Velbert. Fünf Stromausfälle in zwei Monaten bei den Stadtwerken Velbert – WAZ fragt nach den Ursachen. Der Versorger könnte mehr tun, wenn man ihn ließe.

Gleich fünf Stromausfälle – zwei in Velbert-Mitte und drei in -Neviges – hat es binnen knapp zwei Monaten gegeben. Da kommt natürlich die Frage auf, ob die Stadtwerke Velbert ihr Geschäft nicht richtig im Griff haben. Grund genug für die WAZ nachzufragen und mal genauer drauf zu schauen. Dabei zeigt sich: In vier Fällen waren es externe Auslöser bzw. Ursachen.

Tor mit Tür war ausgetauscht

So viele Ausfälle in solch einer zeitlichen Dichte habe es bisher wohl noch nicht gegeben, meint auch Bert Gruber. Der Prokurist und Bereichsleiter (Vertrieb, Marketing, Kommunikation) kann sich noch lebhaft an den ersten Vorfall mit Folgen für den Innenstadtbereich erinnern. Am Freitag, 18. 10., „hakte“ es in einer Trafostation an der Friedrichstraße. „Ein ganz kurioser Fehler“, sagt Markus Heins. Was nach Auskunft des für die Stromversorgung zuständigen Fachmanns (Bereich Instandhaltung/Betrieb) hinzu kam: Die Station ist in einer alten Tiefgarage. Und dort sei ohne Wissen der Stadtwerke irgendwann das ursprüngliche Tor mit Tür ausgetauscht worden, so dass man sich nur mit Gewalt und Hilfe der Feuerwehr habe Zutritt verschaffen müssen. 335 Minuten habe es gedauert, bis wirklich alle wieder Strom bekommen hätten.

Bäume kippen nacheinander in die Freileitung

Markus Heins und Bert Gruber erläuterten im Gespräch mit der WAZ die Hintergründe der Stromausfälle, welche Vorkehrungen die Stadtwerke treffen und wie eine Panne abgearbeitet wird.
Markus Heins und Bert Gruber erläuterten im Gespräch mit der WAZ die Hintergründe der Stromausfälle, welche Vorkehrungen die Stadtwerke treffen und wie eine Panne abgearbeitet wird. © FUNKE Foto Services | Uwe Möller

Am 7. 11. – zwei Stunden ohne Strom – seien zwei Schwachstellen zusammengekommen: Im Bereich Alaunstraße sei ein Vogel in eine Freileitung geflogen, zudem habe es bei Erbslöh einen „internen Vorfall“ gegeben. „Beides hat zu einem richtig ordentlichen Kurzschluss geführt.“ Acht Tage später sei im Bereich Mettmanner Straße „ne ganz normale Verbindungsmuffe zwischen zwei 10.000-Volt-Kabeln hochgegangen. Sie hatte eine Außenbeschädigung“. Eine gute halbe Stunde war der Saft weg. Und weiter im Protokoll: Am 9. 12. stürzte im Umfeld von Haus Stemberg ein erster Baum eines Privatwaldes in eine Freileitung, am 15. 12. aus demselben Wald 50 Meter weiter ein zweiter in dieselbe Leitung. Anderthalb bzw. knapp zwei Stunden fiel der Strom aus. Übrigens: Ein ordentlicher (Tief-)Kühlschrank hält seine Temperatur problemlos ein paar Stunden. Man sollte ihn aber nicht aufmachen.

Großprojekte scheitern bisher am Widerstand

Die Stadtwerke haben 1200 Kilometer Kabel im Boden und 100 Kilometer Freileitungen. „Die sind das Allerschlimmste, weil sie Wind und Wetter ausgesetzt sind und Vögel reinfliegen“, erklärt Heins. Ergo würde man sie gerne über zwei Großprojekte für 1,5 Millionen Euro in Neviges – „Weil dort der größte Freileitungsbestand ist“ – in die Erde bringen. „Die Umsetzung scheitert an mangelndem Einvernehmen mit Grundstückseigentümern. Viele sind bereit, aber es hakt immer bei wenigen, die das Ganze bremsen.“ Das Endziel sei: „Möglichst viel (als Erdkabel) im Boden und möglichst wenig in der Luft.“

Technik allein ist nicht ausschlaggebend

Der Versorger investiere „jedes Jahr 1,2 bis 1,4 Millionen Euro in Netzinstandhaltung und -modernisierung“, berichtet Bert Gruber. Es gehe aber nicht nur um Technik, sondern auch um den Umgang. So wolle man das Gesprächsverhalten im Kundendialog verbessern, im Tagesgeschäft bei den Callcenter-Leuten und zudem bei den Technikern in der Netzleitwarte an der Kettwiger Straße. Das ist eine speziell ausgebildete, achtköpfige Truppe.

Aufnehmen, steuern, koordinieren

Markus Heins zufolge handelt es sich um eine Querverbundwarte für Strom, Gas, Wasser sowie (demnächst) Breitband; an sieben Tagen 24 Stunden besetzt, tagsüber zwei Leute, nachts ein Mitarbeiter. „Hier wird alles aufgenommen, gesteuert und koordiniert.“ Vor allem sieht man dort, auf welchem Kabel was passiert ist. Daraufhin wird der Bereitschaftsdienst – für Strom sind das fünf Mitarbeiter – alarmiert und in Marsch gesetzt.

Kabelmesswagen hilft beim genauen Aufspüren

„Ein Kabel geht immer von Umspannwerk zu Umspannwerk“, erklärt Markus Heins das „Einkreisen“ der Fehlerstelle bzw. -quelle, „dazwischen liegt eine Vielzahl von Trafostationen.“ Bei einer Störung fliege dort

Kontakte und Öffnungszeiten der Stadtwerke Velbert

Störungen können bei den Stadtwerken unter folgenden Rufnummern gemeldet werden: 02051 988-555 (Privatkundenservice), 02051 988-200 (Leitwarte) und 02051 98-0 (Zentrale).

Das Kundencenter in der Fußgängerzone ist vom 24. 12. bis 1. 1. geschlossen. Das Geschäftsgebäude, Kettwiger Straße 2, öffnet am 27. 12. von 8 - 13 und am 30. 12. von 8 bis 16.30 Uhr. Der telefonische Kundenservice ist unter 02051 988-555 am 27. 12. von 8 - 13 und am 30. 12. von 8 - 16.30 Uhr erreichbar.

der entsprechende Leistungsschalter raus und zeige zweifelsfrei an, wo genau man weitersuchen müsse. Für das genaue Aufspüren haben sich die Stadtwerke Velbert für 350.000 Euro einen speziellen Kabelmesswagen zugelegt, wie er in Städten vergleichbarer Größe eine Seltenheit ist. Er wurde jüngst mit einem Diagnosesystem aufgerüstet, mit dessen Hilfe die Velberter Techniker gezielt den Instandsetzungsbedarf feststellen und beheben können.