Langenberg. Unbekannte haben in der Nacht auf Mittwoch die Commerzbank-Filiale in Velbert-Langenberg überfallen. Die Täter sprengten einen Geldautomaten.
Am Morgen danach herrscht normale Ruhe in der Langenberger Altstadt, einzig das Klirren von Glas ist zu hören: Vor der Filiale der Commerzbank sind Arbeiter damit beschäftigt, die Folgen des nächtlichen Überfalls zu beseitigen.
Gegen 3 Uhr in der Nacht weckte ein lauter Knall zahlreiche Anwohner im Ortskern. Unbekannte hatten da den Geldautomaten des Geldinstituts gesprengt. Glassplitter flogen bis auf die gegenüberliegende Straßenseite, die Deckenverkleidung riss ab, der Automat ist völlig zerstört.
Täter leiten ein Gasgemischin den Automaten ein
Wie die Polizei mitteilt, haben die beiden Unbekannten offenbar ein Gasgemisch in den Automaten eingeleitet und dann die Explosion ausgelöst. Dann flüchteten die Täter auf einem Geländemotorrad, die Höhe der Beute ist nach Auskunft der Ermittler noch nicht bekannt. Die Beamten stellten aber Tatwerkzeuge und „weitere Tatmittel“ sicher.
„Gehört haben wir den Knall, ja“, berichten Anwohner der Hauptstraße übereinstimmend. „Aber gesehen haben wir nichts. Nur die Polizei und die Feuerwehr.“ Umso größer ist das Entsetzen über die Folgen der Explosion: „Mein Gott, das sieht ja schlimm aus“, äußert sich eine ältere Dame bestürzt. Andere wiederum versuchen es mit einem Scherz: „Gibt wohl kein Geld heute, oder?“ – Doch die Arbeiter können über den Witz nicht wirklich lachen. Sie haben alle Hände voll zu tun, die Schäden zu beseitigen.
Bewohner des Hauseswerden zunächst evakuiert
Da sich die Bankfiliale im Erdgeschoss eines Mehrfamilienhauses befindet, evakuierte die Polizei zunächst das Gebäude; die Bewohner durften aber nach Freigabe durch die Feuerwehr recht schnell wieder in ihre Wohnungen zurück. Verletzt wurde niemand.
Die Polizei geht aktuell davon aus, dass noch mindestens eine weitere Person an dem Überfall beteiligt gewesen sein könnte. Dieser dritte Täter habe möglicherweise die Gasflaschen zur Bank transportiert. Nach Angaben der Polizei wollen Zeugen außerdem zum Tatzeitpunkt einen „dunklen, modernen Pkw mit LED-Beleuchtung“ in Tatortnähe gesehen haben.
Zeugen habenein mögliches Fluchtauto beobachtet
Die Zeugen beschreiben das Auto als „Fahrzeug mit Steilheck“, das mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Dr.-Hans-Karl-Glinz-Straße davonfuhr. Diese Fahrtrichtung wiederum ist identisch mit der Fluchtrichtung der beiden Haupttäter, erläutert die Polizei – denn sie rasten auf dem Geländemotorrad entgegen der Einbahnstraße die Hauptstraße hinauf und weiter Richtung Neviges.
Für die beiden Haupttäter liegt der Polizei auch eine Personenbeschreibung vor: beide sind wahrscheinlich Männer, zwischen 175 und 190 cm groß, haben eine normale Figur und waren insgesamt schwarz gekleidet – mit schwarzen Regenjacken und Regenhosen, die reflektierende Streifen trugen sowie schwarzen Handschuhen. Beide trugen Masken oder Sturmhauben.
Hintergründe des Überfallssind noch unklar
Commerzbank-Kunden bekommen ihr Geld
Commerzbank-Kunden haben laut Bank-Sprecher Matthias Kretschmar mehrere Möglichkeiten, ihre Geschäfte abzuwickeln.
Wer mobil ist, könne auf die Filialen in Velbert-Mitte (Poststraße) oder Essen-Kuperdreh ausweichen. Wer bereits Online-Banking betreibe, könne mit einem Klick den digitalen Kontoauszug freischalten.
Bargeld gibt es an allen Automaten der Cash-Group – u. a. Deutsche Bank, Commerzbank, Postbank – kostenfrei.
In Langenberg sei es laut Kretschmar zudem möglich, in diversen Supermärkten an der Kasse Geld abzuheben – etwa bei Lidl (ab einem Einkauf von zehn Euro), bei Netto oder bei Rewe, jeweils maximal 200 Euro.
„Ob es einen Zusammenhang zu dem Überfall in Heiligenhaus Ende November gibt, können wir noch nicht sagen“, erläutert Ulrich Löhe, Sprecher der Kreispolizei Mettmann. „Dafür ist es noch zu früh.“ Da die Zahl der Automatensprengungen aber NRW-weit zugenommen habe, „gibt es inzwischen eine landesweite Arbeitskommission“.
In 80 Prozent der Fälle, so Löhe, gehe die Polizei davon aus, dass die Taten zusammenhängen und die Täter aus den Niederlanden kommen. „Allerdings können wir nicht ausschließen, dass auch immer mal wieder Trittbrettfahrer am Werk sind.“
Filiale bis mindestens Januar geschlossen
Wie hoch der Schaden ist, das kann Matthias Kretschmar, Sprecher der Commerzbank, noch nicht sagen. Allerdings werde die Reparatur dauern, „da nun Weihnachten und Neujahr vor der Tür stehen.“ Die Filiale bleibe voraussichtlich bis Mitte Januar geschlossen.
Die Fahndung nach den Tätern läuft derweil auf Hochtouren, bislang allerdings ohne Erfolg, obwohl ein Hubschrauber und Beamte aus dem ganzen Kreis Mettmann im Einsatz waren. Die Polizei Velbert nimmt Hinweise zu dem Überfall jederzeit unter der Telefonnummer entgegen.