter des Vorstandsstabs.
Angelika Hillebrandt ist gerade auf dem Weg zur Bushaltestelle und muss sich sputen. „Das ist alles so traurig. Der Metzger macht zu und jetzt die Sparkasse. Wo soll das bloß enden?“ Wie für Angelika Hillebrandt, so ist die Umgestaltung zum Selbstbedienungs-Standort für viele Tönisheider gleichzusetzen mit einer Schließung. Wo keine Menschen beraten, da ist auch keine „richtige“ Sparkasse.
„Die gehörte einfach hier hin“
„Ich finde das alles sehr, sehr schade, die gehörte einfach hier hin.“ Manfred Korzer hat sich entschieden, künftig seine Geldangelegenheiten bei der Sparkasse in Velbert zu regeln. „Ich hab da mein Konto und mein Schließfach, aber man kommt da natürlich viel schlechter dahin.“ Findet auch Christiane Hammes (63). „Für mich persönlich ist das jetzt nicht so schlimm. Aber wenn ich an meine Mutter denke, das war früher ein Gang: Mit dem Bus hierher, zu Aldi, und eben zur Sparkasse. Das war einfach praktisch.“
„Mir tun vor allem die älteren Herrschaften leid
„Mir tun vor allem die älteren Herrschaften leid“, pflichtet ihr Patric Mende (40) bei. „Man wird ja langsam dazu gezwungen, Bankgeschäfte online zu erledigen.“ Nur noch Automaten in der Sparkasse, „das stimmt mich wehmütig“.
Auch Kirsten und Wolfgang Tippe, beide 70 Jahre alt, gehörten zur Stammkundschaft der Filiale. Und schätzten dort nicht nur die kompetente Beratung. „Das Personal kommt aus Tönisheide, man kennt sich, hat auch mal ein persönliches Wort gesprochen“, meint Kirsten Tippe. Bankgeschäfte online abzuwickeln, nein, das käme ihnen nicht in den Sinn. „Ich wurde schon mal in der Filiale gefragt,warum ich nichts online mache. Da hab ich nur gesagt: Weil ich Ihren Arbeitsplatz erhalten möchte“, ergänzt Ehemann Wolfgang.
Für die Zukunft haben die Tippes schon einen Plan: „Wir erledigen unsere Sachen in der Sparkasse in Neviges. Wenn wir da Donnerstags auf dem Markt einkaufen, gehen wir auf dem Weg gleich zur Sparkasse.“ In der Hoffnung, vielleicht auch ein bekanntes Gesicht hinter dem Schalter zu sehen.
Die Filiale mit geringstem Kundenzulauf
Die Sparkassen-Filiale an der Nevigeser Straße in Tönisheide ist eine von insgesamt vier Filialen, die von der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert (HRV) in ihrem Geschäftsbereich in SB-Standorte umgewandelt und technisch aufgerüstet werden. Das Kundenverhalten habe zu dieser Entscheidung geführt, sagt Thomas Besting, Sprecher der Sparkasse HRV. So sei die Filiale in Tönisheide die mit dem geringsten Zulauf in Velbert.
Eine Filiale, in der nur noch selten eine persönliche Beratung in Anspruch genommen werde, so erklärte der Vorstandsvorsitzende Jörg Buschmann, sei wirtschaftlich und aus kaufmännischer Sicht als personenbedienter Servicestandort nicht zu halten. Immer mehr Kunden, so sei der Trend, erledigten ihre Bankgeschäfte online.
In Tönisheide wurden die Kunden der Sparkasse bereits im Juni über die bevor stehende Umwandlung zu einem SB-Standort informiert, unter anderem wurden den Kunden Schließfächer in den Filialen Neviges und der Hauptfiliale in Velbert-Mitte an der Friedrichstraße angeboten. Wer schlecht zu Fuß ist: „Über unseren Kundenservice-Center können Überweisungen telefonisch in Auftrag gegeben werden. Auch der Kontostand kann über das Telefon abgerufen werden“, so Holger Kleine, stellvertretender Leiter des Vorstandsstabs.