Velbert. . Bei einer Demo gegen das „Große Feld“ marschierten am Samstag rund 250 Teilnehmer durch die Innenstadt. Auch Mitglieder der SPD beteiligten sich.

Die Befürworter für die Schaffung des neuen Gewerbegebietes „Große Feld“ an der Langenberger Straße erhalten Widerspruch aus den eigenen Reihen. „Als Jusos Velbert setzen wir uns für eine intakte Natur ein, grüne Flächen sind eine wahre Oase, die dürfen wir nicht opfern“, forderte Sonja Deinert. Die 28-jährige Beisitzerin im SPD-Ortsverein Velbert fühlt sich für ihre Generation verantwortlich: „Natürlich ist das Schaffen von Arbeitsplätzen ein lohnendes Ziel, aber auf keinen Fall im Tausch gegen unsere Natur.“ Das sahen auch zahlreiche Teilnehmer der Demo am Samstag in der Innenstadt ähnlich.

Jungsozialisten-Vorsitzender Hendrik Olschewski bezweifelt, ob wirklich viele Arbeitsplätze geschaffen werden. „Keine Experimente auf unsere Kosten“, lautet seine Devise. Er hofft, dass er Ratsmitglieder zum Umdenken bewegen kann. Argumente dafür prasselten von dem Karnevalswagen der Bürgerinitiative Große Feld Velbert wie der Kamelleregen vor zwei Wochen. Unterstützung gab es von der FDP: „Wir sind nicht als Vertreter von ökologischer Politik bekannt“, räumte Ratsfraktionsvorsitzender Thorsten Hilgers ein und dankte der Bürgerinitiative für viele neue Erkenntnisse, so bezüglich der Bedeutung der Kaltluftschneise.

Bürgerinitiative befürchtet hohe Erschließungskosten

Der Liberale ist überzeugt, dass trotz der widrigen topografischen Verhältnisse das Gewerbegebiet mit großen Kosten umgesetzt werden kann. „Ich glaube aber nicht, dass wir mehr Gewerbesteuer bekommen“, sagt der Liberale und prangert die Wirtschaftspolitik der vergangenen Jahre an: „Man hat zu sehr auf Schloss und Beschlag gesetzt und hätte früher umdenken müssen.“ Hilgers kennt keinen Investor, der Velbert auserkoren habe.

An der Demonstration gegen die Bebauung des Große Feld nahmen auch die SPD-Mitglieder Sonja Deinert (zweite von rechts) und Juso-Vorsitzender Hendrik Olschewski (Mitte) teil.
An der Demonstration gegen die Bebauung des Große Feld nahmen auch die SPD-Mitglieder Sonja Deinert (zweite von rechts) und Juso-Vorsitzender Hendrik Olschewski (Mitte) teil. © Ulrich Bangert

Arthur Busse wusste wohl etwas von dem Interesse eines Getränkevertriebs und eines Möbellagers. Der erste Vorsitzende der Bürgerinitiative verwies auf die irrsinnig hohen Erschließungskosten von 20 Millionen Euro beim geplanten Gewerbegebiet hin. „Ein Schuldenberg, den die Velberter Bürger abbauen dürfen.“

Martin Schwarz merkte an, dass von der Ratsmehrheit jenes Klimakonzept mit Füßen getreten werde, dass man selbst beschlossen hat. Der Fraktionschef der Piraten bemängelt, dass angesichts der ankündigten Entlassungen bei Automobilherstellern und -zuliefern nicht darüber nachgedacht werde, ob man in 20 Jahren das Gewerbegebiet überhaupt noch braucht.

Für mehr Klimaschutz und gegen „Flächenfraß“

Ingrid Schween von den Linken fragt sich ebenfalls, wie die Industrie in Zukunft aussehen wird. Ihre Partei hatte zunächst dem Gewerbegebiet zugestimmt, hat sich allerdings von Argumenten wie Klimaschutz und Kaltluftschneisen überzeugen lassen: „Wir müssen auf moderne Industrien setzen, dafür brauchen wir das Große Feld nicht.“

Bei der Demonstration wurde schweres Gerät aufgefahren.
Bei der Demonstration wurde schweres Gerät aufgefahren. © Ulrich Bangert

Die Fraktionschefin der Grünen macht sich keine Illusionen: „Wir kämpfen gegen Windmühlen, aber es kommt immer mehr Gegenwind. Wenn wir mit dem Landschaftsverbrauch so weitermachen, haben wir 2090 keine Freiflächen mehr im Kreis“, mahnte Dr. Esther Kanschat. „Es geht nicht nur ums Große Feld“, machte Michael Greshake auf den Flächenfraß aufmerksam. „Landwirtschaftliche Flächen leisten einen Bestand zum Wohlbefinden“, weiß der Ortslandwirt und verwies auf den Klimawandel, den die Bauern spüren. „Mit dem Flächenentzug wird der Zwang zur Intensivierung beschleunigt.“

>> DEMONSTRATION VERLIEF FRIEDLICH

  • Laut pfeifend und hupend zogen die Demonstrationsteilnehmer mit zahlreichen Traktoren von der Kurzen Straße bis zum neu gestalteten Platz am Offers in der Innenstadt.
  • Nach gemeinsamer Einschätzung von Bürgerinitiative und Polizei nahmen 250 Menschen teil. Wie die Polizei mitteilt, gab es keine besonderen Vorkommnisse und alles blieb friedlich.