Velbert. Die Ratsgremien stimmen über den Bebauungsplan ab. Für die Bürgerinitiative und einige Parteien sprechen viele Gründe gegen das Gewerbegebiet.

Der Bebauungsplan Große Feld, der ein großes Gewerbegebiet auf einer landwirtschaftlich genutzten Fläche an der Langenberger Straße ermöglichen soll, durchläuft jetzt die Ratsgremien. Am Dienstag, 28. Februar, befasst sich ab 17 Uhr der Bezirksausschuss mit den Plänen. Die Gegner des Gewerbegebietes wollen in der Sitzung vor Ort sein. Gegenüber der WAZ erläuterten sie, warum sie gegen den Bebauungsplan sind: Sie halten ihn für ökologisch und ökonomisch unsinnig. Die Bürgerinitiative Große Feld rechnet mit Klagen.

„Hier sollen 23 Hektar wertvoller Ackerboden vernichtet werden, für eine Gebäudefläche von 15 Hektar. Dies ist eine Verschwendung“, sagt Esther Kanschat, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Velberter Stadtrat. „Außerdem werden solch große Gewerbeflächen am Stadtrand überhaupt nicht mehr benötigt“, sagt Thorsten Hilgers (FDP). Die Industrie 4.0 sei anders aufgestellt. „Wir müssen den Dienstleistungssektor entwickeln und zukunftsfähige Branchen stärken. Das findet aber in modernen innenstadtnahen Firmen statt und nicht auf der grünen Wiese“, erklärt Harry Gohr, Fraktionschef der Linken im Stadtrat.

Beratungsrunde beginnt im BZA

Die Beratungsrunde beginnt am 28. Januar im Bezirksausschuss-Mitte, geht Mitte Februar mit einer gemeinsamen Sondersitzung des Umwelt-/Planungs- und Wirtschaftsförderungsausschusses weiter und endet – so die nötige Mehrheit zustande kommt – am 3. März mit dem Satzungsbeschluss im Rat.

Vorlagen für die Sitzung des BZA Mitte – als auch zum Gewerbegebiet Große Feld – sind online im Ratsinformationssystem der Stadt auf www.velbert.de einsehbar.

Geeignete Flächen in Innenstadtnähe

Und auch geeignete Flächen für die Ansiedlung von Gewerbe in der Innenstadt haben die Große-Feld-Gegner bereits ausgemacht. „Das Areal der ehemaligen Pestalozzi-Schule bietet sich für Start-ups ebenso an wie das Hertie-Gelände“, so Thorsten Hilgers. Auch das Gelände der Stadtwerke, die sich verkleinern wollten, sei sehr geeignet. „Das sind acht Hektar, die sehr verkehrsgünstig gelegen sind mit Anbindung an die Autobahn und nach Essen“, so Hilgers weiter.

Bebauungsplan Große Feld
Bebauungsplan Große Feld © Funke | Funke

„Schwierige Topographie“

Die Topographie spreche ebenfalls gegen das große Feld, es sei viel zu hügelig, erklärt Artur Busse von der Bürgerinitiative Große Feld. „Wir kennen einen Unternehmer, der sich für die Ansiedlung dort interessiert hat, dann aber abgesprungen ist wegen der Lage“, so Esther Kanschat. So sei zum einen die Erschließung des Geländes teuer – 20 Millionen Euro in ersten Bauabschnitt – , aber es drohten auch hohe Folgekosten. „Wegen der hohen Erschließungskosten sind die Grundstücke dort zu teuer und nicht konkurrenzfähig gegenüber den Gewerbegebieten, die in der Rheinschiene neu erschlossen werden“, sagt Thorsten Hilgers. Durch die Entwässerung des Geländes und die Unterhaltung der notwendigen Regenrückhaltebecken kämen hohe Kosten auf die Stadt zu, die letzten Endes auf alle Bürger umgelegt würden. „Das Große Feld wird nur ein Loch in den Haushalt der Stadt und der TBV reißen und das Geld der Bürger vernichten“, sagt Can Kulakci von den Linken.

„Wertvolles Ackerland wird vernichtet“

Und dann führen die Gegner natürlich auch noch Umweltschutzgründe an. Hier würde wertvolles Ackerland vernichtet und eine wichtige Kaltluftschneise für die Innenstadt. Zudem gebe es kein geeignetes Abwasserkonzept. „Das Regenwasser würde mit allem Schmutz ungeklärt am Ende in den Baldeneysee laufen“, so Artur Busse. Und für Phasen der Trockenheit dienten die Äcker des Große Feld als Wasserreservoir, so Busse.https://www.waz.de/staedte/velbert/article227940649.ece

So sieht das Gebiet Große Feld von oben aus.
So sieht das Gebiet Große Feld von oben aus. © www.blossey.eu | Hans Blossey

„Bedrohung für Neviges und Langenberg“

Emissionen aus den Gewerbebetrieben würden, so Esther Kanschat, auf die Tallagen Neviges und besonders Langenberg niedergehen, dies hätten schon Gutachten vor mehr als 20 Jahren ergeben und sei in neuen Gutachten bestätigt worden. Deswegen sollten später ansässige Firmen auch nachts keine Spurenstoffe emittieren. „Das wird die Ansiedlung von Firmen nicht gerade erleichtern“, so Kanschat.

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„Hoffen auf andere Mehrheiten“

Mit Spannung blicken die Gegner des Gewerbegebietes auf die Debatten in den kommenden Sitzungen der Ausschüsse und Ratsgremien. Damit muss der Streit um das Gewerbegebiet aber noch nicht beendet sein. „Ich weiß, dass einige Bürger gegen das Gewerbegebiet klagen wollen“, sagt Artur Busse. Und wenn die Klagen sich hinziehen, dann gibt nach den Kommunalwahlen im September andere Mehrheiten im Stadtrat, hoffen die Gegner.